Bottrop-Kirchhellen/Bochum. Der Landesbetrieb Straßen NRW setzt im Kampf gegen die giftigen Eichenprozessionsspinner auf Singvögel. So funktioniert das in Bottrop.
Das Pilotprojekt Nistkästen des Landesbetriebes „Straßen NRW“ist Teil der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Es entstand nach dem Horrorjahr 2018, als fast jede Eiche in Kirchhellen befallen war, besonders stark die Bäume an der Landesstraße Bottroper Straße. Die Idee: Nistkästen aufhängen und so Meisen und andere Singvögel anlocken, damit diese die haarigen Raupen an ihren Nachwuchs verfüttern. Die Kontrolle im Herbst ergab: Zumindest der erste Teil des Plans funktioniert. „Alle Nistkästen waren in diesem Jahr belegt“, berichtet Baumkontrolleur Jan Wippermann.
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Blau- und Kohlmeisen sowie andere kleine Singvögel haben die Holzkästen mit dem kleinen Einflugloch entlang verschiedener Landesstraßen offenbar dankbar angenommen. Jetzt im Herbst werden die Kästen gereinigt und damit bereit gemacht für die nächste Saison.
Rund 120 Nistkästen hängen mittlerweile an den Eichen an Landesstraßen wie der Bottroper Straße in Kirchhellen. Weil auch Singvogelpaare ein eigenes Territorium benötigen, hängen die Kästen jeweils nur an jeder zweiten oder dritten Eiche. Das Einflugloch sollte weder zur Wetterseite (Westen) zeigen, noch sollte der Kasten längere Zeit der Sonne ausgesetzt sein (Süden). Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten ist daher ideal.
Hinzu kommt: Das Einflugloch ist jeweils von der Straße abgewandt, damit die Vögel nicht durch oder über den fließenden Verkehr fliegen müssen, wenn sie ihr Nest verlassen oder zu ihm zurückkehren, erklärt Jan Wippermann.
Nesselgift der Raupen kann schwere Allergien auslösen
Eine erfolgreiche Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners hängt von vielen Faktoren ab, deshalb setzt der Landesbetrieb auf eine Kombination verschiedener Methoden. Die feinen Haare ihrer Raupen enthalten ab einem bestimmten Entwicklungsstadium ein Nesselgift, das die Atemwege reizen und allergische Reaktionen bei Menschen und Tieren auslösen kann. Die Brennhaare können bis zu einem halben Kilometer weit fliegen und stellen bis zu drei Jahre lang eine Gesundheitsgefahr dar.
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Im Frühjahr werden befallene Bäume an Landes- und Bundesstraßen im Abstand von zwei Wochen jeweils in den Abendstunden mit einem Biozid bespritzt, das von den Raupen beim Fressen der Blätter aufgenommen wird. Das Bakterium ist für Menschen sowie andere Säugetiere, Vögel, Amphibien und Bienen ungefährlich. Das macht auch die Stadt Bottrop etwa in der Nähe von Schulen, Kitas und Spielplätzen in Kirchhellen.
Da die Raupen jedoch nicht an einem Standort bleiben, sondern von Baum zu Baum wandern, kann auch der Einsatz von Spritzmitteln die Vermehrung des Eichenprozessionsspinners nicht vollständig verhindern. So versuchten zuerst verschiedene Gemeinden in den Niederlanden, Nistkästen in im Vorjahr befallenen Bäumen aufzuhängen. Die ersten Meldungen klangen erfolgversprechend.
Deshalb suchten die Baumkontrolleure der Regionalniederlassung Ruhr nach Standorten an den Landes- und Bundesstraßen, die sich für einen eigenen Pilotversuch eignen würden. Und sie wurden fündig: Seit Frühjahr 2020 hängen Nistkästen an der Bottroper Straße und im Köllnischen Wald.
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Nachdem der Pilotversuch bewiesen hat, dass die kleinen Höhlenbrüter Nistkästen auch an Landesstraßen zur Aufzucht ihrer Jungen annehmen, würde Wippermann gerne weitere Kästen aufhängen. „Es ist eine gute Ergänzung zu unseren anderen Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner. Und es ist auch eine tolle Sache, dass wir so zusätzlich die Artenvielfalt bei Singvögeln fördern.“