Bottrop-Kirchhellen. Die Post holt noch mehr Personal nach Kirchhellen und in den zuständigen Zustell-Stützpunkt. Es läuft nämlich schlecht mit der Zustellung.

Seit dem Sommer arbeitet die Post in Kirchhellen in Verbundzustellung. Soll heißen: Der Paketbote bringt auch die Briefe. Das heißt: das sollte er.

Tatsächlich bleiben viele Briefkästen im Dorf über Tage leer – bis die gesammelte Post der letzten Zeit auf einmal hineingestopft wird. Laute Klagen gibt es auch über die (Nicht-) Zustellung der DHL-Pakete. Es hagelt Beschwerden. Die Post versichert: Wir arbeiten sehr hart an diesem Problem. Und wir hoffen auf Besserung in den nächsten Wochen.

So sieht das aus im Zustellstützpunkt für Kirchhellen an der Industriestraße: Die Zusteller beladen ihre Elektroautos mit Paketen, Päckchen und Briefen.
So sieht das aus im Zustellstützpunkt für Kirchhellen an der Industriestraße: Die Zusteller beladen ihre Elektroautos mit Paketen, Päckchen und Briefen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Einige Kirchhellener hatten schon böse Vorahnungen, als die Post mit ihrem Zustellstützpunkt von der Raiffeisenstraße auf den Eigen zog. Zwei weitere Änderungen gab es in der Zustellung in Kirchhellen: Der Postbote kommt nicht mehr mit dem Rad, sondern mit dem Elektroauto. Und er bringt nicht nur die Briefe, sondern auch die Pakete. Verbundzustellung eben.

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Wegen der immer weiter wachsenden Zahl von Paketen hatte Betriebsleiterin Jennifer Schrader schon bei der Vorstellung der neuen Zustellung angekündigt: „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, damit wir die Zunahme an Paketen bewältigen können.“

Und sie hatte um Verständnis dafür geworben, dass es wie immer bei neuen Abläufen am Anfang ruckeln könnte: „Wir haben sehr viele Mitarbeiter, die schon seit Jahrzehnten dabei sind. Dann ist es klar, dass die Umstellung auf die Verbundzustellung mit Autos erst einmal Umgewöhnung bedarf.“

Immer mehr Pakete hat DHL Deutsche Post seit Corona auszuliefern.
Immer mehr Pakete hat DHL Deutsche Post seit Corona auszuliefern. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Unter Umstellungsprobleme haben die Kirchhellener die ersten Meldungen abgebucht von Bewohnern der Dorfmitte, die über eine Woche ohne Post berichteten. Ein neuer Zusteller kennt sich noch nicht aus, hatte Postsprecherin Britta Töllner lange Brieflaufwege am Schulten Brauk erklärt. Es werde besser, wenn die Zustellung sich einspielt. Aber es wurde nicht besser. Und seit November ist alles noch viel schlimmer.

Sagt zum Beispiel Marita Hackfurth: „Ich warte seit letzten Montag auf Post.“ Ihre Sendungsverfolgungs-App zeigt ihr an, dass derzeit nicht weniger als 18 Sendungen an sie unterwegs sind, nicht gezählt die Post für ihren Mann. Die überfällige Post reicht vom wichtigen Ersatzdokument bis zur Warensendung. Sie rät Betroffenen, sich zu beschweren. Und zwar nicht bei der Post, sondern bei der Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde.

Viele Kirchhellener haben diesen Tipp in die sozialen Netzwerke getragen. In der Facebook-Gruppe „Wir sind Kirchhellen“ bekam ein Post-Post letzten Freitag 44 Kommentare, einer von Donnerstag lag am Mittag bei 52 Kommentaren mit den immer gleichen Klagen: Tagelang keine Post, dann ein Dutzend Briefe irgendwie in den Kasten gestopft. Überforderte Zusteller, die von Anweisungen berichten, sich zuerst um die Pakete zu kümmern und die Briefe im Zweifel liegen zu lassen.

Hier wird die Kirchhellener Post sortiert: Andrea Hoffmann und Vanessa Detjen, Zustellerinnen im Verbund, sortieren Briefe in ihrem Bezirk.
Hier wird die Kirchhellener Post sortiert: Andrea Hoffmann und Vanessa Detjen, Zustellerinnen im Verbund, sortieren Briefe in ihrem Bezirk. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„In Grafenwald kommt die Post nur noch einmal die Woche“, sagen die Nachbarn Peter Imberg und Rudi Keisel. „Und wenn mal was kommt wie Dienstag, dann gleich ein ganzer Schwung“, fügt Keisel hinzu.

Er hat acht Tage gewartet auf einen Konto-Zugangscode seiner Bank. „Als der dann da war, konnte ich nichts mehr damit anfangen, weil er nur sieben Tage gültig ist. Also geht das Theater von vorne los.“ Zweimal hat er sich beschwert bei der Hotline in Bonn: „So etwas Desinteressiertes und Demotiviertes habe ich selten erlebt.“

Post-Sprecherin: „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten“

Dabei haben die Kunden ja leider Recht, sagt Post-Sprecherin Britta Töllner auf WAZ-Anfrage. „Wir nehmen die Reklamationen sehr ernst und arbeiten mit Hochdruck an einer Besserung der Situation. Leider erfolgte die Zustellung in Kirchhellen derzeit nicht in der Qualität, wie es unsere Kundinnen und Kunden gewohnt sind, wir bedauern die Unannehmlichkeiten. Wir tun alles dafür, Laufzeitverzögerungen auf ein Minimum zu begrenzen und die gewohnte Qualität wieder sicherzustellen.“

„Und wie soll das erst werden im Advent, wenn die ganzen Weihnachtspakete unterwegs sind?“ Das fragt nicht nur Marita Hackfurth. Bei DHL hat das Weihnachtsgeschäft schon begonnen, die Zahl der Pakete wird um gut ein Drittel ansteigen“, sagt Britta Töllner: „Wir befinden uns mitten im Starkverkehr vor Weihnachten.“

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Ist denn Besserung in Sicht? Ja, sagt die Post-Sprecherin: „Für Kirchhellen haben wir vier zusätzliche Kräfte als Entlastung für Paketsendungen eingestellt.“

Aber: Wie viele andere Betriebe in Bottrop meldet auch DHL einen „sehr hohen Krankenstand“. Deshalb soll noch mehr Verstärkung kommen, sagt Britta Töllner: „Weitere Kräfte zur Unterstützung und Aufarbeitung aus der Stellenleitung und aus benachbarten Bereichen sind im Einsatz, so dass sich die Situation für unsere Kunden im Laufe der nächsten Woche wieder normalisieren sollte.“