Pfarrer Klemens Termöllen kämpfte für den Bau eines Krankenhauses in Kirchhellen.Grundsteinlegung fürs Antonius-Hospital vor 100 Jahren. Bauer Theodor Frie rettete das Projekt mit einer Bürgschaft

Was alles so im Verborgenen blüht: Nur wer genau hinschaut, wird den Geburtstag erkennen. Vor 100 Jahren, am 24. Juni 2008, wurde der Grundstein fürs St. Antonius-Krankenhaus gelegt. Und fast keiner hat's gemerkt, obwohl über dem Efeu umrankten Eingang die Zahl "1908" prangt. Am 4. August 1909 war dann Einweihungstag.

Am selben Tag übernahmen damals die Ordensschwestern des Hl. Franziskus von Sankt Mauritz Münster den Dienst an den Kranken im Dorf. Und fast hätte auch der Franziskaner-Orden seinen "Hundertsten" im Antonius-Hospital gefeiert. Doch vor zwei Jahren verabschiedeten sich die letzten fünf betagten Franziskanerinnen aus Kirchhellen: die Schwestern Evangelista, Reinula, Henrika, Zyriona und Marita. Bis dahin waren es insgesamt 127 Schwestern, die in den vergangenen 97 Jahren die Geschichte des Krankenhauses mitgeschrieben hatten.

In dem 1948 erschienenen Buch "Die Gemeinschaft der Krankenschwestern des Hl. Franziskus von Sankt Mauritz Münster" wird den Kirchhellener Schwestern ein eigenes Kapitel gewidmet. Darin schreibt der Autor, Pater Dr. Salesius Elsner: "In Kirchhellen, einer Landgemeinde im Kreise Recklinghausen, mit 3800 meist katholischen Einwohnern, kamen am 3. August 1909 die ersten drei Schwestern an, um das neugebaute St.-Antonius-Hospital zu übernehmen und einzurichten sowie auch Kranke in Privatwohnungen zu betreuen."

Der Bau ging maßgeblich auf die Initiative von Pfarrer Klemens Termöllen zurück, der von 1900 bis 1910 in St. Johannes wirkte. "Mit großem Idealismus und echt westfälischer Zähigkeit betrieb er dieses Werk", hält Pater Salesius fest. Die Kosten von rund 165 000 Mark wurden durch zahlreiche Spenden, Bürgschaften und Stiftungen gedeckt. Darunter auch eine Summe von 20 000 Mark von Anton Küster aus Feldhausen. Doch Pfarrer Termöllen kam noch einmal in Nöte, als der Kostenvoranschlag überschritten wurde - um 60 000 Mark. Da sprang Bauer Theodor Frie ein, bürgte mit seinem Besitz für 50 000 Mark. Entworfen wurde das Haus vom Elberfelder Architekten Vogt.

50 Jahre nach der Grundsteinlegung war das 38-Betten-Haus zu klein geworden. Kirchhellen wuchs. Ein Neubau musste her. Mit Eröffnung des neuen Hauses am 1. Oktober 1967 verfügte das "Antonius" über 153 Betten. Dann aber die Wende. Im Zuge einer ersten landesweiten Krankenhausreform wurde das Dorfkrankenhaus 1983 in eine gemeindenahe Psychiatrie umgewandelt. Nicht unbedingt zur Freude einiger Kirchhellener, die dagegen protestierten, dass ihr Krankenhaus, für das sie viel gespendet hatten, nicht mehr die medizinische Versorgung abdecke.

Mittlerweile hat sich die Stimmung zum Positiven gewandelt, und das Antonius ist zu einer anerkannten modernen psychiatrischen Einrichtung gewachsen. Angeschlossen ist eine Tagesklinik neben dem Pfarrheim St. Johannes. Der Altbau wurde renoviert und umgebaut, wird aber nur noch in Teilen genutzt.

Und dank der Vertragsarztrechtsänderung kehren einige Disziplinen wieder zurück ins Krankenhaus. Drei Filial-Praxen für Radiologie, Orthopädie und Physiotherapie haben sich 2008 niedergelassen. Und es gibt weitere Interessenten: ein Chirurg und ein Internist.

Natürlich wird der 100. Jahrestag der Grundsteinlegung im Antonius-Krankenhaus gefeiert. Am Sonntag, 21. September, mit einem kleinen Empfang nach einem Festgottesdienst in St. Johannes.