Bottrop. Aktivisten der „Letzten Generation“ sind im Sommer von der Fahrbahn der Essener Straße gezerrt worden. Nun ist eine Fotofahndung geplant.

Mit 36 Aktionen bundesweit hatten die Aktivisten der „Letzten Generation“ am 14. Juli 2023 vor den Folgen des Klimawandels warnen wollen. Nirgendwo bekamen sie so viel Aufmerksamkeit wie in Bottrop, weil ihre Aktion so spektakulär aus dem Ruder lief. Deshalb ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Essen.

Auf der Fahrbahn der Essener Straße hatten die drei Aktivisten sich festkleben wollen. Ein vierter dokumentierte die Aktion per Video. Er bekam unerwartete Szenen vor die Linse: Noch ehe die Polizei eintraf, zerrten Autofahrer und Passanten die Aktivisten von der Fahrbahn, und das mehrfach. In dem Video, das die „Letzte Generation“ später auf Twitter veröffentlichte, ist zu sehen, wie vier Männer und eine Frau die beiden Männer (24,20) und die Frau (18) mehrfach von der Fahrbahn zerren und sie verfolgen, als sie sich wieder auf die Straße zu legen versuchen.

Zweimal ist die Frau zu sehen, wie sie die 18-Jährige an den Haaren von der Fahrbahn zerrt und beschimpft. Dabei hat die 18-Jährige nach Angaben der Polizei leichte Verletzungen erlitten.

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Ermittlungen wegen Nötigung und Körperverletzung

Die Staatsanwaltschaft hat sich der ersten Einschätzung der Polizei angeschlossen. Natürlich wird gegen die Aktivisten wegen Nötigung ermittelt. Auf der anderen Seite lässt sich das Wegziehen an den Haaren ebenfalls als Nötigung werten – und als Körperverletzung. Leif Seeger, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Essen, bestätigte auf WAZ-Anfrage Ermittlungen „gegen eine bislang nicht identifizierte weibliche Person wegen der Tatvorwürfe der Körperverletzung und Nötigung zum Nachteil einer der drei Klima-Aktivisten“.

Weil die Frau bisher nicht identifiziert ist, will die Staatsanwaltschaft jetzt eine Öffentlichkeitsfahndung beantragen mit Bildern aus dem Video. Dafür braucht sie einen richterlichen Beschluss, und das kann dauern, hat Seegers Amtsvorgängerin Anette Milk im Mai 2022 erklärt, als wir sie fragten, warum es so lange dauert, bis Fahndungsbilder veröffentlicht werden: „Sowohl bei der Polizei, als auch bei uns bei der Staatsanwaltschaft ist es leider so, dass wir nicht die Ressourcen haben, um alle Fälle gleich eilig und gleich intensiv zu bearbeiten – auch wenn wir uns nach Kräften bemühen.“