Kirchhellen. An der Bottroper Straße und am Köllnischen Wald werden von Straßen NRW die Holzhäuschen für Meisen im Kampf gegen die Giftraupe aufgehängt.
Den Eichenprozessionsspinnern geht’s in diesem Jahr frühzeitig an den Kragen. Eine Plage wie im letzten Jahr soll verhindert werden. Deshalb hat der Landesbetrieb Straßen NRW am Mittwoch in Kirchhellen und am Köllnischen Wald begonnen, Nistkästen für Meisen an Eichen aufzuhängen. Denn die Kohlmeise ist der natürliche Fressfeind des Eichenprozessionsspinners.
Um kurz nach 9 Uhr steigen Mitarbeiter des Landesbetriebs Am Vöingholz nahe des Waldpädagogischen Zentrums in den Korb der Hebebühne und bringen die Kästen in dreieinhalb bis vier Metern Höhe an. „Wir haben 300 Stück bestellt“, sagt Oliver Schulte. 90 davon finden dort im Umkreis ihren Platz. In seiner Funktion als Baumkontrolleur bei Straßen NRW hat Schulte im Vorfeld die entsprechenden Bäume markiert, die einen Nistkasten erhalten sollen. Seine Kollegen arbeiten nun Stück für Stück die jeweiligen Bäume ab. „Ich denke, wir sind bis Mitte nächster Woche fertig“, sagt Oliver Schulte. Die Nistkästen sind von der Lebenshilfe gefertigt worden. Einmal im Jahr werden die Holzhäuschen von Straßen NRW gereinigt. Im Kampf gegen die Giftraupe fährt der Landesbetrieb in diesem Jahr eine Doppelstrategie. Neben den Nistkästen für Meisen wird ein Biozid eingesetzt. Allerdings kommt bei den Eichen, die einen solchen Nistkasten besitzen, kein Biozid zum Einsatz.
Das Einflugloch ist mit einer Blechplatte verstärkt
Bei Landesstraßen ist der Landesbetrieb für die Bäume zuständig. Die Nistkästen werden mit dem Einflugloch in entgegengesetzte Richtung aufgehängt. Also von der Straßenseite entfernt. Ansonsten sei das zu gefährlich für die Vögel, meint Schulte. Denn wenn eine Meise zum Landeanflug ansetzt und just in dem Moment ein Lkw auf der Fahrbahn vorbeifährt, endet so ein Zusammenprall tödlich für das Tier.
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Um das Einflugloch herum ist zusätzlich eine Platte aus Blech befestigt. Diese Konstruktion dient als reine Vorsichtsmaßnahme – vor dem Specht. Dieser kann die für ihn zu kleinen Löcher aus Holz mit dem Schnabel aufhacken. Und durch eine Vergrößerung des Eingangs verschafft sich der Specht den Zugang zu den Vogelhäusern, um den Platz zu besetzen. Leidtragende sind die Meisen.
Die Raupen schlüpfen im Frühling
Die aufgehängten Nistkästen sollen jedoch nicht nur in diesem Jahr helfen, sondern auch der Nachhaltigkeit dienen. „Wir erhoffen uns eine stabile Population für die Meisen, die uns dabei helfen sollen, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen“, sagt Oliver Schulte.
Denn im Augenblick freut sich nämlich der Eichenprozessionsspinner. Die milden Temperaturen sind für ihn eine Wohltat. Die Raupen der Mottenart schlüpfen im Frühling. Das Insekt ist nicht nur kein Schönling, sondern zudem gefährlich für den Menschen. Die Brennhaare enthalten ein Gift, das bei Berührung mit der Haut Rötungen, Juckreiz und im schlimmsten Fall sogar allergische Reaktionen bis hin zur Atemnot auslösen kann.
Das Biozid: Bacillus thuringiensis
Bei dem Biozid, das im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner zum Einsatz kommt, handelt es sich um das Bodenbakterium Bacillus thuringiensis, das von den Raupen beim Fressen der Blätter aufgenommen wird.
Nach Angaben des Landesbetriebs Straßen NRW ist das Bakterium für Menschen sowie andere Säugetiere, Vögel, Amphibien und Bienen ungefährlich.