Bottrop.

Für den „spannendsten Stadtteil“ hält Oberbürgermeister Bernd Tischler den Süden Bottrops, befinde sich der doch im Wandel wie kaum ein anderer. Hauptanteil daran hat die Emschergenossenschaft mit ihrem Mammut-Projekt „Abwasserkanal“, ein 4,5-Milliarden-Investment zwischen Holzwickede und Dinslaken, das jetzt eine neue Ausbaustufe erreicht.

Zwischen Lehmkuhle und der Großkläranlage Welheimer Mark wird im bergmännischen Tunnelvortrieb ein dreieinhalb Kilometer langes Abwasserrohr verlegt. Es hat einen Durchmesser von 2,80 Meter - ein Auto könnte spielend hindurchfahren.

Vom Kloakendasein befreit

Der Abwasserkanal ist Teil eines über 50 Kilometer langen Systems, das das Schmutzwasser von acht Emscher-Städten ab 2017 aufnimmt und die oberirdischen Zuläufe zur Emscher sowie den Fluss selber von ihrem Kloakendasein befreit. Erste Effekte sind in Bottrop zu sehen, zum Beispiel am renaturierten Kirchschemmsbach. „In vier Jahren wird die Emscher wie wir sie kennen der Vergangenheit angehören“, freut sich Tischler über eine „technische Meisterleistung, die weitgehend unsichtbar ihre Aufgabe erfüllen wird“.

Vom „Emscherschnellweg unter Tage“ spricht denn auch der Chef der Emscher-Genossenschaft, Jochen Stemplewski, der an der Baustelle nahe der Anbindung zur A 42 an der Essener Straße in Lehmkuhle Gäste empfing, um den Startschuss für eine Maschine zu geben, die sich durch den Untergrund bohrt und dafür sorgt, dass auf dem Teilstück bis zum Sommer 2015 über tausend der tonnenschweren Rohrelemente eingesetzt werden.

Ganz im Sinne bergmännischer Tradition war Bürgermeisterin Monika Budke gebeten worden, eine Patenschaft über den Tunnel, der nun auch ihren Vornamen trägt, zu übernehmen. Nicht minder traditionell zuvor die Segnung einer Figur der „Heiligen Barbara“, die einen dauerhaften Platz am unterirdischen Tunnelbeginn erhält.

Der Kanal bekommt in Abständen von 600 Metern Schachtbauwerke, die im späteren Betrieb als Einstiegsmöglichkeit für Wartung, Inspektion und Instandhaltung dienen. Diese bis zu 40 Meter breiten und tiefen Schächte werden während der Bauzeit als Start- und Zielpunkte für den unterirdischen Vortrieb genutzt. Sie verschlingen den größten Teil der Investition.

Als Hauptunternehmer ist „Porr“ mit Sitz in Wien tätig, darüber hinaus sind zwei Dutzend Unternehmen aus der Emscher-Region mit Aufträgen betraut worden.