Bottrop. Warum eine Negativ-Liste falsch ist und Privatleute in Bottrop gar nicht so viel Müll machen. Die Best erklärt, wo die Stadt wirklich Spitze ist.
Zählt Bottrop tatsächlich zu den schlimmsten Müll-Hochburgen Deutschlands? Nach einem Negativ-Ranking der Bild-Zeitung jedenfalls gehört Bottrop auf Basis der Daten aus dem Jahr 2021 einmal mehr zu den Städten mit den größten Müllbergen der Republik. Mit jährlich 642 Kilo Abfällen pro Kopf liegt die Stadt demnach bundesweit auf Platz sechs. In NRW wäre Bottrop sogar die Stadt, in der die Einwohner pro Kopf im Jahr die größte Menge an Müll produzieren – 178 Kilogramm oder gut 38 Prozent mehr als der Durchschnitt.
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Zwar beklagt das Boulevard-Blatt fettgedruckt den Anstieg des Abfallbergs der privaten Haushalte in Deutschland, doch für die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) erweckt dessen Negativ-Tabelle über die Bottroperinnen und Bottroper einen falschen Eindruck. Denn die Best entsorgt in Bottrop ja nicht nur alle Abfälle aus den privaten Haushalten, sondern beseitigt auch den Müll aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Sämtliche von ihr entsorgten Abfallmengen wiederum listet die Best einmal pro Jahr auf und meldet sie der Münsteraner Bezirksregierung.
Die Best gewinnt erfolgreich auch Firmenkunden
Best-Vorstand Stefan Kaufmann widerspricht daher der medial womöglich erzeugten Vorstellung, dass Privatleute in Bottrop nicht sonderlich umweltbewusst handelten und besonders viele Abfälle verursachten. Vielmehr sei die Abfallwirtschaft in der Stadt auch unter ökologischen Gesichtspunkten sehr erfolgreich, hält er in einem Bericht für den Best-Verwaltungsrat fest. „Die getrennt erfassten Abfälle werden zu großen Teilen Recycling und Verwertung zugeführt“, erklärt Kaufmann. Nur Restmüll müsse thermisch in einer Müllverbrennungsanlage verwertet werden, wodurch Strom und Wärme erzeugt werden.
Die Best versuche gezielt, auch gewerblichen Kunden zu gewinnen und sei dabei ziemlich erfolgreich. Gerade weil in Bottrop aber Industrie- und Gewerbebetriebe in höherem Maße als in anderen Städten den Best-Service nutzten, führe das Pro-Kopf-Müllaufkommen in dem Negativ-Ranking der Boulevardzeitung zu falschen Bewertungen. Die Abfälle in Bottrop stammen ja sowohl aus den Haushalten als auch aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Etliche andere Städte kümmerten sich dagegen ausschließlich um den Müll ihrer privaten Bürgerinnen und Bürger.
Wesentlicher Anteil des Mülls entfällt auf Unternehmen
Die Müllfahrzeuge der Best steuerten auf ihren Sammeltouren aber alle Stellen an. Daher könne die Best zwar nicht exakt ermitteln, welche Abfallmengen im Einzelnen aus den Haushalten und welche aus der Industrie und den Gewerbebetrieben stammen. Die Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer der städtischen Tochterfirma wissen aber, dass Industrie- und Gewerbekunden ihren Restmüll zuverlässig von der Best entsorgen lassen. Somit sei klar, dass ein wesentlicher Anteil der Bottroper Abfälle auch auf solche Firmenkunden entfalle.
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Best-Vorstand Stefan Kaufmann macht außerdem klar, dass in den Meldungen an die Bezirksregierungen ohnehin nicht alle Müllmengen aufgeführt seien. Die Firmen hätten ja auch die Möglichkeit, ihre Abfälle von privaten Entsorgungsfirmen abholen zu lassen. „Auch in Bottrop und Umgebung gibt es private Containerdienste, Sortieranlagen und Recyclinganlagen, die von den in Bottrop ansässigen Gewerbe- und Industrieunternehmen zur Verwertung beauftragt werden“, erläutert der Fachmann. Die Best wisse nicht einmal, um wie viel privat entsorgten Müll es sich überhaupt handele.
Bei Bioabfällen erreicht Bottrop einen Spitzenwert
77.553 Tonnen Abfall
Im Jahr 2022 habe die Best insgesamt 77.553 Tonnen Abfall entsorgen oder verwertet lassen. Davon sind 33.512 Tonnen, die weitestgehend aus der Restmüllsammlung stammen, in der Müllverbrennungsanlage beseitigt worden. Das sind 43 Prozent des erfassten Bottroper Mülls.
44.041 Tonnen Abfälle - insgesamt 57 Prozent - sind mechanisch oder biologisch behandelt worden. Daraus wurden zum Beispiel Kompost, Papier, Glas, oder Baustoffe erzeugt.
„Grundsätzlich sollen Abfälle verwertet werden, primär stofflich, was zum Beispiel bei Altpapier, Altmetallen, einigen Kunststoffen, Glas oder Altholz der Fall ist“, erläutert der Best-Vorstand. „Weiterhin erfolgt ein Recycling und damit eine Rückführung in den Wirtschaftskreislauf zum Beispiel bei Grün- und Bioabfällen, Sperrmüll und etlichen mineralischen Abfällen“, erklärt Kaufmann. Mischkunststoffe oder Altholz werden in der Müllverbrennungsanlage thermisch verwertet.
Städte-Rankings auf Basis von Pro Kopf-Angaben hätten zur Beurteilung des Müllaufkommens kaum eine Aussagekraft, fasst Stefan Kaufmann zusammen. Für sinnvoll hält der Best-Vorstand jedoch einen solchen Pro-Kopf-Vergleich bei Bioabfällen aus der Braunen Tonne. Denn die Umwelttonne werde nur in privaten Haushalten aufgestellt. In Bottrop werden jährlich etwa 10.000 bis 11.000 Tonnen Bioabfälle erfasst. Das seien zirka 85 bis 90 Kilogramm pro Einwohner. Kaufmann: „Dies ist ein Spitzenwert für Großstädte und da liegt Bottrop auch in NRW mit ganz vorne“.