Bottrop. Es gibt wieder steigende Zinsen: Wie die Sparkasse Bottrop die Erhöhung des Leitzinses einordnet und was Sparer gegen die Inflation tun können.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins auf vier Prozent angehoben. Es war die achte Erhöhung in Folge seit Juli 2022. Wie ordnet die Sparkasse als Bottrops größtes Geldinstitut die aktuelle Situation ein?
„Der Leitzins hat grundsätzlich die Funktion, die Geldmenge, die im Umlauf ist, zu steuern“, sagt Patrick Hötten, Leiter Vorstandsstab und Kommunikation. Vereinfacht ausgedrückt bewirkt die Erhöhung der EZB folgendes: Je höher der Leitzins, desto teurer wird es für Banken, sich Geld von der EZB zu leihen.
Weniger Geld ist auf dem Markt, dadurch wird jeder Euro mehr wert. Verbunden mit der Hoffnung, dass Verbraucherinnen und Verbraucher dadurch weniger Geld ausgeben. Die Folge: Die Nachfrage nach Geld und damit die Verbraucherpreise sinken.
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Mit der Erhöhung des Leitzinses soll die nach wie vor hohe Inflation von 6,4 Prozent (Stand: Juni) bekämpft werden. Die Aufnahme von Krediten werden für Bankkunden teurer, aber Sparer profitieren von steigenden Zinsen. „Das Ziel der EZB ist es, die Inflationsrate auf zwei Prozent zu bekommen“, sagt Hötten. „Es kann sein, dass es nicht die letzte Erhöhung sein wird.“
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Auch die Kundinnen und Kunden der Sparkasse verfolgen die Berichterstattung. „Wir haben gehört, dass die Zinsen gestiegen sind, wie können Sie helfen“, ist nur einer der Sätze, die Marktbereichsleiterin Claudia Gieretz und Angestellte zu Ohren kommen. „Die Nachfrage nach festverzinslichen Anlagen ist groß. Dasselbe gilt für den Sparkassenbrief“, sagt sie. „Wir empfehlen eine Laufzeitenstruktur.“
Sparkasse Bottrop: Vorsicht vor „Schaufensterkonditionen“
Beim Bottroper Sparkassenbrief liegt der Zinssatz bei 2,15 Prozent für das erste Jahr, nach fünf Jahren bei 2,7 Prozent. Kunden können sich also freuen. Hötten gibt jedoch zu bedenken, dass die Inflation bei 6,4 Prozent liegt. Schon am Anfang des Jahres sprach er gegenüber der WAZ von einer „Realzinsfalle“. Die Inflation ist noch immer prozentual höher als die Zinsen, die die Kunden für eine Geldanlage erhalten.
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Die Experten der Sparkasse empfehlen eine strukturierte und breite Streuung der Anlagen nicht auf kurze Zeit, sondern auf Dauer. „Das ist das Wichtigste, um die Inflation zu schlagen.“ Ein Tipp von Patrick Hötten: „Nicht alle Eier in einen Korb legen“. Soll heißen: Der Großteil eines Vermögens soll nicht in ein Unternehmen gesteckt werden, sondern investiert werden in Mischkonzepte.
Außerdem sollte man aufpassen vor „Schaufensterkonditionen“, wie er es nennt. Einige Banken versprechen zum Teil 3,5 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Zum einen seien es laut Hötten letztlich immer noch „knapp drei Prozent unter der Inflation“. Zudem rät er auf den Sternchentext, auf das Kleingedruckte, zu achten. Denn mitunter laufen diese auf den ersten Blick attraktiven Konditionen nur für ein halbes Jahr.
Bausparvertrag ist beliebt bei vielen Kunden der Sparkasse
Auch der Bausparvertrag bei der Sparkasse hat nichts von seiner Attraktivität eingebüßt – sinnvoll sei er etwa bei einer möglichen Modernisierung oder energetischen Sanierung der Immobilie. Mit einem Bausparvertrag kann Eigenkapital aufgebaut werden. „Und man erhält den Anspruch auf ein zinsgünstiges Bauspardarlehen.“ Hötten: „Dafür müssen aber frühzeitig die Weichen gestellt werden.“
In Anbetracht der wichtigen Laufzeiten sollte mit einer Finanzplanung schon in jungen Jahren begonnen werden. „Je später man anfängt, desto mehr muss man tun“, meint Claudia Gieretz. Die Zeiten, in den man das Geld auf dem Konto hortet und wartet, dass es sich vermehrt, sind vorbei.
„Nach wie vor ist es ein großer Wunsch vieler Kundinnen und Kunden, Eigentum zu erwerben“, sagt Patrick Hötten. Aber kann man sich als Angehöriger aus der Mittelschicht überhaupt noch Wohneigentum leisten? Aus seiner Sicht „momentan eine schwiege Situation, weil sich die Zinsen immer schneller als die Preise entwickeln“.