Bottrop-Kirchhellen. Das St. Antonius-Hospital hat das 40-jährige Bestehen der Psychiatrie gefeiert. Die Neuausrichtung seit 1983 sahen viele als Herausforderung.
Das St. Antonius-Hospital hat mit einem Nachbarschaftsfest das 40-jährige Bestehen der Psychiatrie gefeiert. Der Heimatverein hat aus diesem Anlass die Geschichte des Krankenhauses erzählt. Die Kirchhellener hatten weniger Vorbehalte gegen die Psychiatrie selbst. Aber deren Wachsen ist in den folgenden Jahrzehnte „ihre“ medizinische Versorgung vor Ort zum Opfer gefallen.
Pläne für den Bau eines Krankenhauses in Kirchhellen gab es schon seit 1857, als Dorflehrer Kalthoff in seinem Testament 300 Taler für dieses Projekt hinterließ. Auch der frühere Artilleriemajor August Theirich hatte bei seinem Tod 1883 zu diesem Zweck eine größere Summe vererbt. Doch die Gemeinde St. Johannes und ihr Pfarrer Klemens Termöllen schreckten zurück vor dem Kostenvoranschlag: 105.000 Goldmark.
Der Bau wurde erst in Angriff genommen, als Kirchhellener Firmen und Bürger Spenden gaben und Bürgschaften übernahmen. Jan Marien nennt in seinem Buch „Zeitreise durch Kirchhellen“ den damaligen Gemeindevorsteher Theodor Frie, Holzhändler Liesenklas, den Spar- und Darlehenskassenverein - und Antonius Küster. Der Feldhausener Küster hatte ein Vermögen gemacht mit Grubenholz für die florierenden Zechen in Bottrop (Prosper I), Gladbeck und Essen. 20.000 Mark gab Küster für den Bau. Zum Dank wurde die Klinik bei der Einweihung im August 1909 nach seinem Namensheiligen benannt.
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Gerüchte, dass St. Antonius ganz geschlossen wird
Auch im Anbau aus dem Jahr 1976 (153 Betten plus Schwesternwohnheim) steckte wieder viel Geld aus Kirchhellen: Der „Krankenhausbauverein St. Antonius“ steuerte 400.000 Mark zu den Baukosten bei, die von 3,5 auf fast 5 Millionen D-Mark gestiegen waren.
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1977 gab es die ersten Gerüchte, dass das Antonius-Hospital geschlossen werden sollte. Das Land dementierte zunächst. Ein Jahr später aber wurde der Krankenhausbedarfsplan beschlossen: Die Kirchhellener Klinik verlor Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Hals-Nasen-Ohren-Abteilung. Die Kirchhellener Patienten wurden ans Marienhospital verwiesen. Im Gegenzug bekam die Kirchhellener Klinik die damals noch neue Einrichtung Altersheilkunde mit bis zu 60 Betten.
Seit 1983 hat St. Antonius seine Psychiatrie
Zu diesem Zeitpunkt lag das Papier einer Expertenkommission schon auf dem Tisch, die 1975 die unhaltbaren Zustände in den psychiatrischen Kliniken beklagte und dringend empfahl, wo immer möglich psychisch kranke Menschen den „normalen“ Kranken gleichzustellen und gemeindenah Behandlungsangebote zu machen. St. Antonius bekam im Juli 1983 eine psychiatrische Station mit zunächst 17 Betten; in den Folgejahren sollte die Psychiatrie neuer Schwerpunkt der Klinik werden mit 100 Betten und 20 Tagesklinikplätzen.
Das Land lenkte für den Ausbau und eine neue Intensivstation für die innere Abteilung in den Folgejahren 3,4 Millionen Euro ins Dorf. In zwei weiteren Ausbaustufen flossen bis 1988 weitere 6,9 Millionen Euro in neue Anbauten.
Die Worte des damaligen Pfarrers Heinrich Bischof nahmen die Kritik an der Einrichtung einer Psychiatrie aus Kirchhellen auf. Bischof sagte, die künftigen Patienten seien eine „Herausforderung für die Glaubenden, einer Herausforderung für den Umgangsstil miteinander und für das Klima in der Gemeinde.“
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1995 wurde als weitere Ausbaustufe der Psychiatrie die Tagesklinik An St. Johannes eingeweiht, Der Einstieg in den katholischen Klinikverbund wurde 1998 vollzogen mit der Fusion mit St. Barbara Gladbeck. Damals hieß es noch, die medizinische Grundversorgung in Kirchhellen sei gesichert.
Das änderte sich 2006, als die katholische Krankenhausgesellschaft KKEL sich neu aufstellte: Innere und Geriatrie zogen aus Kirchhellen zu St. Josef Gelsenkirchen. Heute unterhält das St. Antonius-Krankenhaus Kirchhellen die Klinik für Psychiatrie / Psychotherapie und Gerontopsychiatrie mit 120 Betten und 20 Tagesklinikplätzen. Die Betreibergesellschaften auch der KKEL-Kliniken sind inzwischen zusammengeschlossen zur „Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH“.