Bottrop/ Essen. In Bottrop wird der Chef einer Pizzeria überfallen. Der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Täter beginnt mit einer Überraschung.
Die Täter kamen um kurz nach 23 Uhr. Sie waren bewaffnet und maskiert. Vor rund sechs Monaten ist in Bottrop ein Pizzeria-Betreiber brutal überfallen worden. Seit Dienstag steht einer der mutmaßlichen Täter in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: Mordversuch. Der Prozess hatte kaum begonnen, da gab es auch schon den ersten Paukenschlag. Der 22-jährige Angeklagte hat sein monatelanges Schweigen gebrochen und den Namen des bislang unbekannten mutmaßlichen Mittäters benannt. Die Festnahme dürfte nun nur noch eine Frage der Zeit sein.
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Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich in der Nacht auf den 11. November vergangenen Jahres abgespielt haben. Der Gastronom hatte sein Ladenlokal bereits geschlossen. Er befand sich mit seiner Partnerin in einer der darüberliegenden Wohnungen, als es plötzlich klopfte.
Opfer wird laut Anklage von zwei Männern angegriffen
Der 52-Jährige war völlig ahnungslos, als er öffnete. Dann ging alles ganz schnell. Laut Anklage wurde er von zwei Männern attackiert, geschlagen und getreten. Es kam zum Kampf. Der Gastronom will sich nach Kräften gewehrt haben. Doch dann blitzte ein Messer auf. Kurz darauf bohrte sich die Klinge auch schon tief in seine Rippen.
Die ein Jahr ältere Lebensgefährtin des Pizzeria-Betreibers hatte sich gerade noch ins Schlafzimmer retten und die Tür von innen verschließen können. In Todesangst rief sie aus dem Fenster um Hilfe. Dann wurde die Tür aufgebrochen.
Einer der Täter hielt der Frau laut Anklage den Lauf einer Pistole an die Schläfe. Der nun angeklagte 22-Jährige soll ihr die Klinge seines Messers direkt an den Hals gesetzt haben. Der Albtraum war laut Anklage erst vorbei, als die Täter auf einer Anrichte eine Tasche mit Bargeld entdeckten. Sie ließen den Schwerverletzten und die völlig verängstigte Frau zurück und flüchteten.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es die beiden Männer von Anfang an auf die Tageseinnahmen abgesehen haben. Sie sollen gewusst haben, dass das Bargeld nach Feierabend in der Wohnung aufbewahrt wird. Die Beute soll sich auf mindestens 500 Euro belaufen haben.
Erste Festnahme nach drei Tagen: Vom zweiten Täter fehlt jede Spur
Die Polizei hatte nach der Tat eine Mordkommission gebildet und mit Hochdruck nach den Tätern gefahndet. Der 22-Jährige wurde drei Tage nach der Tat festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Zum zweiten mutmaßlichen Täter fehlte bislang jede Spur. Auch ein öffentlicher Aufruf der Polizei hatte offenbar keine Hinweise erbracht. Nach Angaben des 22-jährigen Angeklagten soll es sich um den Freund einer Angestellten der Bottroper Pizzeria handeln.
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Der Gastronom hatte Stich- und Schnittverletzungen, Platzwunden und einen Knochenbruch erlitten. Er war im Marienhospital sofort auf die Intensivstation gekommen. Lebensgefahr bestand aber offenbar nicht. Doch das war laut Staatsanwaltschaft reiner Zufall.
„Es geht ihm sehr schlecht“, sagte seine Anwältin Daniela Cioni am Rande des Prozesses. „Er hat immer noch große Angst, lässt nachts die ganze Zeit das Licht an.“ Die Frau des 52-Jährigen sei sogar vorübergehend nach Italien zurückgekehrt, weil sie es hier nicht mehr aushalte.
Nach dem Überfall: Opfer soll Schmerzensgeld bekommen
Der Angeklagte will sich erst später zu den Vorwürfen äußern. Sein Verteidiger Jan Czopka hat aber schon angekündigt, dass der 22-Jährige zugeben werde, bei dem Überfall dabei gewesen zu sein. Auch Schmerzensgeld soll gezahlt werden. Urteil: voraussichtlich Ende Juli.