Bottrop. Seit 32 Jahren ist Elke Rosner als Lehrerin an der Hauptschule in Bottrop tätig. Schulausschuss befasst sich am Donnerstag mit der Auflösung.

So etwas nennt man wohl einen Schicksalsort. Ausgerechnet in der Aula Welheim trifft sich am Donnerstag der Schulausschuss zur Sitzung. Es geht – mal wieder – um die Hauptschule. Auf der Tagesordnung stehen nur zwei Punkte. Einer davon: Auslaufende Auflösung der Gemeinschaftshauptschule Welheim zum Schuljahresbeginn 2021/22. Das war’s also.

Auch interessant

Das endgültige Aus von Bottrops letzter Hauptschule muss abschließend noch durch den Rat in einer der kommenden Sitzungen beschlossen werden – mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Formalität. „Da mache ich mir keine Illusionen“, sagt Elke Rosner. Die Schulleiterin steht wie kaum jemand anderes für den Kampf um den Erhalt der Hauptschule. 1989 beginnt sie als Lehrerin, seit 1997 ist sie Schulleiterin. Sturm und Gegenwind hat sie in all den Jahren ausgehalten. Jede Kritik an der Schule immer verteidigt. Bis zuletzt hat sie gekämpft. „Ich erzähle ja die gleichen Sachen wie die letzten 30 Jahre.“ Sie hat so viel erlebt. „Ich könnte ein Buch schreiben.“

Pläne zur Schulschließung in Bottrop schon 1998: Totgesagte leben länger als erwartet

Schon 1998 sollte die Hauptschule geschlossen werden. Nach Protesten wurde der Beschluss zurückgenommen. Totgesagte leben doch länger als erwartet. Aber regelmäßig steht die Schule auf dem Prüfstand. Die Bezirksregierung Münster blickt auf die nackten Fakten und drängt nun die Stadt zu einer Entscheidung. Auch in diesem Jahr sind wieder die Anmeldezahlen zu niedrig, es hat sich keine Eingangsklasse gebildet. Bottrop ist da kein Einzelfall. „Alle wissen, wie es um die Hauptschulen im Land bestellt ist“, sagt Rosner. Ein Blick in die jüngere Stadtgeschichte genügt: erst Overbergschule, dann die Hauptschulen Lehmkuhle und Kirchhellen. Verständlicherweise wirkt Elke Rosner enttäuscht aufgrund der Schulaufgabe. „Ich habe ein sehr engagiertes Kollegium, viele junge Leute“, sagt sie.

Im Schulausschuss geht es am Donnerstag noch einmal um die Zukunft der Hauptschule Welheim - genauer gesagt um deren Auflösung.
Im Schulausschuss geht es am Donnerstag noch einmal um die Zukunft der Hauptschule Welheim - genauer gesagt um deren Auflösung. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Eine große Portion Wehmut schwingt mit in ihren Aussagen. Die aktuell 34 Lehrerinnen und Lehrer werden später sicherlich eine Anstellung an einer anderen Schule finden. „Es ist schade für die Kinder“, sagt sie. „Viele, die zu uns kommen, sehen uns als letzte Möglichkeit. Hier können wir denjenigen helfen, die woanders nicht weitergekommen sind.“ Sie berichtet davon, dass bereits in den 70er-Jahren Flüchtlingskinder an der Schule unterrichtet wurden. Beim Thema Inklusion war die Hauptschule ganz vorne dabei. „Wir haben immer versucht, das Beste aus der Situation zu machen“, so die Schulleiterin. „Es ist schade, dass ein gut funktionierendes System nicht fortgeführt werden kann.“ Letztlich kommt sie zum bitteren Ergebnis: „Es lässt sich nicht ändern. Ich hatte ja viel Zeit, mich innerlich darauf vorzubereiten.“ Auf der einen Seite die Anmeldezahlen und der politische Wille, auf der anderen die pädagogischen Aufgaben, die an der Schule geleistet werden. „Das sind zwei verschiedene Diskussionsebenen, die kommen einfach nicht zusammen“, meint Rosner.

Wenigstens der Schulstandort im Bottroper Süden sollte erhalten bleiben

Sie hofft, dass bei der Schulentwicklungsplanung darüber nachgedacht wird, zumindest den Schulstandort im Süden zu erhalten. Und sie würde sich wünschen, dass die Schülerinnen und Schüler, die zurzeit angemeldet sind auch dort ihre Schullaufbahn mit einem Abschluss beenden können. Aktuell gibt es politische Diskussionen, was am Standort passieren soll. Man höre viel aus der Gerüchteküche, so Rosner, aber daran will sie sich nicht beteiligen. Eine Sache scheint jedenfalls sicher: „Ich gehe davon aus, dass ich an der Hauptschule Welheim meine schulische Laufbahn beenden werde“, sagt die heute 61-Jährige.

Hat sich der Kampf in den vielen Jahren gelohnt. „Auf jeden Fall“, sagt sie. Wenn die Auflösung beschlossene Sache ist, wird die Hauptschule nicht sofort aufgegeben. Die jetzt sechste Jahrgangsklasse schließt somit in fünf Jahren als zehnte Klasse im wahrsten Sinne des Wortes die Hauptschule ab. Das Kollegium ist weiterhin motiviert bis in die Haarspitzen. „Wir werden uns jetzt nicht auf dem Absatz umdrehen und uns verabschieden. Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten genauso weitermachen“, sagt Elke Rosner. Da ist er wieder, der Kampfgeist.