Bottrop/Essen. Oft vergehen Wochen, bis die Polizei die Fahndungsfotos nach einer Straftat veröffentlicht. Warum? Eine Oberstaatsanwältin klärt auf.
- Wann darf die Polizei Fahndungsfotos veröffentlichen?
- Kann der notwendige Prozess beschleunigt werden?
- Eine Essener Oberstaatsanwältin klärt auf.
Veröffentlicht die Polizei eine Fahndungsmeldung mit Fotos, liegt die Tat, um die es geht, oft Wochen, wenn nicht gar Monate zurück. Viele unserer Userinnen und User wundern sich darüber regelmäßig, kann man sich als Zeuge doch in der Regel kaum an einen Vorfall erinnern, der so weit zurückliegt. Die Oberstaatsanwältin Anette Milk erklärt, warum es mit der Veröffentlichung von Fahndungsfotos manchmal länger dauert. Grundsätzlich ist die Staatsanwaltschaft in Essen unter anderem zuständig für Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck und Hattingen.
Fahndungsfotos: Das sind die Voraussetzungen zur Veröffentlichung
Die entscheidende Vorschrift in diesem Zusammenhang sei Paragraf 131b, Absatz 1, Strafprozessordnung. Dort heißt es: „Die Veröffentlichung von Abbildungen eines Beschuldigten, der einer Straftat von erheblicher Bedeutung verdächtig ist, ist auch zulässig, wenn die Aufklärung einer Straftat, insbesondere die Feststellung der Identität eines unbekannten Täters auf andere Weise erheblich weniger Erfolg versprechend oder wesentlich erschwert wäre.“
Eine Öffentlichkeitsfahndung setze also voraus:
- Eine Straftat von erheblicher Bedeutung. Anette Milk: „Das bedeutet: Straftaten der Bagatellkriminalität scheiden als Grundlage von vornherein aus.“
- Dass die Aufklärung der Straftat/die Ermittlung der Identität des Täters auf andere Weise erheblich weniger Erfolg versprechend oder wesentlich erschwert wäre. Das bedeutet: Man muss vorher versucht haben, den Fall mit anderen Mitteln aufzuklären. „Das kann eine Weile dauern, und damit sind wir schon bei dem ersten Grund, warum es manchmal lange dauert, bis die Fahndung veröffentlich wird“, so Anette Milk.
- Man müsse Fotos auch erst einmal haben, sonst kann man auch keine veröffentlichen. „Auch die Beschaffung von Fotos kann etwas dauern, zum Beispiel, weil man zuerst einmal wissen muss, dass es überhaupt eine Tataufzeichnung gibt (manchmal ergibt sich das erst später) und man den Film erst auswerten und eventuell aufarbeiten muss, um an brauchbare Fotos zu kommen.“
Fahndungsfotos: Das beschleunigt die Veröffentlichung
Nicht die Polizei alleine entscheidet, ob Fahndungsfotos veröffentlicht werden, sondern es bedarf eines Antrags bei Gericht durch die Staatsanwaltschaft.
Und schließlich gelte: „Je schwerwiegender die Straftat und je gefährlicher der unbekannte Täter, desto schneller geht’s“, erklärt die Oberstaatsanwältin. Bei einem Tötungsdelikt könne die Fahndung nach wenigen Stunden schon öffentlich sein, manchmal dauere es Monate. „Sowohl bei der Polizei, als auch bei uns bei der Staatsanwaltschaft ist es leider so, dass wir nicht die Ressourcen haben, um alle Fälle gleich eilig und gleich intensiv zu bearbeiten – auch wenn wir uns nach Kräften bemühen.“ Hinweis: Dieser Text erschien ursprünglich im Jahr 2023.