Bottrop. Bekannter CDU-Vertreter steht dem Umbau zum orientalischen Einkaufszentrum skeptisch gegenüber. Darum glaubt er nicht an den Erfolg des Projekts.

Die Forderung nach einem Abriss des maroden Hansa-Centers in Bottrop wird lauter. CDU-Vertreter Karl Reckmann spricht sich dafür aus, das seit vielen Jahren leer stehende Einkaufszentrum zwischen dem Berliner Platz und der Hansastraße abzureißen. „Eine Öffnung des Bereiches mit einem direkten Durchweg vom Berliner Platz zum ehemaligen Karstadt-Gebäude“, sagte Reckmann, bringe die Stadt weiter. Denn die frühere Karstadt-Immobilie sei für die Zukunft der Bottroper Innenstadt von großer Bedeutung.

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Karl Reckmann, der soeben zum stellvertretenden Vorsitzenden des neuen CDU-Bezirksverbandes Bottrop-Mitte gewählt wurde, steht mit seiner Meinung nicht allein. Auch David Schraven, einer der Sprecher der Bürgerinitiative „Neustart Bottrop“, redet unermüdlich einem Abriss des früheren Einkaufszentrums das Wort. Immer wieder enden seine Marktviertel-Briefings in Anlehnung an das geflügelte Wort des römischen Historikers Cato mit dem Hinweis: Im Übrigen sei er der Meinung, dass das Hansa-Center abgerissen werden müsse.

Skeptische Rufe kommen auch aus dem Bottroper Marktviertel

Reckmann wie Schraven glauben nach den immer wieder unerfüllt gebliebenen Versprechungen nicht mehr an eine Zukunft des alten Einkaufstempels. Oberbürgermeister Bernd Tischler hatte bei einem Besuch der WAZ-Redaktion allerdings mitgeteilt, dass die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung im permanenten Austausch mit den Projektentwicklern des Hansacenters seien, das diese bekanntlich unter dem Titel „Merhaba“ zu einem orientalisch geprägten Shoppingcenter ausbauen wollen. Danach soll der Bauantrag Ende Februar gestellt werden und im Sommer Baubeginn sein.

Auch der Bottroper David Schraven schreibt in seinem Markviertel-Briefing immer wieder: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Hansacenter abgerissen werden muss.
Auch der Bottroper David Schraven schreibt in seinem Markviertel-Briefing immer wieder: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Hansacenter abgerissen werden muss. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Reckmann bezweifelt aber, dass überhaupt der Umbauantrag noch in diesem Monat kommt, und erst recht, dass ab Sommer wirklich gebaut werden könnte. Oberbürgermeister Bernd Tischler teilte allerdings soeben vor dem Bottroper Wirtschaftsförderungsausschuss den exakten Termin für den Antrag zum Umbau des Hansacenters mit: Dieser soll am 29. Februar eingereicht werden. Skeptische Wortmeldungen kommen nicht nur von CDU-Vertretern, sondern auch von den Linken. So wollte Ratsherr Niels Schmidt vom Verwaltungschef wissen, ob er Wetten darauf eingehen würde, ob der angekündigte Umbauantrag auch tatsächlich eintreffe. „Wir werden sehen, ob das auch alles so eintrifft“, entgegnete Bernd Tischler.

CDU-Vertreter Karl Reckmann, der selbst bekannte Immobilienprojekte vorantrieb, glaubt schlichtweg nicht, dass das Vorhaben gelingen könne. Eine Baugenehmigung bis zum Sommer zu erteilen, sei kaum möglich, meint er. „Das ist doch ein riesiger Komplex“, sagte Reckmann. Außerdem seien die zuständigen Abteilungen bei der Stadt „personell ausgelaugt“, gibt der Bottroper zu bedenken. Offen ist auch, wie aufwändig der Umbau würde. So hatten auch Fachleute der Stadt bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die Bausubstanz des leeren Einkaufszentrums als ziemlich schlecht angesehen werde. Der inzwischen angekündigte Verzicht auf den umstrittenen Veranstaltungssaal stellt die Projektentwickler aus Reckmanns Sicht auch noch vor neue Probleme. Für so eine große Fläche müssten doch erst einmal alternative Interessenten gefunden werden.

Projektfirma spricht von unangemessenem CO2-Fußabdruck

Von einem Abriss des Hansa-Centers wollen dessen Eigentümer allerdings gar nichts wissen. So weist die Düsseldorfer Projektentwicklungsfirma Sustainable Investment & Asset Management GmbH (SI & AM) darauf hin: Die Investoren seien nicht bereit, den hohen Verlust zu tragen, der mit einem Rückbau des Einkaufscenters einhergehen würde. Ein Abriss des großen Gebäudes würde aus Sicht der Projektentwickler außerdem einen „unangemessenen CO₂-Fußabdruck“ verursachen, heißt es seit längerem auf der Merhaba-Internetseite.

Somit wird klar, dass die Eigentümer an einer Revitalisierung des Hansa-Centers festhalten werden. Möglichkeiten für mehr Grün im Stadtkern sieht SI & AM dennoch. So sehe der Bebauungsplan der Stadt vor, dass alle Dachflächen zu begrünen seien. Dieser Vorgabe werden die Investoren folgen, sodass im Idealfall irgendwann etwa 4000 Quadratmeter Dachfläche des Hansa-Centers begrünt sein und einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten werden, herrscht bei ihnen Zuversicht vor.