Bottrop. Ein Bottroper, dessen Kind an Depressionen erkrankt ist, sucht den Austausch mit anderen Eltern. Er initiiert eine Selbsthilfegruppe.

Das Schlimmste, sagt ein Vater aus Bottrop, das Schlimmste für ihn ist, wenn sein Kind im Teenageralter sich ritzt, sich absichtlich selbst verletzt. „Mein Kind sagt, es geht ihm schlecht. Aber genauer kann es das nicht benennen.“ Hilflos fühlt sich der Vater dann, kann das Problem kaum fassen, das er so gerne für sein Kind lösen würde.

Bei dem Teenager ist eine mittelschwere Depression diagnostiziert worden; der Bottroper glaubt, dass die schwierige Trennung von seiner Frau mit allen Folgeerscheinungen der Auslöser dafür war. Klinikaufenthalte hat es schon gegeben, therapeutische Behandlungen und Medikamente sollen helfen. Doch die Depression, sie bleibt präsent.

Depressionen gehen einher mit Antriebslosigkeit, Angst, Traurigkeit, Misstrauen

Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Angst, Misstrauen, Enttäuschung, ein Erleben des Ausgegrenztseins – das Gefühlsleben des Teenagers zeigt viele dunkle Facetten. „Ich versuche, mein Kind zu stärken. Das hilft manchmal.“ Und dann wieder nicht. Soll er sein Kind mit Samthandschuhen anfassen? Oder besser ein wenig Druck ausüben? Was ist der richtige Weg? „Zum Teil erlebe ich mein Kind ganz normal. Dann kommt wieder was und haut es um.“

Einen Psychologen zu finden, sei ungeheuer schwierig, beklagt der Bottroper. „Es ist eine Rennerei; es gibt viel zu wenige.“ Seine Vorstellung, wie die Therapie funktioniert – „man guckt zusammen mit dem Kind, was in der Vergangenheit passiert ist“ - stimme nicht mit der Realität überein. Insgesamt fehle es an ambulanten therapeutischen Angeboten und Möglichkeiten der Krisenintervention, die nicht gleich in einen Klinikaufenthalt münden.

Gründungstreffen für Elterngruppe in Bottrop am 8. April

Der Vater sucht nun den Austausch mit anderen Eltern, deren Kinder an einer Depression erkrankt sind. Wie schätzen sie ein, welche Verhaltensweisen zur Pubertät gehören und welche Ausdruck größter seelischer Not sind? Wie gehen sie damit um? Welche Therapieformen haben andere schon kennengelernt – und für hilfreich empfunden? Wo gibt es überhaupt Unterstützung? Auch für die Eltern selbst und Geschwisterkinder, damit sie gesund bleiben in einer Situation, die die ganze Familie belastet?

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Unterstützt wird die Gründung der Selbsthilfegruppe für Eltern depressiver Kinder und Jugendliche durch das Selbsthilfe-Büro Bottrop. Zu einem ersten Kennenlerntreffen sind interessierte Eltern eingeladen am Montag, 8. April, von 19 bis 20.30 Uhr ins Haus der Vielfalt, Gerichtsstraße 3. Infos und Anmeldung: 02041 23019, selbsthilfe-bottrop@paritaet-nrw.org.