Bottrop. Die Pegel des Flusses sind in diesem Monat besonders niedrig. Deshalb nimmt wegen des weniger verdünnten Abwassers die Geruchsbelästigung zu. Doch der neue unterirdische Kanal sorgt bald für Abhilfe.
An der Emscher stinkt es. Jeder, der sich in der Nähe des Flusses aufhält, riecht das, wenn der Wind ungünstig steht. „Wenn es von der Emscher her bläst, und es über 30 Grad warm ist, dann haben wir hier immer wieder einmal den typischen Geruch der Emscherregion in der Nase“, sagt Johannes Lensing, Betriebsleiter des Restaurants im Bernepark. „Unsere Gäste nehmen das mit Humor“, sagt Lensing. Die meisten kommen ja aus der Gegend und wissen, wo sie sind. Schließlich liegt das Restaurant auf dem Gelände eines früheren Emscher-Klärwerks. „Wie lange ist die Emscher jetzt schon so schmutzig - 100 Jahre?“, meint der Restaurant-Chef.
Abwasser aus Essen und Ebel
Der Gestank des Abwasserflusses nimmt zu, weil die Emscher in diesem August ausgesprochen wenig Wasser führt. Selbst im besonders heißen Sommer vor zehn Jahren lag der Wasserstand höher als jetzt. Das liege nicht nur an den geringen Niederschlagsmengen in diesem Sommer, erklärt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, auch weil die Anwohner immer weniger Wasser verbrauchen, sinke die Abwassermenge. „Das dadurch konzentrierte und weniger verdünnte Abwasser in der Emscher führt folglich zu einer höheren Geruchsbelästigung als sonst üblich“, sagte er.
Das ist gerade an der Berne zu spüren, mündet diese doch mit dem Abwasser aus Essen und Ebel in die Emscher. Außerdem drückt ja das Lehmkuhler Pumpwerk Schmutzwasser aus dem Gebiet nördlich der Emscher in den Fluss und fließt dann durch Oberhausen zur Kläranlage Emschermündung.
Als hätte jemand einen Gulli geöffnet
Sauberes Wasser in die Emscher zu leiten, wie es einige Anwohner forderten, um die Abwassermenge damit wieder zu verdünnen und die Gerüche zu beseitigen, weist die Emschergenossenschaft als ökologischen Unsinn zurück. „Zunächst sauberes Wasser schmutzig zu machen, um es anschließend in den Klaranlagen wieder aufwändig zu reinigen“, wie es Sprecher Abawi erklärt, wäre ja obendrein ökonomischer Unfug.
„Im Moment riecht es hier aber gar nicht so schlimm, weil der Wind gut steht. Dreht der sich aber, haben wir es öfter mit so einem Schwall üblerer Gerüche zu tun. Das riecht dann etwa so, als hätte jemand ganz in der Nähe einen Gulli geöffnet“, sagt Restaurant-Chef Johannes Lensing. Doch der Betriebsleiter setzt auf die Zukunft. „Wir haben doch eine gute Perspektive. Es ist ja Besserung in Sicht“, spricht er den fortschreitenden Bau des neuen Abwasserkanals entlang der Emscher an. Die Emschergenossenschaft nennt dieses für die Emscherzukunft entscheidende Projekt plakativ „Emscherschnellweg unter Tage“.
Zahlen und Fakten über die Abwasser-Autobahn
Der Bau dieses neuen Abwasserkanals, der wie ein unterirdischer Emscherschnellweg zwischen Dinslaken und Dortmund liegen wird, soll nach 2017 in Betrieb gehen, kündigte die Emschergenossenschaft an. Der Kanal wird mit einer Länge von 51 Kilometern und einer Tiefe bis zu 40 Metern der größte Abwasserkanal Europas sein.
Von den insgesamt 3300 Metern Kanalstrecke in Bottrop sind bis jetzt 2075 Meter fertig. Noch in diesem Jahr wird die Emschergenossenschaft die verbliebenen 1225 Meter fertigstellen, die Endausbauten der Schächte folgen im kommenden Jahr.
An allen elf Schächten im Stadtgebiet sind die Betonwände für die Baugruben aber bereits verbaut, an zehn Schächten ist auch der Boden ausgehoben. Rund 255 000 Tonnen Erde wurden dabei abtransportiert, listet die Emschergenossenschaft auf. Vier der sechs Tunnelstrecken in Bottrop sind ebenfalls fertig. In 15 bis 25 Metern Tiefe sind insgesamt 700 Rohre mit einer Länge von drei Metern verlegt worden. die längste vorgetriebene Tunnelstrecke misst 660 Meter. Die Zielschächte wurden dabei zielgenau getroffen - die maximal zulässige Abweichung in der Höhe beträgt gerade einmal 5 Zentimeter.