Bottrop. Viele Starkregen gab es in diesem Sommer über dem Emscher-Lippe-Gebiet. Das hat Bottrop abbekommen von den extrem heftigen Güssen.

Auf den trockensten Sommer seit 1931 im Jahr 2022 folgte 2023 ein außergewöhnlich nasser Sommer mit vielen extremen Starkregenereignissen im Emscher-Lippe-Gebiet. Das hat die Regen-Auswertung von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) ergeben. Bottrop hat auch einen Jahrhundertregen abbekommen: In der Nacht zum 23. Juni registrierten drei Messstationen Regenmengen, wie sie statistisch nur alle 100 Jahre vorkommen. Drei weitere Stationen maßen Mengen, die statistisch alle 30 bis 100 Jahre vorkommen.

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Im Jahr 2023 gab es allein in den Monaten Juni, Juli und August an fünf Tagen Starkniederschlag mit einer Wiederkehrzeit von „seltener als 100 Jahre“, den so genannten Jahrhundertregen. Insgesamt verzeichneten EGLV in diesem Jahr bereits acht Starkregen, davon zwei in Bottrop. Mit dem Klimawandel ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, sagen die Experten der EGLV.

Sommer in Bottrop: Die stärksten Regengüsse und ihre Folgen

„Wir reagieren auf diese Entwicklung und haben Lösungsansätze entwickelt, wie der bereits gute Hochwasserschutz an Emscher und Lippe weiter optimiert und verbessert werden kann. Auf Dauer müssen wir in unserer Region die sogenannte „Schwammstadt“ umsetzen. Das bedeutet: Wir benötigen Notpolderflächen und Notwasserwege, um die Wassermassen anderweitig auffangen zu können – und um Gefahren für Leib und Leben sowie für Hab und Gut bestmöglich zu vermeiden“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von EGLV. Ein Überblick über die dicksten Güsse:

22./23. Juni: Nach vier Wochen mit anhaltender Trockenheit zog das Tief „Lambert“ über Deutschland hinweg und es bildete sich eine Schwergewitterlage über den Verbandsgebieten von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Im Maximum wurden 100,4 Liter pro Quadratmeter an der Kläranlage Soest registriert. In Bottrop gab es in jener Nacht Jahrhundertregen an den Stationen Feldhausen, Grafenwald und Eigen, dazu Starkregen der Stufen 7 und 6 in der Boy, in Lehmkuhle und in Ebel. In Feldhausen fielen binnen neun Stunden 86,6 Liter pro Quadratmeter (siehe Grafik).

9. Juli: Im Nordwesten von Essen im Einzugsgebiet des Borbecker Mühlenbachs fielen innerhalb von 60 Minuten bis zu 58 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Davon fielen rund 40 Liter innerhalb von einer halben Stunde. Dies entspricht nahezu der Hälfte des mittleren Monatsniederschlags im Emscher-Gebiet. Ein ziemlich lokales Ereignis: Weniger Kilometer weiter in Bottrop hat es unspektakulär geregnet.

12. Juli: Ein sehr lokaler Starkregen fiel in Hünxe. Innerhalb von fünf Minuten fielen 20 Liter pro Quadratmeter, das ist etwa ein Viertel des mittleren Monatsniederschlags.

Extrem lokal sind in diesem Sommer viele Unwetter ausgefallen. Einen Kilometer weiter blinzeln die Menschen in die Sonne und sehen vom Guss nur die dunklen Wolken und den Regenbogen wie hier über Kirchhellen.
Extrem lokal sind in diesem Sommer viele Unwetter ausgefallen. Einen Kilometer weiter blinzeln die Menschen in die Sonne und sehen vom Guss nur die dunklen Wolken und den Regenbogen wie hier über Kirchhellen. © Kai Süselbeck

6./7. August: Diesmal hing der Regen fast 24 Stunden über Bottrop. Er war nicht als Starkregen klassifiziert, dennoch kam ganz schön was runter über Feldhausen (9,5 Liter pro Quadratmeter in 15 Minuten) oder über Ebel (23 Liter in 24 Stunden).

16./17. August: In dieser Nacht bildete sich ein von Südwest (Essen) nach Nordost (Castrop-Rauxel) gerichteter Niederschlagsschwerpunkt. Den dicksten Regen bekamen Gelsenkirchen und Essen ab. An der Station Gelsenkirchen-Bismarck wurden innerhalb von 90 Minuten 75 Liter pro Quadratmeter aufgezeichnet, das war ein Jahrhundertregen. An der Station Stoppenberger Bach in Essen fielen 47 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 45 Minuten, ebenfalls Jahrhundertregen. In Grafenwald kamen 12,5 Liter in 15 Minuten herunter. Das war Starkregen, wenn auch nur die geringste Stufe.