Bottrop. Die Geburtsstunde für das Rote Pferd in Bottrop war vor 25 Jahren. Stifter und Künstler freuen sich über die Beliebtheit der Figur.

Das große Rote Pferd am Tor zur Innenstadt ist längst typisch für Bottrop geworden. Mit der schlanken Stahlskulptur an der Kirchhellener Straße wollte Stifter Karl Reckmann ein Zeichen setzen. Dynamik soll das Kunstwerk ausstrahlen und so auch zu einem Symbol für die aufstrebende Stadt werden.

Künstler Johann Hinger hat die aufsteigende Pferdefigur bewusst auf seine Grundlinien reduziert. Trotz ihrer Höhe wirkt die imposante Skulptur so geradezu filigran und ist in ihrem leuchtenden Rot auf dem Weg zwischen Bottrop und Kirchhellen ein Blickfang. „Es ist zu einem richtigen Hingucker geworden“, meint Karl Reckmann zufrieden. „Die Menschen, mit denen ich darüber spreche, sind begeistert“, freut sich der Bottroper.

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Vor gut 25 Jahren schlug quasi die Geburtsstunde des Roten Pferdes. Karl Reckmann konnte damals einen Blick in eine Arbeitsmappe Hingers werfen. Der Künstler hatte darin Skizzen von Entwürfen gesammelt, wie er den Kirchplatz von St. Cyriakus aufwerten würde.

Typisch für den Bottroper Pferdemarkt, der regelmäßig darauf stattfindet, sollte der Platz erscheinen. Die Pläne zerschlugen sich zwar, doch Reckmann konnte sich für die Ideen des Bottroper Künstlers begeistern. Der heutige Ehrenvorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbandes erinnert sich, dass er spontan zu Johann Hinger gesagt habe: „Das ist etwas für mich“.

„Ein olles Bronzepferd sollte es auf keinen Fall werden“

Das Pferd als Zeichen des Aufbruchs und damit als Symbol für seine Heimatstadt, das gefiel dem Bottroper. Der Geschäftsmann rief zu Spenden auf und stiftete Johann Hingers Skulptur aus Anlass seines 50. Geburtstages der Stadt. Eine Firma aus Dorsten brachte den Stahl nach den Entwürfen des Künstlers in Form.

Für Johann Hinger kam für seine Skulptur nur Stahl als Material infrage und es sollten gerade auch die reduzierten Linien sein, die den Pferdekörper andeuten. Viele könnten eben doch etwas mit abstrakter Kunst anfangen, freut er sich über die hohe Akzeptanz der Figur. „Es können alle erkennen, dass da ein Pferd steht“, sagt Johann Hinger schmunzelnd. „Ein olles Bronzepferd sollte es auf keinen Fall werden“, erinnert sich der Bottroper.

Wie akzeptiert die Skulptur in Bottrop sei, zeige sich auch daran, dass sie nicht besprüht worden sei. Für Reckmann steht die Skulptur an der Kirchhellener Straße auch sinnbildlich für Bottrop als Stadt der Pferdefreunde. Das sei nicht nur wegen des traditionellen Pferdemarktes so, den ein Kreis von Engagierten um Kaufmann Rudolf Drache und Optiker Dr. Dietmar Tiesmeyer als eine Art Stadtfest wieder aufleben ließen. Es gebe viele Pferdehalterinnen und Pferdehalter und auch Pferdesportlerinnen und Pferdesportler in Alt-Bottrop und vor allem auch Kirchhellen, begründet Karl Reckmann seine damalige Wahl.

Künstler Johann Hinger und Stifter Karl Reckmann (rechts) zeigen eine Miniatur des Roten Pferdes. Das Modell der Skulptur steht sonst auf Reckmanns Schreibtisch.
Künstler Johann Hinger und Stifter Karl Reckmann (rechts) zeigen eine Miniatur des Roten Pferdes. Das Modell der Skulptur steht sonst auf Reckmanns Schreibtisch. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Einen Anstrich könnte die Skulptur wieder einmal gebrauchen

Künstler Hinger zählt sich dazu. „Ich bin ja auch Reiter“, sagt der Bottroper. Er habe von Kindesbeinen an eine Beziehung zu Pferden, erzählt der gebürtige Österreicher. Der Bottroper kann die Position des sich erhebenden Pferdes daher selbstverständlich auch genau erklären. „Das ist eine Levade“, sagt er; also eine Übung aus der klassischen Reitkunst. Das geschulte Pferd verlagere sein Gewicht dabei auf seine Hinterbeine und ziehe die Vorderbeine an seinen Körper, wenn es sich erhebe und sich dann langsam wieder senke, erläutert Johann Hinger. Das Pferd ist also nicht wirklich auf dem Sprung.

Wie das in Bottrop oft so ist, sollte es allerdings noch einige Zeit lang dauern, bis es nach einigem Hin und Her auch das Okay dafür gab, dass die Stadt die Schenkung auch annehmen konnte und ein guter Standort für die Großskulptur gefunden war.

Die Fläche an der Ecke von Kirchhellener Straße und Schubertstraße konnte die Stadt schließlich günstig dem Thyssen-Krupp-Konzern abkaufen, berichtet Karl Reckmann. „Die Lage ist top“, findet der Bottroper, der sich allerdings schon etwas wundert, dass die Skulptur nun doch nicht mehr angestrahlt wird. Die Kostenberechnung, die die Verwaltung da aufmache, sei wenig plausibel.

Eine Miniatur des Roten Pferdes aus Bottrop findet sich auch in China

Einen Anstrich könne die Skulptur einmal wieder gebrauchen, damit ihr Signalrot seine Wirkung entfalten könne. Vor mehr als zehn Jahren hatte den Neu- und Schutzanstrich zum Beispiel der Kulturförderverein Konjungtur übernommen, weil der Stadt dafür das Geld fehlte.

„Im Sommer, wenn die Sonne scheint, sieht es vor dem blauen Himmel dann besonders toll aus“, findet Johann Hinger. Gute Figur mache das Rote Pferd aber auch als Miniatur. Beim 1. Bottrop Art-Award etwa diente es als Siegertrophäe. Stifter Karl Reckmann selbst zeichnete im Namen des Einzelhandelsverbandes damit schon verdiente Bürgerinnen und Bürger der Stadt aus und hat einige Miniaturen in seinem Bestand.

Auch die Stadt warb mit der Skulptur in Miniatur als Gastgeschenk für sich und es heißt, dass das Rote Pferd aus Bottrop bei Reisen des Oberbürgermeisters längst auch seinen Weg bis nach China gefunden habe.