Bottrop. Im November 2023 war ein Bottroper Pizza-Bäcker brutal überfallen worden. Nun gab der Angeklagte ein emotionales Geständnis im Prozess ab.

Diese Tat hat den Angeklagten offenbar fix und fertig gemacht: Vor knapp sieben Monaten ist in Bottrop ein Pizzeria-Betreiber überfallen und niedergestochen worden. Im Prozess am Essener Landgericht hat der 22-Jährige nun ein Geständnis abgelegt – voller Emotionen und voller Reue.

„Ich dachte, ich gehe da hin und dann kriegt der ein oder zwei Fäuste“, sagte der Angeklagte den Richtern. Doch dann sei die Situation völlig außer Kontrolle geraten. „Dann habe ich einfach zugestochen.“ Er habe das jedoch gar nicht gewollt. „Ich wollte eigentlich gar nicht da sein.“

Angeklagter aus Bottrop: „Ich dachte, ich drehe durch“

Nach der Tat sei er mit den Nerven völlig am Ende gewesen. „Ich wusste ja nicht, ob der noch lebt.“ Er habe nicht mehr geschlafen, sei in der Bottroper Wohnung seiner Eltern ständig hin und her gelaufen. „Ich dachte, ich drehe durch.“

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Es war ein Bekannter, mit dem er in der Nacht auf den 11. November vergangenen Jahres an der Wohnung des Pizzeriabetreibers aufgetaucht ist. Sein Freund habe ihm erzählt, dass es um eine Abreibung gehe. „Der macht Sachen mit Frauen“, so der Angeklagte im Prozess. Das sollte gerächt werden.

Warum er überhaupt mitgemacht hat, kann sich der 22-Jährige angeblich gar nicht mehr erklären. Nach eigenen Angaben kannte er weder den Pizzabäcker noch die Frau, die angeblich sexuelle belästigt worden ist. In der Wohnung habe sein Bekannter dann plötzlich eine Pistole gezogen. Danach ging es drunter und drüber. „Wir haben uns die ganze Zeit geschlagen.“ Irgendwann habe er dann ein Messer in der Hand gehabt.

„Ich wollte den nicht ausrauben und ich wollte den nicht abstechen“

Die Frau des Pizzabäckers hatte sich damals ins Schlafzimmer geflüchtet und aus dem Fenster um Hilfe gerufen. Auch sie wurde von dem 22-Jährigen angegriffen und in den Schwitzkasten genommen. Als sein Bekannter geflohen sei, sei auch er aus der Wohnung gerannt.

Dass die Geldbörse des Pizzeria-Betreibers mitgenommen worden ist, sei nicht geplant gewesen. „Ich wollte kein Geld“, sagte der Angeklagte den Richtern. „Ich wollte den nicht ausrauben und ich wollte den nicht abstechen.“ Das 52-jährige Opfer hatte Glück. Laut Anklage bestand keine akute Lebensgefahr. Doch die Todesangst ist offenbar bis heute nicht wieder verschwunden.

Der 22-Jährige war ein paar Tage später festgenommen worden. Ein Spezial-Einsatzkommando der Polizei (SEK) war in die Wohnung seiner Eltern gestürmt und hatte ihn mitgenommen. Sein mutmaßlicher Mittäter war bis vor kurzem unbekannt. Der Angeklagte hatte ihn bis zum Prozessauftakt gedeckt, den Namen seines Bekannten dann aber doch noch genannt.

Mutmaßlicher Komplize ist auch festgenommen worden

Wie die Staatanwaltschaft inzwischen bestätigt hat, ist der zweite mutmaßliche Täter nun auch festgenommen worden. Er wird demnächst seinen eigenen Prozess bekommen.

Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag. Die Richter haben allerdings schon signalisiert, dass auch eine Verurteilung wegen Mordversuchs in Betracht kommen kann. Der Prozess wird fortgesetzt.