Bottrop. Die Stadt Bottrop will mit Partnern Angebote für Jugendliche auf dem Berliner Platz machen. Das soll auch der Vorbeugung von Kriminalität dienen.
Für den einen Jugendlichen ist der ZOB am Berliner Platz in Bottrop ein Ort, den er aus Sorge vor Schlägereien oder davor, „abgezogen zu werden“ komplett meidet. Für andere Jugendliche ist es ein Bereich, an dem sie zwar in jüngster Zeit Verbesserungen wahrnehmen, sich aber dennoch nicht gerne länger aufhalten.
Orten wie dem Berliner Platz, meint Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert, an denen man sich unsicher fühle, an denen auch Vorfälle passieren, fehlen unter anderem Angebote für Jugendliche. Stattdessen gebe es dort oft Frust, Langeweile, eine gewisse Hilflosigkeit, die dann in Aggression oder Gewalt umschlagen könne. Dem will die Stadt Bottrop nun zusammen mit Kooperationspartnern etwas entgegenhalten.
Jugendkriminalität ist in Bottrop zuletzt gestiegen
Vor dem Hintergrund der Zahlen aus der jüngsten Kriminalitätsstatistik für 2023 hatte die Stadt Medien und junge Multiplikatoren etwa von der Schülergewerkschaft oder aus dem Jugendparlament zur Vorstellung ihrer Aktivitäten und des neuen Projektes eingeladen. Zur Erinnerung: Insgesamt ist Bottrop vergleichsweise sicher. Die sogenannte Kriminalitätshäufigkeitszahl (Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner) liegt für Bottrop mit 6865 deutlich unter der für den Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen (7396) und der für das Land NRW (7789). Doch die Jugendkriminalität ist, wie im ganzen Land, zuletzt gestiegen. Im Fünf-Jahres-Vergleich ist die Zahl der Tatverdächtigen zwischen acht und 20 Jahren in Bottrop um knapp 30 Prozent gewachsen und lag 2023 bei 723.
Dabei machten eben auch Vorfälle am ZOB und Berliner Platz Schlagzeilen. Und auch wenn diese Bereiche aus ihrer Sicht keine No-Go-Area seien, sei „jeder Vorfall einer zu viel“, betonte Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. Schon länger arbeite eine Arbeitsgemeinschaft Berliner Platz an Konzepten für eine Belebung des Bereichs der positiven Art. „Wir wollen Leute zusammenbringen, das Gemeinschaftsgefühl stärken“, sagt Jugendamtsleiterin Daniela Bockholt. Und damit am Ende das subjektive Sicherheitsgefühl aller.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal
Am kommenden Donnerstag, 25. April, geht es von 17 bis mindestens 19 Uhr unter dem Motto „Jugend in die Mitte“ in Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde St. Cyriakus los. Jeder junge Mensch kann mitmachen, kostenlos, ohne Anmeldung oder irgendeine Voraussetzung. Zum wortwörtlichen Kick-Off ist ein American-Football-Team aus Oberhausen zu Gast, kündigt Henning Welz (St. Cyriakus) an. Pavillons, Hängematten und Sitzsäcke sollen einladend aufgestellt werden.
Sozialarbeiter wollen zu Jugendlichen Kontakt aufnehmen
Als Sozialarbeiter vor Ort wolle man dann auch ansprechbar sein für die Jugendlichen und mit ihnen Kontakt aufnehmen, betont Welz. Gerade in der Innenstadt leben viele, die mit wenig Geld auskommen müssen und oft mit weiteren Problemlagen konfrontiert sind. Welz: „Wir wollen den Jugendlichen zeigen: Wir sind ansprechbar, wir sind da. Und es gibt in der Regel andere Lösungen als eine gewalttätige Auseinandersetzung.“
Jeden Donnerstag soll es ein neues Angebot geben. Das Bündnis Buntes Bottrop als Kooperationspartner kann sich zum Beispiel ein Box-Training mit der elffachen Weltmeisterin im Profi-Muaythai und Kickboxen Julia Symmanek vom Kingz Gym vorstellen. Oder ein Van-Gespräch mit Salon 5 zum Thema Wahlen.
Einmal mit Jugendlichen in Kontakt geraten, wollen die Verantwortlichen auch aufmerksam machen auf weitere Angebote und Initiativen, die es in Bottrop schon gibt. Denn wie zum Beispiel Sinem Alpugan, die Sprecherin des Jugendparlaments, in der Runde deutlich machte, sind diese bei der Zielgruppe oft noch gar nicht bekannt.
- Security-Boss soll Frau vergewaltigt und verletzt haben
- Giftiger Stoff ausgetreten: Sechs Personen verletzt
- Viele Einsen: So gut haben die Abiturienten abgeschnitten
- Kletterarena öffnet nicht mehr für Einzelbesucher
- Kirchhellens Super-Spielplatz kommt 2025
Dabei, so Karen Alexius-Eifert schon zu Beginn der Projektvorstellung, gibt es 18 Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendhilfe sowie mobile Angebote in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern. „Das Konzept der offenen Kinder- und Jugendhilfe ist, dass wir versuchen Angebote zu schaffen, die Kinder und Jugendliche ganz niederschwellig kostenlos in ihrer Freizeit wahrnehmen können.“
Der Austausch werde gesucht, auch indem die Jugendhilfe rausgehe, wie beim Einsatz auf der Karnevalskirmes, ergänzt Jugendamtsleiterin Daniela Bockholt. Teilhabe ermöglichen, im persönlichen Austausch mit Jugendlichen in problematischen Lagen auch Handlungsalternativen aufzuzeigen, gehört für Bockholt zur aktiven Vorbeugung von Kriminalität.
Stadt Bottrop will Wünsche der Jugendlichen zur Innenstadt hören
Das Projekt „Jugend in die Mitte“ wird von einer Gruppe Masterstudierenden unter der Leitung von Professor Dr. Menno Baumann der Fliedner Fachhochschule wissenschaftlich begleitet, der auch bei weiteren Maßnahmen unterstützt und berät. Zudem strebt die Stadt den weiteren direkten Austausch mit Bottroper Jugendlichen an, um ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Beispiel auch bezüglich der Entwicklung der Innenstadt zu hören.