Bottrop. Einblicke in „200 Jahre (Ur)Kataster“ bietet eine neue Ausstellung im Stadtarchiv Bottrop. Besucher erwarten historische Karten und Anekdoten.

Es mag im ersten Moment ein wenig angestaubt klingen. Aber tatsächlich verbergen sich in der Ausstellung „200 Jahre (Ur)Kataster in Bottrop und Kirchhellen. Eine Zeitreise von 1823 bis zur Gegenwart“ spannende Details aus der Bottroper Stadtgeschichte. Die Schau wird am Donnerstag, 19. Oktober, um 18 Uhr im Stadtarchiv an der Blumenstraße eröffnet.

Die Ausstellung präsentiert unter anderem Unterlagen des Urkatasters, das in den Jahren 1822/1823 entstand. Das war das erste zusammenhängende Karten- und Buchwerk, das alle Grundstücke der Gemeinden Bottrop und Kirchhellen auf der Grundlage sogenannter Uraufnahmen abbildete. Neben den zahlreichen Abbildungen der historischen Karten werden Vermessungswerkzeuge aus allen Epochen in verschiedenen Vitrinen gezeigt.

Ein Karten-Exponat aus der Ausstellung „200 Jahre (Ur)Kataster in Bottrop und Kirchhellen. Eine Zeitreise von 1823 bis zur Gegenwart
Ein Karten-Exponat aus der Ausstellung „200 Jahre (Ur)Kataster in Bottrop und Kirchhellen. Eine Zeitreise von 1823 bis zur Gegenwart" in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Außerdem gibt es Infos zu interessanten Berufsbildern im Umfeld der Vermessungstechnologie im Laufe der Jahrhunderte. Wer hätte etwa je von Messkettenziehern oder Steinsetzern gehört? Tatsächlich sind diese Berufe ausgestorben, stattdessen geht es im Arbeitsbereich der Vermessungstechnik inzwischen ausschließlich um handwerklich-technische Aufgaben und um Ingenieurstätigkeiten. Moderne Vermessungsgeräte sind hoch leistungsfähige Kleinstcomputer, die gleichzeitig mit mehreren internationalen GPS-Systemen arbeiten, sodass die Fehlertoleranz der Messwerte unter einem Zentimeter liegt.

Bottroper Amtsleiter: „Die Vermesser sind immer die ersten auf einer neuen Baustelle“

Der „Jetztzeit“ ist im Erdgeschoss auf der Blumenstraße ein eigener Abschnitt gewidmet. „Das wird der Bedeutung dieses Berufsbildes auch gerecht“, findet Achim Petri, Leiter des Vermessungs- und Katasteramtes. „Denn egal, ob Hoch- oder Tiefbau, ob eine Brücke, ein Einfamilienhaus oder ein Tunnel gebaut werden soll, die Vermesser sind immer die ersten auf einer neuen Baustelle, und am Ende schließen sie den gesamten Vorgang ab, indem sie das fertige Bauwerk in seiner genauen Lage in die jeweilige Karte eintragen.“

Handwerkszeug der Vermesser ist in der Ausstellung „200 Jahre (Ur)Kataster in Bottrop und Kirchhellen. Eine Zeitreise von 1823 bis zur Gegenwart“ ausgestellt. Hier betrachtet von Heike Biskup (Stadtarchivarin), Achim Petri (Leiter Vermessungs- und Katasteramt) und Thomas Gorczyca (Sachgebietsleiter Vermessungs- und Katasteramt).
Handwerkszeug der Vermesser ist in der Ausstellung „200 Jahre (Ur)Kataster in Bottrop und Kirchhellen. Eine Zeitreise von 1823 bis zur Gegenwart“ ausgestellt. Hier betrachtet von Heike Biskup (Stadtarchivarin), Achim Petri (Leiter Vermessungs- und Katasteramt) und Thomas Gorczyca (Sachgebietsleiter Vermessungs- und Katasteramt). © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Zusammen mit einem dreiköpfigen Team hat Petri als städtischer Vermessungsdirektor die Ausstellung vorbereitet und zusammengestellt. Zum Konzept gehört es, dass Erläuterungen nicht direkt neben dem jeweiligen Exponat angebracht sind. Vielmehr können sie anhand von QR-Codes nach Wunsch abgerufen werden.

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Es gibt aber auch Besonderheiten und Anekdoten, die sich bei einem Gang durch die Ausstellung nicht gleich erschließen. Woher kommt zum Beispiel der Brauch, eine Bier- oder Weinflasche unter einem Grenzstein einzugraben? Antworten auf solche Rätsel lassen sich bei einer Führung durch die Ausstellung finden. Insbesondere für Schulklassen bieten sich solche Führungen an, da sind sich die Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef und die Stadtarchivarin Heike Biskup einig.

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Insgesamt ist die Ausstellung äußerst informativ. Man erfährt, dass die Osterfelder Straße 3 ab 1898 das erste Katasteramt der Stadt Bottrop beherbergte. Aus dem Jahr 1906 existiert eine Karte, auf der erstmals einzelne Häuser mit Hausnummern verzeichnet sind. Und natürlich wird auch die Gebietsreform von 1975 dokumentiert. Eine Karte regt besonders zum Nachdenken an: Wer hätte gedacht, dass es mitten in Bottrop mal eine Adolf-Hitler Straße gab?

Heute bietet das Vermessungs- und Katasteramt ein Basisinformationssystem, das den Anforderungen der Bürger und der Nutzer aus Wirtschaft, Verwaltung, Recht und Wissenschaft genügen muss. Es liefert Daten für die Geodateninfrastruktur und dient der Unterstützung von Entscheidungen bei verschiedensten Fragestellungen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Dezember während der Publikumszeiten des Stadtarchivs geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Weitere Infos: www.bottrop.de/kultur-und-bildung/aktuelles/ausstellung-urkataster-kulturamt.php