Bottrop. 20 Jugendliche haben einen 14-Jährigen am Bottroper ZOB bedrängt. Seine Mutter fordert Maßnahmen: „Muss denn erst richtig was passieren?“

Eigentlich sei er ein ruhiger Junge, sagt seine Mutter. Aber am Montagvormittag habe Max* laut geschrien, habe um Hilfe gerufen. Der 14-Jährige ist am Bottroper ZOB von einer etwa 20-köpfigen Gruppe Jugendlicher überfallen worden. Keiner hat ihm geholfen.

Es war gegen 11 Uhr am Vormittag, Max, dessen richtigen Namen wir nicht nennen, um ihn nicht zu identifizieren, hatte eine Freistunde. Mit einem Freund sei er zum ZOB gefahren, um sich etwas zu essen zu holen. An der Ampel beim Eiscafé San Remo gegenüber dem Omnibusbahnhof seien etwa 20 Jugendliche, darunter auch Mädchen, den beiden Jungs gefolgt, hätten sie angepöbelt: „Willst du Kloppe? Gib uns deine Tasche.“

Gewalt am Bottroper ZOB: „Gib ihm alles und renn um dein Leben“

Max hat kürzlich Geburtstag gefeiert, er hatte sich eine kleine Louis-Vuitton-Tasche zum Umhängen gewünscht. „Natürlich keine echte“, sagt seine Mutter. „Eine aus der Türkei für 40 Euro.“ Eigentlich möge sie solche Taschen gar nicht, aber weil ihr Sohn lange kein Handy hatte, alle derzeit solche Taschen trügen, habe sie sie ihm geschenkt.

Am Montagvormittag am ZOB seien Max und sein Freund bedrängt worden. „Ich habe ihm immer gesagt: Wenn mal jemand dich bestehlen will und dir Gewalt androht: Gib ihm alles und renn um dein Leben“, erzählt seine Mutter. Das taten die beiden Jugendlichen: Max nahm noch sein Handy und seinen Hausschlüssel aus der Tasche, rannte mit seinem Freund davon, die Gruppe Jugendlicher hinterher.

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„Zum Glück hatte er seinen Freund dabei, der kannte sich aus“, sagt die Mutter. Ihr Sohn habe zu ihr gesagt: „Wenn mein Freund nicht dabei gewesen wäre, hätten die mich zusammengeschlagen.“ Über Zäune seien sie gesprungen, hätten die Verfolger schließlich abgehängt und die 110 angerufen. Die Passanten drumherum seien nicht eingeschritten. „Traurig“, findet Max’ Mutter. „Warum hat nicht wenigstens jemand die Polizei gerufen?“

Polizei hat drei Jugendliche aus Bottrop und Oberhausen geschnappt

Drei Jugendliche haben die Beamten schließlich geschnappt. Max und seine Mutter waren auf der Polizeiwache, haben Anzeige erstattet, eine Aussage gemacht und die Tasche wiederbekommen. Die Eltern eines Tatverdächtigen hätten nicht mal kommen wollen, um ihren Sohn abzuholen, sagt die Mutter.

Bei den drei Jugendlichen handelt es sich nach Angaben der Polizei um eine 13-Jährige und einen 15-Jährigen aus Bottrop sowie eine 15-Jährige aus Oberhausen. Die Polizei hat eine Strafanzeige gefertigt; auch wenn eine der Tatverdächtigen noch ein Kind, also nicht strafmündig ist, werde vollständig ermittelt, so ein Sprecher.

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Bottroperin hat Angst um ihren Sohn: „Was, wenn die sich ihn noch mal schnappen?“

Max’ Mutter hat Angst, dass beim nächsten Mal etwas Schlimmeres passieren könnte. „Was, wenn die sich ihn noch mal schnappen?“ Sie ist verunsichert, ob sie ihren Sohn zur Herbstkirmes lassen kann. Könnte er dort noch mal auf die Jugendlichen treffen, was, wenn die Gruppe wieder da ist?

Und selbst der Schulweg bereitet ihr und ihrem Sohn Sorge. Max muss täglich über den ZOB zu seiner Schule fahren. Abends könne man dort ohnehin keine Kinder mehr hinlassen, aber ihr Sohn sei nun schließlich am Vormittag angegriffen worden. „Es wird viel geredet, aber nichts gemacht“, ärgert sich die Mutter. „Muss denn erst richtig was passieren?“ Sie fordert eine Videoüberwachung. Bislang hat die Stadt dafür keine rechtliche Grundlage gesehen.

Jugendbande sorgte 2022 für Unruhe in Bottrop

Im vergangenen Jahr gab es immer wieder Ärger rund um den ZOB sowie auf Schulhöfen wegen einer Jugendbande, die durch die Stadt zog, die auf fremde Schulhöfe kam, für Unruhe sorgte. Im Frühjahr 2022 häuften sich die Fälle von Gewalt rund um den ZOB. René Heuwieser, Leiter der Janusz-Korczak-Gesamtschule, sprach von einer „Problematik auf vielen Ebenen“.

Seine Schilderungen damals: Die Jugendlichen verabreden sich über digitale Medien, treffen sich meist zu Unterrichtszeiten am ZOB, ziehen zu den Innenstadtschulen oder auch nach Kirchhellen, „um Penner fertigzumachen“. Seitdem vor gut einem Jahr ein 16-Jähriger wegen Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung festgenommen wurde, ist es etwas ruhiger geworden. Ob die Tatverdächtigen, die Max überfallen haben sollen, Mitglieder dieser Jugendbande und schon vorher auffällig geworden sind, kann die Polizei derzeit nicht sagen.

Polizei setzt mobile Wache verstärkt am Abend und Wochenende ein

Max’ Mutter hat auch Kontakt zum Ordnungsamt aufgenommen. Abteilungsleiter Michael Althammer sagt, er wolle die Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes noch weiter erhöhen. Mit Blick auf die anstehende Herbstkirmes sollen seine Mitarbeiter vor allem auch Jugendliche in den Fokus nehmen – und konsequent einschreiten, wenn öffentliche Gefahr droht. Im vergangenen Jahr war ein 16-Jähriger auf der Herbstkirmes mit einem Messer schwer verletzt worden.

Auch die Polizei betont aufgrund des aktuellen Falls: „Auf den objektiven Zahlen ruhen wir uns nicht aus. Neben der Kriminalitätsentwicklung ist es mir wichtig, dass die Menschen sich auch sicher fühlen“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. Bis heute sei der ZOB Bottrop – auch bei sinkenden Fallzahlen – nicht aus dem polizeilichen Fokus gerückt. Um das Sicherheitsgefühl der Menschen am ZOB zu steigern, werde deshalb die mobile Wache in Zukunft öfter in den Abendstunden und auch am Wochenende eingesetzt.