Bottrop. Die Bottroper Tierengel verteilen ehrenamtlich Futter an Tiere. Doch die Spenden gehen stark zurück. „Auf Dauer geht es so nicht weiter.“
Ob im Supermarkt oder für Strom und Gas. Die Preise in fast allen Lebensbereichen steigen durch die Inflation aktuell stark an. Und auch auf die Haltungskosten für Haustiere hat die Inflation enorme Auswirkungen. Denn Tierfutter ist so teuer wie nie, von Tierarztkosten ganz zu schweigen.
„Die Lage sieht ziemlich erschreckend aus“, sagt Udo Strothmann. Er ist ehrenamtlicher Helfer beim Verein Bottroper Tierengel und besorgt über die aktuelle Entwicklung. Das Tierfutter sei momentan deutlich teurer als noch vor der Inflation und für viele Menschen nicht mehr bezahlbar, so Strothmann. Schon seit Jahren hilft der Bottroper in der Tierfutterausgabe der Tierengel, doch eine Situation wie im Moment habe er noch nie erlebt.
Die Inflation bringt viele Probleme: „Spenden sind das erste, das die Menschen streichen“
Die aktuellen Herausforderungen des Vereins seien wie ein Kreislauf zu verstehen. Immer mehr Menschen haben durch die Inflation weniger Geld zur Verfügung und könnten sich das teuer gewordene Tierfutter nicht mehr leisten. „Wenn die Ausgaben für Strom, Miete, Lebensmittel, eben alles steigen, dann bleibt schlichtweg kein Geld für das Tierfutter übrig“, weiß Udo Strothmann. Diese Menschen seien dann auf die Hilfe der Tierengel angewiesen und bräuchten die Unterstützung bei der Futterbeschaffung.
Und eben diese Zahl an Menschen habe in den letzten Wochen enorm zugenommen. „Aktuell haben wir 220 Kunden, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Es werden seit Monaten stetig mehr“, sagt er. Während die Zahl derer, die auf das Futter der Tierengel angewiesen sind steigt, sinkt parallel jedoch die Spendenbereitschaft. „Die Menschen drehen durch die Inflation jeden Euro dreimal um und Spenden sind da das erste, das die Menschen streichen.“ Und noch etwas ist ihm aufgefallen: „Die Spendenbereitschaft der großen Firmen ist auch deutlich zurück gegangen.“
„Wir können vielleicht noch ein paar Jahre durchhalten, aber auf Dauer geht es nicht so weiter“
Durch die ausbleibenden Spenden stehe der Verein nun vor dem Problem, dass es nicht genug Futterspenden für die gleichzeitig gestiegene Zahl an Kunden gebe. „Wir können ja die Menge an Futtergaben auch nicht verringern also müssen wir jetzt an unsere Geldreserven ran“, erklärt der Ehrenamtler. Denn jede Woche Samstag versorgt die Tierengel e.V. rund 300 Tiere mit Futter und muss auf Grund der verringerten Spenden nun Futter selbst zukaufen. „Das ist so aber auf Dauer nicht machbar. Unsere Reserven sind irgendwann auch aufgebraucht“, sagt Udo Strothmann besorgt.
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Für Strothmann ist die Situation alarmierend. „Es ist traurig, dass am Ende die Tiere die Leidenden sind.“ Immer wieder erlebe er es aktuell, dass die Herrchen vorne und hinten sparen und selbst auf Alles verzichten, um ihren geliebten Vierbeinern Nahrung zu kaufen. „Im schlimmsten Fall müssen die Menschen die Tiere dann aber trotzdem ins Tierheim geben. Einfach weil das Geld nicht reicht“, erzählt er bedrückt.
Und obwohl er und die anderen Helfer der Tierengel alles geben, um genau das zu verhindern, macht er sich mit Blick auf die Zukunft große Sorgen. „Wenn sich nichts ändert, dann können wir vielleicht noch ein paar Jahre durchhalten, aber auf Dauer geht es nicht so weiter.“ Man müsse der Realität leider ins Auge blicken.