Bottrop. Die 27-jährige Friederike Reinold hat ihre Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr begonnen. Nicht nur in Bottrop ist das noch eine absolute Ausnahme.

Eigentlich ist es bei Friederike Reinold wie bei vielen, die bei der Berufsfeuerwehr arbeiten wollen: Der Wunsch kommt meist schon in jungen Jahren. „Als ich sechs Jahre alt war, habe ich das beschlossen. Wir waren im Urlaub und als ich dort die Feuerwehr im Einsatz gesehen habe, war das für mich ganz klar. Das ist aber dann wieder eine Weile bei mir in Vergessenheit geraten,“ erzählt Friederike Reinold. Aber jetzt hat sich der Kreis geschlossen. Sie hat ihre Ausbildung als Brandoberinspektorin begonnen.

Warum das erwähnenswert ist? Friederike Reinold ist die erste Frau, die bei Bottrops Berufsfeuerwehr eine Ausbildung macht. Auch in vielen anderen Städten wäre das sicher eine Nachricht wert, denn selbst im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts liegt der Frauenanteil bei den Berufsfeuerwehren deutschlandweit immer noch im niedrigen einstelligen Bereich.

Frauenanteil bei den Berufsfeuerwehren liegt in Deutschland im einstelligen Prozentbereich

Laut Statistik des Deutschen Feuerwehrverbandes betrug der Anteil Im Jahr 2021 (die jüngsten Angaben der Statistik) knapp drei Prozent bei den Berufswehren, bei Freiwilligen Feuerwehren immerhin knapp elf Prozent. In Bottrop dürften die Zahlen ähnlich sein. Auch in der Jugendfeuerwehr sind immer noch mehr Jungen als Mädchen aktiv, wenn auch da die Zahlen etwas besser aussehen als bei den „Großen“.

Zurück zu Friederike Reinold: Vor der Ausbildung hat die 27-jährige ein Studium in „Forensischer Chemie“ absolviert und mit dem Bachelor abgeschlossen. Auf die Frage nach dem als ziemlich „hart“ geltenden Sporttest, den man im Auswahlverfahren bei der Feuerwehr durchlaufen muss, bestätigt sie: „Ja, das ist nicht ohne. Aber es ist machbar. Ich möchte wirklich die Frauen, die das machen wollen, ermutigen, es zu probieren.“ Sie selbst ist begeisterte Sportlerin, engagiert sich bei der DLRG, hat American Football gespielt und besucht regelmäßig das Fitnessstudio.

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Während ihres Studiums hat sie bereits ein Praktikum bei der Feuerwehr absolviert und dann war für sie der Weg endgültig klar. „Als ich dann in der Bewerbungsphase hier in Bottrop bei der Feuerwehr Gespräche geführt habe, habe ich gemerkt: das passt richtig gut. Auch die Art, wie die Menschen hier miteinander umgehen.“

Emilio Pintea, Erster Beigeordneter der Stadt Bottrop, und als Dezernent für die Feuerwehr zuständig, hat Bottrops erste Feuerwehrfrau in Ausbildung bei der Feuerwehr willkommen geheißen und hofft, dass jetzt viele folgen. „Uns ist klar, dass das ein Bereich ist, in dem der Männeranteil immer hoch sein wird. Aber wir wünschen uns, dass es ein Start für mehr Frauen bei der Berufsfeuerwehr ist, auch hier bei uns.“

Wendepunkt nach über 100 Jahren Bottroper Berufsfeuerwehr

Susanne Lehmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, bekräftigt das und hat die Brandoberinspektoranwärterin bereits kennengelernt. „Nach über 100 Jahren städtischer Berufsfeuerwehr in Bottrop gibt es nun einen Wendepunkt. Friederike Reinold hat sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen alle anderen als Beste durchgesetzt. Das ist auch ein Wendepunkt für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Die neue Kollegin zeigt, dass das Ziel erreichbar ist und wir freuen uns, dass sie bei uns ist.“

So sehen es auch die Kollegen von der Berufsfeuerwehr. „Wir freuen uns, dass die erste Kollegin da ist. Aber für uns ist es auch gute, tägliche Praxis, dass hier Männer und Frauen zusammenarbeiten. Im Rettungsdienst mit den Notärztinnen sind wir ja auch gemeinsam im Einsatz“, erläutert Christian Markwitz.

Friederike Reinold wird nun die zweijährige Ausbildung absolvieren. Dazu gehören unter anderem ein Grundlehrgang, ein Rettungssanitäter:innen-Lehrgang sowie Führungsausbildungen am Institut der Feuerwehr in Münster. Wenn alles klappt, arbeitet sie danach im „Gehobenen Dienst“, wie es früher hieß. Heute heißt das „Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt“.