Bottrop. Schacht 10, wo Geflüchtete leben, wird vorerst nicht zur Ausgabestelle der Bottroper Tafel. Der Tafel-Vorsitzende erklärt dafür den Grund.

Eine Lebensmittelausgabe für die Flüchtlingen an der Unterkunft an Schacht 10 wird es vonseiten der Bottroper Tafel vorerst nicht geben. Das erklärte Dieter Kruse. Der Grund für die Entscheidung?

„Es gibt einfach zu wenig Lebensmittel“, so der Vorsitzende des zuständigen Trägervereins „Partner für Jung und Alt Bottrop“. Gebetsmühlenartig erklärt Dieter Kruse schon seit langer Zeit, dass die Tafel von Supermärkten, Discountern, Händlern und Privatpersonen zu wenig Lebensmittel erhält.

Andere Tafeln haben längst kapituliert und einen Aufnahmestopp verhängt. In Bottrop wird ein humanerer Kurs gefahren. „Bei uns gibt es keinen Aufnahmestopp“, betont Kruse. Aber weil die gespendeten Lebensmittel immer weniger werden, erhalten die Bedürftigen, darunter nicht nur Flüchtlinge, auch immer weniger. Kruse im Klartext: „Die Kunst ist, immer weniger gerecht zu verteilen.“ Selbst der Laie versteht, dass auch diese Maßnahme endlich ist. „Irgendwann ist eine Grenze erreicht“, sagt Dieter Kruse.

Standort Schubertstraße wird vergrößert: Noch mehr Flüchtlinge bei der Tafel?

Und es könnten noch mehr Bedürftige werden. An der Schubertstraße wird der Container-Standort erweitert. Die Stadt Bottrop will im Fall von schnelleren und mehr Zuweisungen von Flüchtlingen vorbereitet sein. Sollte dies eintreten, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest ein Teil dieser Menschen zur Tafel an die Gladbecker Straße kommen.

Auf dem Gelände des früheren Bergwerks Prosper Haniel am Alten Postweg ist Platz für 150 geflüchtete Personen.
Auf dem Gelände des früheren Bergwerks Prosper Haniel am Alten Postweg ist Platz für 150 geflüchtete Personen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

An Schacht 10 wäre theoretisch Platz für 150 Personen. Der Standort ist im Moment nicht voll belegt. Schätzungsweise 200 Personen werden jedoch aktuell in Kirchhellen an St. Johannes versorgt. Dienstags zwischen 11 und 12 Uhr erfolgt die Ausgabe. Bis jetzt, so Kruse, hat noch niemand von Schacht 10 die Anlaufstelle in Kirchhellen aufgesucht. Aber was nicht ist, kann noch werden. Dann droht womöglich an St. Johannes der Kollaps.

Standort in Kirchhellen kann die Flüchtlinge von Schacht 10 nicht versorgen

„Wie sollen wir das auffangen?“, fragt Kruse. Seiner Meinung nach müsste dann an St. Johannes ein zweiter Ausgabetag ins Leben gerufen werden. Weil von der Organisation und vom Personal her würde nur der alleinige Dienstag nicht genügen. Oder die Ausgabe findet direkt an Schacht 10 statt.

Dieter Kruse, Vorsitzender der Bottroper Tafel, hofft, dass Supermärkte und Discounter wieder mehr Lebensmittel spenden. Damit die Bedürftigen auch ausreichend versorgt werden.
Dieter Kruse, Vorsitzender der Bottroper Tafel, hofft, dass Supermärkte und Discounter wieder mehr Lebensmittel spenden. Damit die Bedürftigen auch ausreichend versorgt werden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Logistisch sieht Kruse bei dieser Variante kein Problem. „Wir könnten mit einem Fahrzeug zu Schacht 10 fahren und dort die Lebensmittel verteilen.“ Dienstag ist die Tafel in Ebel und in Kirchhellen im Einsatz, Donnerstag in der Boy. Mittwoch wäre für Kruse ein Tag, an dem die Lebensmittel mit einem Sprinter zum Alten Postweg transportiert und verteilt werden könnten. Aber das Problem liegt eben woanders.

„Es liegt einzig und allein an den Waren“, sagt er. „Wenn ich nichts habe, kann ich auch nichts verteilen. Wir können nur das verteilen, was gespendet wurde.“ Bruchware landete früher bei der Tafel. Lebensmittel, kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, landeten bei der Tafel. Verbeulte Konserven landeten bei der Tafel. Die Zeiten sind vorbei. Supermärkte und Discounter verkaufen derartige Produkte inzwischen zu günstigeren Preisen, anstatt diese Menge, so wie früher, zu spenden.

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Abnehmer finden sie für diese Produkte. Wegen der gestiegenen Preise greifen Kunden oft und gerne (in den Abendstunden) zum Abverkauf darauf zurück. Die Bottroper Tafel geht mit ihren Kundinnen und Kunden dann leer aus.

Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög unterstützt die Tafel mit Lebensmitteln

Deshalb hat Dieter Kruse einen dringenden Appell: „Gärtner oder Kleingärtner, die nicht wissen, wo sie mit ihrem vielen Obst und Gemüse hinsollen, melden sich doch bitte bei der Tafel.“ Wenn Kisten oder ganze Säcke zusammenkommen, wären die ehrenamtlichen Mitarbeiter dankbare Abnehmer. „Die Lebensmittel können bei uns abgegeben werden oder gegebenenfalls holen wir sie ab“, sagt Dieter Kruse.

Die Gafög in Bottrop hat in ihrem Projekt-Garten an der Weusterstraße wieder Gemüse geerntet und spendet diesmal Mais, Zucchini und Kartoffeln an die Bottroper Tafel. Darüber freut sich Dieter Kruse (rechts).
Die Gafög in Bottrop hat in ihrem Projekt-Garten an der Weusterstraße wieder Gemüse geerntet und spendet diesmal Mais, Zucchini und Kartoffeln an die Bottroper Tafel. Darüber freut sich Dieter Kruse (rechts). © Carsten Liebfried

Glücklich dürften die Kundinnen und Kunden der Tafel über die aktuelle Ernte aus den Projekten der Arbeitsförderungsgesellschaft Gafög an der Weusterstraße sein. Auf der Gartenfläche kümmern sich Arbeitslose um verschieden Obst- und Gemüsesorten. Nun wurden viel frischer Zucchini, Mais und im Vergleich zu den Vorjahren nur wenige Kartoffeln geerntet. Der Grund: In diesem Jahr hat der Kartoffelkäfer stärker zugeschlagen. Zum siebten Mal unterstützt die Gafög auf diesem Weg die Tafel mit gespendeten Lebensmitteln.