Bottrop. Andere Städten verteilen schon länger Gutscheine an Kinder, damit sie in Vereine gehen können. In Bottrop setzt sich nun OB Tischler dafür ein.

Wie bringt man möglichst viele Kinder dazu, mehr Sport zu treiben? Wie kriegt man wieder mehr Kids in die Sportvereine? Stadt und Stadtsportbund sollten allen neuen Schulkindern in Bottrop dazu Gutscheine schenken. Damit können die Kleinen dann ein Jahr lang kostenlos einen Sportverein besuchen, den sie sich selbst oder den sie gemeinsam mit ihren Eltern ausgesucht haben. Der Vorschlag kommt aus der SPD. OB Bernd Tischler will sich der Sache persönlich annehmen und zum Beispiel auch um Sponsoren werben, die bei der Finanzierung des Projektes helfen.

+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier für den kostenlosen WAZ-Newsletter anmelden! +++

Der SPD im Rat will mit dem Vorhaben das Vereinsleben in Bottrop unterstützen und neu beleben. Ihre Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter setzen auch auf positive Effekte auf die Kinder. Sie sollen ja möglichst gesund aufwachsen und Teamgeist lernen. Kontakte der Kinder auch außerhalb des Schulalltags seien ebenfalls wichtig.

Viele Bottroper Vereine klagen über Nachwuchssorgen

„Im Grunde geht es doch um eine Win-Win-Situation für alle Seiten. Viele klagen darüber, dass Kinder sich zu wenig bewegen und kaum soziale Kontakte pflegen. Auf der anderen Seite klagen auch viele Vereine über Nachwuchssorgen. Selbst traditionsreiche Bottroper Fußballvereine schaffen es manchmal kaum noch, genügend Spieler für eine Jugendmannschaft zusammenzubekommen“, begründet SPD-Ratsherr Rüdiger Lehr den Versuch, Familien mit Kindern und Sportvereine einander wieder näher zu bringen.

Erste Kontakte zu Peter Scheidgen habe es schon gegeben, sagt Rüdiger Lehr. Der Ratsherr hofft, dass der Vorsitzende des Stadtsportbundes möglichst viele Vereine dazu aufrufen kann, bei der Good-Will-Aktion mitzumachen. Die Kosten sollen zwar die Stadt über ihren Sport- und Bäderbetrieb und mögliche Sponsoren übernehmen, bei der Höhe der Vereinsbeiträge dürfen die Clubs ihnen aber mit Rabatten ruhig etwas entgegen kommen. „Die Vereine haben ja auch etwas von der Aktion und bekommen neue Mitglieder und neue Kontakte zu den Familien. Vielleicht gewinnen ja auch die Eltern dann dem neuen Sport ihrer Kinder etwas ab“, hofft der Ratsherr.

Sport macht Spaß - solche Gutscheine wie hier in Emmerich sollen auch in Bottrop helfen, damit Kinder in den Sportvereinen eine Zeit lang kostenlos trainieren können, schlägt die SPD vor.
Sport macht Spaß - solche Gutscheine wie hier in Emmerich sollen auch in Bottrop helfen, damit Kinder in den Sportvereinen eine Zeit lang kostenlos trainieren können, schlägt die SPD vor. © Stadt Emmerich

Judo-Sportler Jürgen Schajor tritt für die Aktion ein

SPD-Sportsprecher Jürgen Schajor nimmt bei der Gutscheinaktion Kinder aller sozialen Schichten in den Blick. Sich sportlich zu betätigen, sei wichtig für die Entwicklung junger Kinder, weiß der Ratsvertreter. Der stadtbekannte Judo-Sportler, der vor Jahrzehnten mit dem JC 66 einen der größten Bottroper Judoclubs gegründet hatte, weiß nur zu gut, vor welchen Problemen viele Clubs stehen. „Wir hoffen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinen, um ein breitgefächertes und bezahlbares Programm aufzustellen. Im Sinne der Mitgliedergewinnung sollte davon auszugehen sein, dass die Vereine ein großes Interesse an einem solchen Vorhaben teilen“, meint der Sportler.

Lesen Sie weitere Berichte aus Bottrop:

Bei der Aktion spielen auch soziale Überlegungen eine Rolle. Wenn alle Kinder mit Gutscheinen ihren Vereinssport nachgehen können, entfalle die sonst sofort auffallende Trennung zwischen jenen Familien, die die Vereinsbeiträge aus eigener Tasche bezahlen können, und solchen Familien, die auf finanzielle Unterstützung über das Sozialamt angewiesen seien und denen daher sowieso Gutscheine ausgehändigt werden, meint SPD-Ratsherr Lehr.

Gutscheine in den Bottroper Kindergärten verteilen

Die künftigen Sport-Gutscheine sollten am besten in den Kindergärten an die zukünftigen Schulkinder verteilt werden. So haben die Eltern und Kinder mehr Zeit sich mit den verschiedenen Sportvereinen in der Stadt zu befassen. Sie können sich so in den Ferien in Ruhe überlegen, welche Sportart sie ausprobieren und welchem Verein sie dazu beitreten möchten, sind sich Rüdiger Lehr und Jürgen Schajor einig. Auf einer Internetseite wollen die Initiatoren die wichtigsten Informationen veröffentlichen. Vielleicht sei es ja auch möglich, auf der Stadt-Seite www.bottrop.de per QR-Code einen Download der Angebote bereitzustellen.

Solche Gutscheinaktionen gibt es in anderen Ruhrgebietsstädten schon länger. Darauf weist auch Ratsherr Rüdiger Lehr hin. So können etwa Schulkinder in Oberhausen oder Mülheim mit den Gutschein kostenlos in einem der Sportvereine trainieren. Auch in Bochum schlug die dortige SPD so etwas schon mit Erfolg vor: Mehr als tausend Schulkinder lösten die Gutscheine ein, heißt es nebenan in Herne. Dort allerdings scheiterte das Projekt. Der Herner Stadtsportbund verteilte seine Gutscheine nicht an alle Erstklässler, sondern nur an Kinder aus Familien, die auch sonst finanzielle Hilfe erhalten. Das interessierte in Herne aber kaum. Von 1000 Gutscheinen wurden im vorigen Jahr gerade einmal 28 eingelöst.