Bottrop. Beim Training vom JC 66 Bottrop gewinnen Menschen mit Behinderungen an Selbstvertrauen. So haben sie es zu ihrer ersten Gürtelprüfung geschafft.
„Judo - eine Sportart für alle“ wirbt der Deutsche Judo Bund (DJB) auf seiner Internetseite. Dass dies nicht nur ein Werbespruch ist, bewiesen die Sportler und Sportlerinnen mit Behinderungen, die jetzt in der Halle des JC 66 Bottrop ihre ersten Gürtelprüfungen ablegten.
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Entstanden ist die Idee in den Außenwohngruppen des Diakonischen Werkes, in denen die Sportlerinnen mit Trisomie 21 oder psychischen Behinderungen leben. Als man sich mit Gewaltprävention beschäftigte, kam der Wunsch nach Selbstverteidigung auf, berichtet Teamleiterin Bernadette Walochnik. Da sich eine Außenwohngruppe im Haus von Jürgen Schajor befindet, war der Ansprechpartner schnell gefunden, schließlich ist der deutsche Judomeister, Vize-Europameister und Weltmeister seiner Altersklasse auch der Gründer der Judoclubs JC 66.
JC 66 Bottrop: Menschen mit Handicap seit April für die Gürtelprüfung
Schajor organisierte die Übungszeiten und fand ehrenamtliche Übungsleiter. Seit April des Jahres ist die zwölf Personen starke Gruppe aus den Außenwohngruppen Kellermann-, Germania- und Hansastraße jetzt im wöchentlichen Training. Man habe Woche für Woche die Fortschritte miterleben können, berichtet Bernadette Walochnik: „Die Persönlichkeiten haben sich entwickelt, manche sind jetzt weniger ängstlich im Umgang mit anderen Menschen, haben ihre Berührungsängste reduziert.“
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Auch zum Trainerteam habe sich eine freundschaftliche Beziehung entwickelt, das Team habe auch schon die Wohngruppen besucht. Das bestätigt auch Trainerin Carola. „Es hat sich sehr gut entwickelt, das Selbstvertrauen ist gestiegen, ebenso wie die Bereitschaft, den Partner beim Sport zu wechseln.“ Inzwischen übernehme ein Teilnehmer sogar anteilig das Aufwärmprogramm. Die Dankbarkeit der Teilnehmer sei Anerkennung und neue Motivation für das Trainerteam.
Jürgen Schajor ist besonders vom Kampfgeist begeistert: „Sie haben Ausdauer und geben nicht auf, auch wenn nicht alles gelingt, die Trainer haben ihnen viele Ängste genommen.“
Das sei ein Fortschritt, der aber wohl noch nicht bei allen Teilnehmern gelungen sei, vier Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben sich die Prüfung noch nicht zugetraut, aber Schajor ist sicher: „Die kommen auch noch.“ Auch der 30-jährige Florian ist aufgeregt, aber er fühlt sich sehr gut vorbereitet.
Bei der Judo-Prüfung müssen vorgeschriebene Würfe und Haltegriffe gezeigt werden
Bei den acht Prüflingen war erst einmal ein gründliches judospezifisches Aufwärmen mit klaren Anweisungen der Trainer angesagt: Es wurde gedrückt, geschoben, gefallen und abgerollt, dabei auch viel gelobt und gelacht. Sich auf dem Rücken des Trainers sitzend rückwärtsfallen zu lassen, erfordert und beweist viel Vertrauen.
Bei der eigentlichen Prüfung mit abgestimmten Belastungen mussten nach der obligatorischen Verbeugung die vorgeschriebenen Würfe und Haltegriffe gezeigt werden. Strahlend nehmen alle Sportler anschließend ihre Urkunden von Jürgen Schajor entgegen, sie dürfen jetzt stolz den gelben Gürtel tragen und werden zu Mitgliedern des Judoclubs.
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Peter Nowroth, Vorsitzender des Beirats für Menschen mit Behinderung in Bottrop, gratulierte den Sportlern zu ihrer Leistung: „Wir sprechen alle von Inklusion, hier wird es vorgemacht und gelebt.“
Trainer Volker Vahle möchte noch mehr Menschen mit Behinderungen zum Training einladen: „Hier ist jeder willkommen, der sich bewegen will, unabhängig von Alter und Einschränkungen, es geht um die drei S: Spiel, Spaß und Sport.“
Trainingstermin: Donnerstag 17.30 Uhr bis 19 Uhr in der Judohalle der Dieter-Renz-Halle,