Bottrop. Bis 2020 soll die Emscher wieder ein sauberer Fluss werden. Nicht nur die Umwelt und direkte Anwohner sollen von der Sanierung des Flusses profitieren: Wirtschaftsforscher errechnen positive Folgen für den Arbeitsmarkt durch die Reinigung des Abwasser-Flusses.
Die Emscher hat wieder gestunken in diesem Sommer. Sie ist eben immer noch ein Fluss voller Abwasser, und je weniger Wasser sie führt, um so schlimmer stinkt sie. Daher redet Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, lieber gleich Klartext. „Wer früher an der Köttelbecke lebte, der war eher geschlagen - durch das Stinken. In diesem Sommer haben wir erlebt, dass es eine ziemliche Belastung werden kann“, sagte er am Rande einer Industrie-Tagung in der Bottroper Kläranlage.
Deshalb nimmt die Emschergenossenschaft viel Geld in die Hand, um das zu ändern. Bis 2020 soll die Emscher wieder ein sauberer Fluss werden. 4,5 Milliarden Euro gibt die Genossenschaft für das Mammutprojekt aus, das manche etwas verharmlosend Emscher-Umbau nennen. Die Emscher-Säuberung, für die die Emschergenossenschaft letztlich drei Jahrzehnte brauchen wird, ist eines der größten Infrastrukturprojekte Europas. Bezahlt wird es vor allem mit dem Geld der Abwassergebühren-Zahler, wie Dr. Michael Henze, Ministerialdirigent im NRW-Ministerium, hervorhob.
Konjunkturspritze made by Ruhri
Die Erneuerung der Emscher ist eigentlich ja nichts anderes als die Beseitigung einer kolossalen Umweltsünde. Gut drei Jahrzehnte arbeitet die Emschergenossenschaft mittlerweile mit enormen finanziellen Aufwand daran.
Welch einen Aufschrei gäbe es heutzutage auch hier, kippten sie einfach ihren Schmutz in den nächstbesten Fluss, weil es einem Konzern dienlich wäre. Doch einst machten die Revierstädte dem frühen Bergbau an Ruhr und Emscher geschuldet die Emscher einfach zu einer stinkenden Kloake. Wegen der Bergbau-Schäden hielten Abwasserkanäle ja ohnehin nicht lang.
Milliardensummen gibt die Emschergenossenschaft aus, um das wieder gut zu machen. Es ist vor allem das Geld der Bürger, das sie dafür in die Hand nimmt. Die Beitragszahler zahlen mit ihren Abwassergebühren brav dafür, die Umweltbelastung wieder zu beseitigen. Mit ihrem Geld wird die Emscher-Säuberung auch zu einem 30 Jahre dauernden Konjunkturprogramm - also mit einer Qualität von vier stets auf sieben Jahre begrenzten Förderprogrammen der EU hintereinander.
Dass die Emschersanierung zur Verbesserung der Umwelt führt, ist der Emschergenossenschaft selbstverständlich klar, doch die Säuberung des Flusses hat auch für die Wirtschaft positive Folgen. Das versucht eine neue Studie zu belegen, die das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in der Welheimer Mark vorlegte. „Durch den unmittelbaren Emscher-Umbau wurden allein in den beteiligten Unternehmen pro Jahr 1400 Arbeitsplätze gesichert und neu geschaffen“, betonte Prof. Thomas Bauer, Vize-Präsident des RWI. Hochgerechnet bis ins Jahr 2020 werde mit dem Milliardenprojekt der Emschergenossenschaft eine Wertschöpfung von 11,9 Milliarden Euro erzielt. Die durch die Emscher-Sanierung gewachsene Beschäftigung führe ja auch zu einer steigenden Nachfrage nach Konsumgütern, dies wiederum erhalte und schaffe weitere Jobs. Letztlich seien es im Durchschnitt jährlich 3700. Hinzu kommen 1,1 Milliarden Euro an Steuereinnahmen und gut 580 Millionen Euro an Beiträgen in die Sozialkassen.
In Dortmund, wo die Emscher-Erneuerung fortgeschrittener sei, führe die dadurch bessere Wohnqualität zu steigenden oder zumindest stabilen Immobilienpreisen. „Wir sehen darin ein Indiz, dass dies auch in anderen Städten erzielbar ist“, sagte Dr. Stempleski. Die Emschergenossenschaft sei ja jetzt dabei den 51 Kilometer langen Emscher-Abwasserkanal von Dortmund bis Dinslaken zu bauen. Gut zehn Kilometer der Emscherkanal-Autobahn sind bekanntlich schon fertig; fast drei Kilometer davon in Bottrop - Streckenrekord.