Bottrop. Wer den Bottroper Weihnachtsmarkt besucht, trinkt einen Glühwein an der „Bösen“ Bude. Wie die Familie Mann aus Rheinland-Pfalz nach Bottrop kam.
Spätestens am frühen Abend herrscht dichtes Gedränge vor dem Glühweinstand von Rainer und seiner Frau Christina Mann an der Hansastraße am ehemaligen Mensingbrunnen in Bottrop. Ihre Bude ist mittlerweile seit 31 Jahren eine Institution auf dem Weihnachtsmarkt, dabei liegt ihr Weingut mehr als 280 Kilometer weit entfernt im Rheinland-Pfälzischen 500-Seelen-Dorf Eckelsheim.
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Wie die Manns ihren Weg nach Bottrop gefunden haben, weiß Rainer Mann noch ganz genau. „1992 gab es hier in Bottrop ein Weinfest, das hieß Wein- und Geranienmarkt. Durch einen Freund haben wir davon erfahren und wollten dort für unseren Wein werben. Das Weinfest an sich lief nicht so gut, aber wir wurden dort angesprochen, ob wir uns nicht vorstellen können, auf dem Weihnachtsmarkt einen Stand zu betreiben.“
Von zwei kleinen Glühweintöpfen zum Kult-Stand
Die Manns folgten dem Ruf und eröffneten noch im selben Jahr das erste Mal ihren Glühweinstand. Zunächst mit zwei kleinen Töpfen, in einem war roter, im anderen weißer Glühwein. „Den weißen Glühwein kannte man damals hier im Ruhrgebiet noch gar nicht so“, erzählt Rainer Mann. „Das kam bei den Leuten sehr gut an.“ In den folgenden Jahren habe sich der Umsatz immer weiter gesteigert, die Manns blieben Bottrop treu.
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Ganz ohne Verbindung in die Region sind Rainer und Christina Mann nicht: Verwandte des Winzer-Paares leben in Wesel, dort wohnen sie während Weihnachtsmarktzeit „Das war auch ein weiter Grund, warum wir immer wieder nach Bottrop gekommen sind, weil wir uns die Übernachtungskosten sparen können“, sagt Rainer Mann.
Weihnachtsmarkt in Bottrop: Gewachsene Kundschaft an der „Bösen Bude“
Über die Jahre entwickelte sich bei den Besuchern des Glühweinstandes der Spitzname „Böse Bude“. Wie der Name entstanden ist, weiß Rainer Mann selbst nicht so genau. Er vermutet aber, dass das damit zu tun haben könnte, dass einige Standbesucher nach übermäßigem Glühweinkonsum am nächsten Morgen nicht mehr ganz so frisch ausgesehen haben. Und dann gefragt wurden, ob sie wohl wieder an der Bösen Bude waren.
Kunden der ersten Stunde sind Cornelia (66) und Frank Jäckel (69), sie kennen Rainer und Christina Mann mittlerweile ihr halbes Leben. „Hier weiß ich einfach, was ich bekomme und dass der Wein nicht aus dem Tetra-Pack kommt“, sagt Frank Jäckel. Früher war das Rentner-Ehepaar auch abends am Stand, wenn es voll war. Mittlerweile schätzen sie die entspannte Stimmung am frühen Nachmittag.
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Glühweinstand auf dem Bottroper Weihnachtsmarkt: Weingut in Familienhand
Das Weingut in Eckelsheim hat Rainer Mann von seinem Vater übernommen, der ab den 70er Jahren damit begann, Flaschenwein zu verkaufen. Früher betrieb die Familie auch noch Ackerwirtschaft auf dem Hof, seit 2000 konzentrieren sie sich voll und ganz auf den Wein.
Seit vier Jahren kümmert sich in großen Teilen der Sohn der Manns um das Weingut und hat den Betrieb auf Naturwein umgestellt. „Das ist ein naturtrüber Wein komplett ohne Zusätze und mit handverlesenen Bio-Trauben“, erklärt Rainer Mann. Den Wein verkauft die Familie weltweit: nach Japan, Kalifornien und Norwegen.