Bottrop-Kirchhellen. Schneller abschießen: Dieser Vorstoß befeuert die Wolfsdebatte. Und: In Bottrop-Kirchhellen geht ein Gerücht um zur abgetauchten Wölfin Gloria.
So schnell schießen die Preußen nicht. Dieses Sprichwort gilt auch für Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und ihre Ankündigung für schnellere Wege zum Abschuss von Wölfen.
Bisher hat sie nur einen Vorschlag gemacht. Immerhin: Wenn es nach ihr ging, könnten die neuen Regeln schon ab 1. Januar 2024 gelten. Derweil geht in Kirchhellen ein Gerücht um: Ist Problemwölfin Gloria zurück?
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„Es dauert zu lange.“ So kritisiert die Ministerin die Regeln für einen auch jetzt schon möglichen Abschuss eines Wolfes. Eine schnelle Lösung ist nach ihren Angaben von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe entwickelt und geht so: Wenn ein Wolf bei einem Nutztierriss den vorhandenen Herdenschutz überwindet, kann er zum Abschuss freigegeben werden, wenn er binnen drei Wochen im Umkreis von einem Kilometer erneut auftaucht. Eine schwedische Studie habe ergeben, dass Wölfe nach einem Riss sehr häufig zurück zur Weide kämen, auf der sie Beute gemacht haben: „Die Trefferwahrscheinlichkeit ist sehr hoch“, sagte Lemke.
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Zustimmung zu diesem Plan signalisiert bereits NRW-Umweltminister OIiver Krischer (Grüne). Lemkes Vorschläge enthielten „wichtige Impulse, um im Rahmen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Vorschläge für die Weiterentwicklung des Wolfsmanagements zu erarbeiten“, sagte er der Rheinischen Post.
Schon im September hatte Krischer gesagt: „Wir müssen zu praxisgerechteren Regelungen im Umgang mit problematischen Wölfen kommen. Wir haben es mit einzelnen Tieren zu tun, die sehr geschickt Herdenschutzmaßnahmen überwinden. Dagegen müssen wir etwas tun, um die Akzeptanz für den Wolf insgesamt zu erhalten.“
Nach Lemkes Fahrplan soll ein entsprechender Beschluss bei der Umweltministerkonferenz Ende November gefasst werden, so dass das beschleunigte Verfahren ab Januar 2024 umgesetzt werden könnte.
Wenn sich denn überhaupt ein Jäger für den Job findet, sagt Peter Kleimann, der Sprecher der Kreisjägerschaft. „Auch mit Abschussgenehmigung: Ich kenne keine, der das machen würde.“ Zu groß seien die Sorgen vor Rechtsunsicherheiten und Anfeindungen.
In Brandenburg hat sich ein Jäger wegen des Abschusses eines Wolfs in zwei Instanzen vor Gericht verantworten müssen. Am Ende wurde er freigesprochen. Aus Mangel an Beweisen. Die Entscheidung für Wolfs-Abschussregeln, sagt Kleimann, „brauchen einen breiten politischen Konsens“.
Bauernverband fordert „gezielte Regulierung“
Wenig überraschend: Dem westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) geht der Vorschlag der Ministerin längst nicht weit genug. „Die von Umweltministerin Lemke vorgestellten Ansätze bleiben nur ein erster Schritt, insgesamt aber tragen sie den Anforderungen an eine sichere Weidetierhaltung weiterhin keine Rechnung.“
Der Verband fordert angesichts einer Rekordzahl von bisher 153 Nutztier-Rissen in diesem Jahr in NRW regelmäßige Abschüsse von Wölfen, um den Bestand in Grenzen zu halten: „Nur mit einer Ausweisung wolfsfreier Zonen und einer gezielten Regulierung ist ein Nebeneinander von Weidetierhaltung und Wolf möglich.“
Und was ist mit Gloria, die schon mehrfach den Herdenschutz überwinden konnte? Im September meldete das Landesumweltamt Lanuv: „Das Weibchen wurde seit Monaten nicht mehr genetisch erfasst (letzter Nachweis: 13. März 2023).“ Jetzt kursiert unter Kirchhellener Jägern ein Bild aus einer Fotofalle, das belegen soll: Gloria ist zurück.
„Eine sehr mutige Bewertung“, sagt dazu Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia: „Selbst die Experten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf, denen wir Bilder aus Fotofallen vorlegen, erkennen, ob ein Wolf zu sehen ist, dazu vielleicht das Geschlecht. Aber Individuen kann man auf Bildern nicht identifizieren, schon gar nicht auf einem Foto aus der Nacht.“
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Sowohl der Rückzug als auch eine Rückkehr von Gloria würden für den Sprecher der Kreisjägerschaft einen Sinn machen. „Wenn Wolfsweibchen Junge haben, machen sie sich extrem rar“, sagt Kleimann. Es gibt Flächen wie etwa im Staatsforst Wesel, da wäre sie vor jeder Berührung mit Menschen geschützt. Und wenn sie jetzt wieder hier ist, dann kann es sein, dass sie ihrem Wurf das Jagen beibringt.“