Bottrop-Kirchhellen. Vier Generationen sind am Wochenende in Bottrop zusammengekommen: Der Familienzweig aus dem englischen Blackpool reiste im Privatjet an.

Dieses ganz große Familientreffen kommt bei den Richardsons in Kirchhellen nur alle zehn Jahre vor: 21 Kinder, Enkel und Urenkel von Malcolm und Ursula Richardson sind am Freitag aus Bottrops britischer Partnerstadt Blackpool eingeflogen. Weil die natürlich nicht alle Platz finden daheim an der Schulstraße, haben die Richardsons mal eben das Hotel „Alter Giebel“ gemietet.

Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen?Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Der erste Stopp der Richardsons nach der Landung mit dem Charterflugzeug war aber nicht in Kirchhellen, sondern das Bottroper Rathaus. Das hat eine Vorgeschichte. „Natürlich treffen wir uns regelmäßig“, berichtet Sohn Stephen. „Aber ein Treffen in Deutschland mit der ganzen Familie und vier Generationen - das haben wir zuletzt im Dezember 2013 hingekriegt.“ Und zwar in Bottrop. Dabei entstand das ganz große Familienbild auf der Rathaustreppe. Und das wollen die Richardsons jetzt wiederholen.

Schönen Dank auch für die Einladung: Der Kirchhellener Malcolm Richardson (84, rechts) mit Bottrops Bürgermeister Klaus Strehl.
Schönen Dank auch für die Einladung: Der Kirchhellener Malcolm Richardson (84, rechts) mit Bottrops Bürgermeister Klaus Strehl. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Aber gern, hat Bottrops Bürgermeister Klaus Strehl zu der Anfrage gesagt: „Endlich bekommen wir mal wieder Besuch aus unserer britischen Partnerstadt!“ Der offizielle Kontakt zu Blackpool sei in der Coronazeit ebenso eingeschlafen wie etwa zum Berliner Partnerbezirk Wedding. „Um so schöner, dass eine Familie die Städtepartnerschaft mit neuem Leben füllt.“ Strehl begrüßt die Großfamilie im Rathaus, als sie im gecharterten Reisebus vorfährt, und bittet zum Gruppenbild auf der Treppe. Aber auf welcher? Wo wurde denn nun 2013 das Bild gemacht?

„Das war da oben“, sagt Malcolm und zeigt auf den Aufgang zum Ratssaal. „Ich muss das wissen, ich war doch dabei!“ Ich auch, sagt Stephen, und da oben war das nicht. Eine Enkelin hat das Beweisfoto auf dem Handy und vermeidet den Streit: Es war die Treppe zum Foyer. Also alle aufstellen und lächeln: „Cheese!“

Auch interessant

„Alle mal gut zuhören“, sagt Stephen nach dem Gruppenfoto. „Wir haben jetzt 12.20 Uhr deutscher Zeit. Nicht später als 14 Uhr fährt der Bus nach Kirchhellen. Also dann alle wieder hier sein. Und falls ihr den Weg verliert: Das deutsche Wort für ,Town Hall’ ist Rathaus.“

Der Mann ist es gewohnt, dass man auf ihn hört. Mit 22 Jahren war Stephen Richardson der jüngste Center-Manager des britischen Reifenlieferanten „Central Tyres“. Nach diversen Stationen im Management gründete er 2004 sein eigenes Unternehmen DTM und war am Anfang selbst rund um die Uhr zuständig für die Service-Hotline. „Am ersten Weihnachten bin ich von Heiligabend bis zum Boxing Day (26. Dezember) nicht daheim gewesen. Ich kann meiner Frau Karen gar nicht genug danken für ihr Verständnis und ihre Unterstützung.“ Letztes Jahr hat er sich in den Ruhestand verabschiedet von seinem Unternehmen mit inzwischen 80 Mitarbeitern.

Drei Tage in Kirchhellen mit Ausflügen in die Umgebung

Drei Tage haben sich die Richardsons für das Familientreffen gegönnt. Natürlich gab es unendlich viel zu erzählen. Zum Beispiel, wie das damals war, als Malcolm seine Ursula kennenlernte, damals beide Busfahrer bei der Vestischen. Und wie die Familie etwas verschreckt reagierte auf die neue Beziehung (Das Döneken ist schwer zu übersetzen; gehen Sie mal davon aus, dass die Familie beim Begriff „bus driver“ erst mal nicht an eine Frau gedacht hat). Aber alles wurde gut: Seit nunmehr 40 Jahren leben Malcolm und seine Ursula nun glücklich gemeinsam in Kirchhellen.

Lesen Sie weitere Berichte aus Kirchhellen:

Von hier aus ging die Großfamilie natürlich auch auf Besuch in der Nachbarschaft. Auf dem Sightseeing-Programm standen das Centro in Oberhausen, der Weihnachtsmarkt in Essen und speziell für Nesthäkchen Delilah (5) Besuche in gleich zwei Zoos. Am Montag ging der Flieger zurück. Darin saß dann auch Malcolm, der mit der Familie geflogen ist und noch fünf Tage in Blackpool dranhängt: „Ich will doch auch mal wissen, wie man sich im Privatflieger fühlt.“