NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin befindet beim Besuch in Bottrop: Die Unternehmen der Region profitieren schon während der Bauphase. Das Bottroper Klärwerk soll zum Kraftwerk werden.
Als Wirtschaftsminister von NRW ist Garrelt Duin (SPD) eine politische Größe, und auch körperlich ist er von stattlicher Figur. Am Rande der riesenhaften Baustelle des neuen Bottroper Pumpwerks, das im Zuge des Emscher-Umbaus bis 2017 für den künftigen Abwasserkanal Emscher entsteht, dürfte aber auch er sich klein gefühlt haben: Von einem schmalen Steg aus, von dem ein Treppenturm mit 170 Gitter-Stufen in die Tiefe führt, blickt man 40 Meter in die Baugrube auf die Köpfe geradezu miniaturhafter Bauarbeiter. Und der Durchmesser des kreisrunden Rohbaus beträgt gleich noch einmal 40 Meter. Mit diesem Pumpwerk soll künftig das unterirdisch abgeleitete Abwasser gehoben und ins benachbarte Klärwerk befördert werden, auf dass es frisch in die saubere Emscher fließe.
Ein wichtiger Teil des Generationenprojekts Emscher-Umbau, das den Minister „seit langer Zeit interessiert“ – jetzt schaffte er es zu einem Treffen mit Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, nach Bottrop. „Es ist ein riesiger ökologischer Gewinn für die Region – und ein ökonomischer“, sagte Duin und verwies auf die Aufträge, die die Emschergenossenschaft an Bauindustrie und mittelständische Unternehmen vergebe. Den offiziellen Zahlen nach wurden allein 2011 191 Aufträge (Gesamtvolumen 175 Mio €) an 200 Firmen überwiegend aus NRW vergeben. „Was mir vorher nicht bewusst war, ist der Beitrag, den Sie zum Thema Innovation City und Energiewende leisten“, sagte Duin dann Richtung Dr. Stemplewski. Deutlich wurde dieser „innovative Weg“ bei der Stippvisite an der Wasserstoffanlage, dem Pilotprojekt EuWaK (Erdgas und Wasserstoff aus Kläranlagen), das das NRW-Wirtschaftsministerium mit 2 Mio € förderte. Bei der Behandlung des Klärschlamms in den Faulbehältern entsteht auch Faulgas. Dieses wird in Erdgas umgewandelt (was etwa für erdgasbetriebene Fahrzeuge genutzt wird); in einem zweiten Schritt wird das Erdgas zu Wasserstoff weiterverarbeitet. Der wird etwa für den Wasserstoff-Bus genutzt – und beheizt die Schule Welheimer Mark.
Schon jetzt, erklärte Emschergenossenschafts-Sprecher Ilias Abawi, würden 60 % des Energiebedarfs der Kläranlage selbst produziert. Künftig sollen es 100 % sein, soll das Klärwerk zum Kraftwerk werden. Neben der Klärgas- und Wasserstoffgewinnung aus der Klärschlammverwertung soll u.a. Solarkraft zur Klärschlammtrockung genutzt werden, so Abawi: „Es soll deutschlandweit die erste zu hundert Prozent Energie-autarke Kläranlage werden.“