Bottrop. . Die Stadt denkt nach über einen Biozideinsatz gegen die Raupen mit den giftigen Härchen. Der Eichenprozessionsspinner hat Bottrop in diesem Frühjahr kalt erwischt.
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners haben die Stadt in diesem Frühjahr kalt erwischt. „Dieses Jahr ist der Befall explodiert“, sagt Kai-Uwe Dahm vom Fachbereich Grün: „Fast jede Stieleiche der Stadt war befallen.“ Weil einige Anzeichen dafür sprechen, dass der Befall im nächsten Frühjahr erneut massiv zu werden droht, denkt die Stadt darüber nach, ausnahmsweise wieder Bazillen gegen die Raupen zu spritzen. Landschaftsgärtner und Schädlingsbekämpfer Markus Kaufmann hat irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Raupennester sein Unternehmen in diesem Frühjahr mit einem Spezialgerät abgesaugt hat. „Es waren mindestens 150. Und ich kann aus dem Stand noch 20 Nester nennen, die immer noch in den Bäumen hängen.“
Immer noch sind Nester zu sehen
Das könnte Dahm auch: „Es sind auch jetzt noch Nester da, obwohl wir Orte wie den Spielplatz an der Dorfheide insgesamt dreimal haben absaugen lassen.“ Insbesondere an Schulen, Spielplätzen und Kindergärten hat der Fachbereich Grün die Flächen in der Nähe der befallenen Eichen gesperrt, bis die Fachfirmen mit dem Spezialsauger kamen.
Die Raupen sind längst geschlüpft, aber die Härchen mit dem Nesselgift, die allergische Reaktionen auslösen können, hängen noch in den Nestern. „Und die Haare sind drei Jahre aktiv.“ Für die Experten des Fachbereichs Grün ist das ein weiterer Nachteil der extremen Trockenheit: „Ein ordentlicher Regen würde die Haare wegwaschen.“
„Die Bäume überleben den Befall“
Wohl verstanden: Der Raupenbefall ist gefährlich für Menschen und lässt die Bäume fast kahlgefressen zurück, schädigt die Bäume aber in der Regel nicht dauerhaft, sagt Forstwissenschaftler Johannes Gerst von der Regionalverbands-Tochter RVR Ruhr Grün, die die Wälder in der Kirchheller Heide bewirtschaftet: „Im Prinzip haben wir keine Schäden zu vermelden.“ Deshalb sei das Spritzen eines Biozides aus ökologischer Sicht nicht notwendig. Um die Besucher des Waldes zu schützen, reiche es aus, Wege abzusperren und befallene Bäume am Wegesrand abzusaugen.
Zu Anfang des Jahrhunderts hat die Stadt schon einmal großflächig gespritzt, damals gemeinsam mit den Nachbarstädten Gladbeck und Dorsten. Als der Befall zurück ging, wurde die Bekämpfung eingestellt und ist durch die EU-Biozidverordnung deutlich aufwändiger geworden, sagt Dahm. So müsse die Stadt sicher stellen, dass nach dem Spritzen keine Personen mit dem Bazillus in Berührung kommen. „Das kann man im Wald vergleichsweise leicht machen. In der Stadt wird das schon deutlich schwieriger.“
Das letzte Wort hat wohl die Politik
„Bacillus thurungiensis“ wird in Deutschland seit Jahren zur Bekämpfung des Prozessionsspinners eingesetzt und hat dazu geführt, dass in der weniger chemische Insektenvernichtungsmittel eingesetzt werden. Die Giftstoffe führen dazu, dass die Raupen nicht mehr fressen und später sterben.
Wenn die Stadt das Mittel einsetzen will, steht dafür nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Und: Der als Besitzer der Wälder in der Heide müsste mitmachen, da die Schmetterlinge einen großen Aktionsradius haben. Experten erwarten deshalb, dass die Politik das letzte Wort haben wird.