Bottrop. Die Rückbauten auf Prosper II laufen auf Hochtouren. Wann der endgültige Rückbau fertig sein soll und welches Gebäude nun an der Reihe ist.
Die ehemalige Zeche Prosper II verschwindet immer mehr aus dem Stadtbild. Seit drei Jahren läuft der Rückbau auf den insgesamt 16 Hektar, einer Fläche von fast 22 Fußballfeldern. Demnächst wird das nächste markante Gebäude dem Erdboden gleichgemacht.
Die Rede ist von dem Verwaltungstrakt mit den Ausbildungsräumen und der Kaue. Früheren Bergleuten dürfte bei dem Anblick das Herz bluten. Das Gebäude mit den Backsteinen ist nur noch eine abbruchreife Ruine.
Insgesamt werden 47 Objekte auf dem Areal zurückgebaut. Nichts außer Schrott und Geröll ist übrig geblieben von der Aufbereitung mit den zugehörigen Bandanlagen und Ecktürmen, von Bahnverladung, Kohlebunker, Kohlenwäsche und Maschinenhäusern.
Auch die runde Kohlenmischhalle ist zurückgebaut. Für das Gebäude fanden sich in den vergangenen Jahren keine Interessenten. Robert Bures, Projektingenieur bei RAG Montan Immobilien, dazu: „Wir sind nach Bundesberggesetz verpflichtet, die Anlagen zurückzubauen und eine gefahrfreie, nutzbare Fläche zu hinterlassen.“
Nun hat bald das letzte Stündlein für das Verwaltungsgebäude geschlagen. „Ich schätze, dass wir voraussichtlich Ende dieses Jahres damit fertig sind“, sagt Robert Bures. Wie bei allen Gebäuden geht auch diesem Rückbau eine wochenlange Planung voraus. Diverse Gutachten wie zum Artenschutz müssen berücksichtigt werden.
In einem ersten Schritt sind gemäß eines Schadstoffkatasters Dekontaminationsmaßnahmen durchgeführt worden. Materialien wie Asbest, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und künstliche Mineralfasern (KMF) mussten fachmännisch abgebaut werden. „Dies ist im wesentlichen Handarbeit“, sagt Robert Bures.
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Aber zunächst musste die ökologische Baubegleitung (ÖBB) grünes Licht geben. Dann erfolgte die Entkernung unter Begleitung eines Schadstoffgutachters. „Bei diesen Maßnahmen haben wir den größten Personalbedarf auf der Baustelle“, erklärt Bures. „Zwischen 25 bis 30 Leute.“ Asbesthaltige Materialien wurden etwa im Bereich der Kaue gefunden. „Aber nicht in allen Räumen“, so Bures. Das macht die Aufgabe umso umfangreicher und komplizierter.
Von Raum zu Raum entrümpelten, entkernten und entsorgten die Mitarbeiter teilweise kleinteilig das Gebäude. Eine ausgehärtete Vergussmasse zum Abdichten des Bodens musste zum Beispiel mechanisch bearbeitet werden. Asbestfasern wurden mithilfe spezieller Anlagen gefiltert. Mitarbeiter mussten in einen Ganzkörperanzug steigen, eine Atemschutzmaske aufsetzen und in einem dafür eigens aufgestellten und abgetrennten kontaminierten Bereich arbeiten. „Ein Riesenaufwand, geht aber nicht anders“, meint Bures.
Das ehemalige Zechenareal gleicht inzwischen einer Trümmerlandschaft. Unzählige Haufen mit Metallschrott und Bauschutt sind zu sehen. Die Reststoffe werden nach Material getrennt und als Recycling verwendet – zum Beispiel bautechnisch und umweltgeprüfter Baustoff zur Verfüllung von Hohlräumen und Erstellung von Baustraßen auf dem Areal. Belastetes Material wird dagegen ordnungsgemäß entsorgt.
Der Abriss eines Gebäudes ist demzufolge keine schnelle Nummer. Seit Ende des vergangenen Jahres ist RAG Montan Immobilien am Verwaltungstrakt zugange. „Es kann eben dauern, bis die Bagger zum Einsatz kommen“, sagt Bures. Je nach Gebäude und gefundenem Material sogar bis zu mehreren Wochen.
Nun nach Abschluss der Dekontaminationsmaßnahmen und der Freigabe des Gutachters darf das schwere Gerät anrücken und die Mehrheit des Personals abrücken. Dann sind laut Robert Bures „vielleicht fünf bis zehn Leute auf der Baustelle“. Spätestens wenn der Artenschutz mitspielt, ist die einstige Verwaltung mitsamt Kaue nach sechs bis acht Wochen endgültig nur noch Geschichte.
Hinter dem Verwaltungshaus befinden sich auf einer anderen Fläche zwei weitere Gebäude, darunter ein „Glaspalast“, wie Bures ihn nennt. Ihre Schicksale sind noch nicht besiegelt. „Es gibt Interessenten, die die Gebäude übernehmen möchten“, so der RAG-Projektingenieur.
Parallel dazu wird der letzte Bauabschnitt des Rückbaus vorbereitet. Das ehemalige Schalthaus ist an der Reihe. Auch in diesem Fall muss das Gebäude auf Schadstoffe untersucht und der Artenschutz bewertet werden. Zurzeit werden Präventivmaßnahmen geplant.
„Wir arbeiten alle an einem Projekt, aber haben unterschiedliche Aufgaben“, sagt Bures. Mit „wir“ meint er neben RAG Montan Immobilien das Büro Wessling, zuständig für die Fachgutachten, und die ökologische Baubegleitung durch die Landschaftsagentur Plus. „Ein Hauptthema hier ist die Kreuzkröte“, sagt deren Diplom-Ingenieurin Stephanie Göbels. Darum sei zwischen Baustelle und den Kohlelagerstellen ein Amphibienschutzzaun gezogen worden, sodass die Kreuzkröte nicht auf die Baustelle gelangen kann.
Im vergangenen Jahr hätten Kohlmeisen und Hausrotschwänze im Ausbildungsgebäude gebrütet. In diesem Jahr sind sie nicht eingezogen. „Ich weiß nicht, wo und ob die Kohlmeise überhaupt gebrütet hat. Aber jedenfalls nicht am oder im Gebäude.“ Die Verantwortlichen für den Rückbau hoffen, dass die Vögel auch nicht mehr einziehen werden. Denn in der Brutzeit würde der Abbruch ruhen.
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In der Nähe des Schalthauses entlang der Bahngleise hat sich dagegen eine große Population von schützenswerten Mauereidechsen entwickelt. Möglicherweise, so die ÖBB, wandern sie auch zum Schalthaus und in dessen Umfeld.
Nun muss berücksichtigt werden, wo der spätere Bauschutt abgeladen werden soll – jedenfalls nach Einschätzung der ÖBB nicht in Richtung des Gleiskörpers. Ein Amphibienschutzzaun ist diesmal keine Lösung. „Ein Eidechse hält man nicht mit dem gleichen Zaun wie eine Kreuzkröte“, sagt Stephanie Göbels.
Im vierten Quartal dieses Jahres will RAG Montan Immobilien mit dem Rückbau des Schalthauses beginnen. Im März 2021 ging man noch davon aus, dass die Rückbauarbeiten für das gesamte Areal voraussichtlich bis Ende 2022 abgeschlossen sein werden. Der Zeitplan hat sich unlängst nach hinten verschoben. Nach aktuellem Stand ist ein Abschluss des Rückbaus für Ende 2024, Anfang 2025 geplant.