Bottrop. Vanessa Vohs aus Bottrop hat ein Semester in Israel verbracht. Von ihrer Freundin dort hört sie, welche Schrecken die Menschen erleiden müssen.
Der Schrecken über den grausamen Überfall der Hamas auf Israel ist bei ihr sehr groß. Vanessa Vohs aus Bottrop musste erfahren, dass Terroristen die Großmutter ihrer jüdischen Freundin Omer brutal ermordet haben. Auch zwei weitere Verwandte der jungen Israelin seien an dem ersten Tag der Hamas-Attacken grausam umgebracht worden, erzählt die Doktorandin tief bewegt. Ihre Fassungslosigkeit über die brutalen Morde ist groß. Es ist nicht so lange her, da durfte die Bottroperin bei der Feier zur Goldenen Hochzeit des Terroropfers dabei sein.
+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier geht es zum Bottrop-Newsletter+++
„Ich bin im vorigen Jahr in Israel gewesen, um meine Freundin Omer zu besuchen. Da hat ihre Familie die Goldene Hochzeit ihrer Großeltern gefeiert. Ich bin dazu dann auch eingeladen worden. Es war extrem schön und sehr herzlich“, erinnert sich Vanessa Vohs an das Fest. Um so größer ist jetzt das Entsetzen über die barbarischen Morde der Hamas-Terroristen. Ein großer Teil der Familie wohne in dem Kibbuz Kfar Aza, der nicht weit entfernt vom Grenzzaun zu Gaza liegt und in dem Terroristen der Hamas jetzt ein Massaker verübt haben.
„Die Terroristen haben die Oma von Omer brutal umgebracht“
„Als am Samstag die Raketen kamen, gingen sie in die Schutzräume. Als der Beschuss erst einmal vorbei war, ging die Großmutter meiner Freundin später noch einmal heraus, um etwas zu holen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass die Hamas-Angreifer auch schon da sind. Die Terroristen haben dort wahllos auf die Menschen geschossen, die sie sahen, und auch die Oma von Omer brutal umgebracht“, berichtet die Bottroperin, was sie von ihrer Freundin erfahren hat. Ein Onkel der jungen Israelin und ein Cousin seien ebenfalls erschossen worden. „Omers Großvater ist gerettet worden und hat überlebt“, sagt Vanessa Vohs.
Ihre Freundin Omer lebt in der Nähe von Tel Aviv. Sie ist Ärztin und arbeitet für das israelische Militär. „Ihr geht es soweit gut, wenn man das unter solchen Umständen überhaupt sagen kann“, erzählt die Studentin, die sich in Bottrop als stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union politisch engagiert. Über WhatsApp bleiben die beiden Freundinnen zurzeit in Verbindung. Wenn sie aber wie am vorigen Wochenende eine Zeit lang keinen Kontakt miteinander hatten, sei die Ungewissheit schwer zu ertragen. „Mich macht das alles sehr betroffen. Das ist so brutal und grausam“, sagt Vanessa Vohs.
Die Freundinnen lernten sich in Jerusalem kennen
Freundinnen wurden Omer und Vanessa, als die Bottroperin vor gut vier Jahren ein Semester lang an der Hebräischen Universität in Jerusalem studierte und dort in einem Wohnheim ganz in der Nähe des Campus wohnte. Inzwischen besuchen sich die jungen Frauen gegenseitig in ihren Heimatländern. Omer war einmal in Deutschland zu Gast und Vanessa vor kurzem auch wieder in Israel. „Ich habe dort eine sehr schöne Zeit verbracht“, erzählt die Bottroperin. Sie habe sich wie viele Menschen in Israel in ihrem alltäglichen Leben durchaus sehr sicher gefühlt.
Lesen Sie auch diese Berichte aus Bottrop:
- Krimi: Autorin schickt Leser in die „Zechenhölle“
- „Alles wird langsamer“: Leben mit der Diagnose Parkinson
- Hisbollah-Anhänger: Feinde Israels am Stadtrand
- Kneipennacht: Bands, Locations & Kartenverlosung
„Das ist jetzt aber alles erodiert“, meint Vanessa Vohs, die Völkerrecht und internationale Beziehungen studierte und als Doktorandin inzwischen an der Universität der Bundeswehr in München beschäftigt ist. Viele Israeli wagten sich jetzt nur noch vor die Tür, wenn es sich nicht vermeiden lasse. Es herrsche in dem Land teils Panik und große Trauer. „Man hat dort einfach Angst, überall wo man entlang geht. Es könnte da ja ein Terrorist lauern“, gibt sie die Eindrücke ihrer Freundin wider.
Jubel über Massaker der Hamas erfüllt mit Abscheu
Omer habe ihr aber auch klar gemacht, wie sehr die Menschen in Israel zusammenrücken und einander beistehen. Dabei waren die Bewohnerinnen und Bewohner zuletzt auch wegen der äußerst umstrittenen Justizreform der Regierung Netanjahu politisch tief gespalten. „Einander jetzt beizustehen, heißt ja auch nicht, dass man Netanjahu auf einmal toll finden muss“, meint die Bottroperin.
Mitglieder der Jungen Union haben nach dem grausamen Überfall der Hamas-Terroristen auf mehr als tausend unschuldige Opfer am Jüdischen Friedhof einige Trauerkerzen angezündet. „Es ist uns wichtig, so ein Zeichen zu setzen und unsere Solidarität mit den Menschen in Israel zum Ausdruck zu bringen“, sagt ihre stellvertretende Vorsitzende.
Dass in Deutschland schon kurz nach dem Ausbruch der Gewalt erste Demonstrantinnen und Demonstranten auf die Straßen gingen, Palästina-Fahnen schwenkten und sogar die Terrortaten bejubelten, erfüllt sie mit Abscheu. Auch die Gewalt-Videos in sozialen Medien seien unerträglich. „Man kann ja Kritik an Israel äußern, aber nicht an einem Tag wie dem vergangenen Samstag und damit das Morden an Juden durch Hamas-Terroristen verharmlosen, das ist furchtbar“, sagt Vanessa Vohs, „das löst bei mir Entsetzen und Fassungslosigkeit aus. Wir müssen alle etwas gegen Antisemitismus tun und unsere Solidarität mit Israel ausdrücken.“