Bottrop. Mit der SPD rückt die stärkste Kraft im Bottroper Rat von den Plänen für ein großes Verwaltungsgebäude neben dem Rathaus ab. Das sind die Gründe.
Die SPD rückt von dem Neubau eines großen Verwaltungsgebäudes neben dem historischen Rathaus ab. „Wir kleben nicht an den Plänen der Verwaltung“, sagte Matthias Buschfeld zur WAZ. Dem neuen SPD-Fraktionsvorsitzenden ist es erkennbar wichtig, diesem falschen Eindruck entgegenzutreten. Denn die stärkste politische Kraft im Stadtrat fordert eine Neubewertung des kompletten Vorhabens. Auch die SPD-Ratsleute wollen die Krise der Innenstadt mit den seit Jahren leerstehenden Ex-Einkaufstempeln nicht einfach hinnehmen.
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Die SPD blicke schon länger mit Sorge auf die Entwicklung der Bottroper Innenstadt. Daher habe sie ja im Rat in den letzten Jahren die ersten Schritte für die Modernisierung der City eingeleitet. Das von der SPD eingeforderte Konzept dazu werde die Verwaltung im September vorlegen, erwartet Matthias Buschfeld. Dieses Konzept solle die Grundlage für weitere Entscheidungen sein. Allerdings müsse der Rat dabei auch im Auge behalten, die Stadt finanziell nicht zu überfordern.
Der Neubau der beiden Feuerwachen ist der SPD wichtiger
„Mit den Feuerwachen I und II stehen bereits große Projekte und Investitionen an. Die Belastung durch ein drittes Großprojekt muss dabei abgewogen werden. Im Zweifel müssen die Feuerwachen Priorität haben“, unterstrich der SPD-Fraktionschef, der sich darin mit allen Mitgliedern des SPD-Fraktionsvorstandes einig ist.
So ähnlich wie jetzt die SPD hatten sich auch schon die CDU-Fraktionsspitze, die FDP, und der Ende des Monats offiziell ausscheidende Vize-Verwaltungschef Paul Ketzer geäußert. Auch die Grünen raten dazu, die großen Gebäude in der Fußgängerzone nicht von vornherein einfach außen vor zu lassen.
Dass ein engagierter Kreis von Bürgerinnen und Bürger ein Bürgerbegehren angemeldet habe, um Büros und Dienststellen der Verwaltung in der Fußgängerzone in leeren Gebäuden wie Karstadt oder dem Hansacenter unterzubringen, zeige letztlich, dass vielen die Zukunft der Bottroper Innenstadt sehr wichtig sei. „Diesen frischen Input und die erweiterte Perspektive der Initiatoren begrüßen wir sehr. Denn nur gemeinsam können wir unsere Stadt gestalten“, betonte Matthias Buschfeld. Der Ratsherr hatte die Mitglieder und Unterstützer des Neustart-Lenkungskreises daher auch vorher schon ausdrücklich zu Gesprächen auf Augenhöhe mit SPD-Vertretern eingeladen.
Gespräche auf Augenhöhe mit Neustart-Vertretern angeboten
„Wir möchten mit allen Akteuren in Kontakt treten und stehen für Gespräche bereit“, unterstrich der Ratsherr, „wir sind für alle Optionen offen.“ Dabei fällt der Blick mehr und mehr auf den früheren Karstadtkomplex und weitere Gebäude im Hansaviertel. „Dass das Hansacenter nicht als Verwaltungssitz in Frage kommt, darin sind sich inzwischen ja fast alle einig“, meint der SPD-Vertreter. Baudezernent Klaus Müller hatte das nach einer Untersuchung des städtischen Immobilienressorts dringend davon abgeraten und schon so gut wie ausgeschlossen. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Neustart Bottrop-Initiative schlossen sich dieser Bewertung an.
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Matthias Buschfeld erinnert daran, dass der Neubau auf dem Droste-Hülshoff-Platz zu Beginn der Planung vor gut sechs Jahren als dauerhaft kostengünstigste Version galt. Ziel war es, mit dem Einzug vieler der über die Stadt verteilten Verwaltungsstellen in einen zentralen Neubau Mietkosten einzusparen und mit der neuen Immobilie dauerhaft Vermögen zu bilden. Allerdings befinde sich die Stadt inzwischen in einer veränderte Ausgangslage, weil die Kosten im Baugewerbe drastisch ansteigen. Deshalb erklärt der neue SPD-Fraktionschef: „Alle Fakten sollen noch einmal offengelegt werden, so dass eine sachliche Debatte geführt werden kann“.
Stationärer Einzelhandel hat so wie jetzt kaum noch eine Zukunft
Bottrop sei längst nicht die einzige Kommune im Umkreis, die mit Leerständen in ihrer Innenstadt zu kämpfen habe. Klar sei, dass sich auch Bottrop von der alten Idee der Einkaufsstadt verabschieden müsse. „Der stationäre Einzelhandel, so wie er jetzt organisiert ist, funktioniert auf Dauer nicht mehr“, meint der SPD-Vertreter. Die Städte müssten darauf reagieren: mit Freizeitangeboten, höherer Aufenthaltsqualität und Wohnungsbau in der Innenstadt.