Bottrop. Gemeinsam suchen Vorstand und Stadtverwaltung nach einer Lösung. Immer mehr Kunden machen die Aufgaben nicht leichter.
Die Bottroper Tafel will jetzt offensiv auf die Suche nach neuen Mitgliedern gehen. Eine Entscheidung, die der zuständige Trägerverein „Partner für Jung und Alt Bottrop“ getroffen hat, die Stadtverwaltung will den Verein dabei tatkräftig unterstützen.
„Es würde uns sehr helfen, wenn wir mehr Mitglieder bekommen“, meint Dieter Kruse, Vorsitzender des Vereins. Dafür will man sich mehr für die Öffentlichkeit öffnen und Werbung für das Ehrenamt machen.
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Ereignisse wie bei der Tafel in Gladbeck sollen in Bottrop nicht passieren. Nach dem Tod der beiden Vorsitzenden im Sommer 2021 stand die Gladbecker Tafel plötzlich ohne Führung da. Ein rechtliches Vakuum war entstanden, da nur sie beide als Vorstand im Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichtes Gelsenkirchen aufgeführt waren. Nur sie waren berechtigt, die Geschäfte des Vereins zu führen.
Herbert Schröer („Paritätische“ und „Aktionen – Stiftung für Menschen in Not“) hat kurze Zeit später für mehrere Wochen bei der Tafel in Bottrop hospitiert, um sich als Mann im Hintergrund ein Bild zu machen. „Die Tafel ist nicht sofort die erste Anlaufstelle, wenn es um Ehrenamtsarbeit geht. Das muss sich ändern. „Man muss Ideen entwickeln, damit die Tafel auf Dauer gesichert ist.“
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Und Ideen gibt es einige. Die Internetseite könnte erneuert und Flyer gestaltet werden. Auftritte in den sozialen Netzwerken wären denkbar. Oder analog: ein Tag der offenen Tür. „Der persönliche Kontakt ist mir sehr wichtig. Ich bin gerne bereit, Schulklassen, Vereine oder Einzelpersonen, die sich nach unserer Arbeit erkundigen möchten, die Arbeitsabläufe zu zeigen, Auskunft zu geben und herumzuführen. Je mehr Menschen da sind, desto mehr Ideen“, sagt Dieter Kruse.
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Nachwuchs gesucht: Vereinsvorstand der Bottroper Tafel ist überaltert
Die Stadtverwaltung bietet bei der Umsetzung ihre Hilfe an. „Wir haben in Bottrop die glückliche Situation, dass wir einen Verein für die Tafel haben“, meint Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. Dies soll auch so bleiben. „Uns ist daran gelegen, die Tafel mit dem eigenständigen Verein zu unterstützen. Wir sind regelmäßig im Austausch und überlegen gemeinsam, was können Politik und Verwaltung leisten.“
Nachwuchs muss also gefunden werden. Die aktuell handelnden Personen verschließen nicht die Augen vor der Realität. „Unser Vorstand ist überaltert“, sagt deren Mitglied Christel Müller. Geführt wird der Verein von sechs Personen. Dieter Kruse wird bald 82, Christel Müller zählt mit 77 zu den Jüngsten.
69 ehrenamtliche Helfer hat die Tafel zurzeit. Das klingt zunächst nach viel. Zu den 69 gehören aber auch einige Personen, die über das Jobcenter bei der Tafel beschäftigt sind.
In einem ersten Schritt sollen deswegen neue ehrenamtliche Mitglieder gefunden werden. „Das wäre ein gutes Zeichen für die Stadtgesellschaft, wenn der Verein unterstützt wird“, meint Karen Alexius-Eifert. Sie lobt die Arbeit des Vorstands, beschreibt es als „eingespieltes Team“. Mit Hinweis auf die Tafel in Gladbeck sagt sie: „Man sieht aber auch, wie schnell so etwas ins Wanken geraten kann.“
Vorstand der Bottroper Tafel möchten keinen sozialen Träger
In der Nachbarstadt betreibt seit dem Neustart das örtliche Deutsche Rote Kreuz die Leitung der Tafel. Wäre ein Träger auch eine Option für Bottrop? „Solange es irgendwie geht, wollen wir autonom entscheiden“, sagt Dieter Kruse.
Als neue Mitglieder, die sich einbringen wollen, dürften sich vor allem Männer und Frauen angesprochen fühlen, die in Rente sind oder kurz davor stehen und nach einer neuen Aufgabe suchen. Noch eine Eigenschaft sollte man mitbringen. „Es fehlt an Leuten, die Verantwortung übernehmen“, sagt Christel Müller.