Bottrop. Die Abrissarbeiten der ältesten Zeche auf Stadtgebiet schreiten weiter voran. Täglich ändert sich der Anblick. Neue Sichtachse zum Tetraeder.

Auf Prosper II ist weiter alles im Fluss. So könnten die seit über einem Jahr andauernden Abrissarbeiten blumig umschrieben werden. Für Passanten und vor allem Besucherinnen und Besucher des neuen Ausgehlokals Zechentreff hinter dem Grusellabyrinth in der früheren Kaue oder des gleichfalls denkmalgeschützten Malakoffturms ist die sich fast täglich verändernde Ruinenlandschaft entweder eine coole Kulisse oder es blutet das Herz. Das vor allem bei älteren Bottropern, die vielleicht selbst noch auf dieser immerhin ersten Zeche auf Bottroper Stadtgebiet (Prosper I lag bekanntlich auf Dellwiger Gebiet) gearbeitet haben.

Der Bereich zwischen Malakoffturm (l.) und dem tortenähnlichen Rundbau der ehemaligen Kohlenmischhalle (r.) gleicht wegen der voranschreitenden Abrissarbeiten auf Prosper II zurzeit einer Mondlandschaft.
Der Bereich zwischen Malakoffturm (l.) und dem tortenähnlichen Rundbau der ehemaligen Kohlenmischhalle (r.) gleicht wegen der voranschreitenden Abrissarbeiten auf Prosper II zurzeit einer Mondlandschaft. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Insgesamt 47 Gebäude lässt die RAG auf dem 16 Hektar großen Gelände Stück für Stück verschwinden. Zum Vergleich: Die Größe entspricht etwa der Gesamtfläche des Bottroper Stadtgartens. Das sind fast alle aufragenden Bauteile bis auf den denkmalgeschützten Malakoffturm und die alte Waschkaue, die sich seit 2003 auf der Liste der Baudenkmäler der Stadt befindet und die heute das Grusellabyrinth und eben den neuen Zechentreff beherbergt.

Zukunft der alten Kohlenmischhalle ist noch ungewiss

Ungewiss ist zurzeit noch die Zukunft des großen, markanten Rundbaus der früheren Kohlenmischhalle. Vor allem von der Terrasse des Zechentreffs ist dieser Bau, der an eine Riesentorte erinnert, gut zu sehen. Zuletzt hatte die RAG von Interessenten gesprochen, die sich für eine Umnutzung der Halle interessierten. Bislang ist aber in diese Sache noch keine Bewegung gekommen.

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Die ebenso hohe wie massive Kohlenwäsche ist jetzt ebenso Geschichte wie zuvor schon Kohlebunker, Bandanlagen, Rundeindicker, die Maschinenhäuser oder Ecktürme. Bald lässt sich die in über 100 Jahren gewachsene und stets erweiterte Struktur des alten Bergwerks nicht mehr erkennen.

Hügel und Täler, wo es früher keine gab: Durch die Abrissarbeiten auf Prosper II wird der Blick aufs Alpincenter frei. Am Ende des künstlichen Taleinschnitts ist der Boyer Bereich zu erkennen.
Hügel und Täler, wo es früher keine gab: Durch die Abrissarbeiten auf Prosper II wird der Blick aufs Alpincenter frei. Am Ende des künstlichen Taleinschnitts ist der Boyer Bereich zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Dafür bietet sich zurzeit ein Durchblick von Malakoffturm und Kaue auf die Halde mitsamt Tetraeder, der vorher so nicht möglich war. Ebenfalls unverstellt zu sehen ist das Alpincenter auf der Halde. Die Halden mit ihren Landmarken sind seit Jahrzehnten bereits Wahrzeichen er ehemaligen Bergbau- und Industrieregion. Aber vor 20, 30 Jahren hätte wohl kaum jemand vermutet, dass auf den Überresten der einst dichten Zechenlandschaft sich Freizeit- oder Unterhaltungskonzepte verwirklichen lassen, die Bottrop seit einiger Zeit unter dem Label „FunCity“ bündelt und vermarktet. Alpincenter, Indoor Skydiving oben und Grusellabyrinth unten gehören dazu - und sind jetzt durch die Abrissarbeiten sogar zu einer Sichtachse verbunden.

Begonnen hat der Abriss auf Prosper II übrigens schon im Mai 2020. Wenn alles klappt, können die Arbeiten Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein, wie die RAG prognostiziert.

Fünf Bergbauflächen als Teil von Freiheit Emscher

Prosper II an der Knappenstraße ist eine von insgesamt fünf ehemaligen Bergbauflächen, um die herum im Bottroper Süden und Essener Norden ein neues urbanes Zentrum entstehen soll.

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Freiheit Emscher nennen die Planer das Stadtgrenzen überschreitende Sanierungsgebiet. In dem Terrain südlich und nördlich der Emscher und des Rhein-Herne-Kanals wird künftig Platz sein für Industrie und Gewerbe, für neues Wohnen, für Grünflächen und Freizeitangebote am Wasser.