Bottrop. Christoph Overlack ist bei der Stadt der Mann für die Ampeln. Der Verkehrsingenieur spricht über seinen Job und das Problem bei grünen Wellen.
Christoph Overlack ist in Bottrop der Herr über die Ampeln. Der Verkehrsingenieur hat in seinem Büro des Fachbereichs Tiefbau die Ampelanlagen des Stadtgebiets im Blick.
Auf einem seiner zwei Monitore auf dem Schreibtisch leuchten unzählige grüne, quadratische Kästchen. Wenn er diese anklickt, erhält er detaillierte Informationen über die dort jeweilige Ampelanlage. Zum Beispiel, ob die Lampen einwandfrei funktionieren oder die Stromversorgung gewährleistet ist.
Ein Kästchen leuchtet rot. „Das ist die Ampelanlage Nordring/ Ecke Gladbecker Straße“, erklärt Overlack. Die herkömmliche Anlage ist wegen einer Baustelle zurzeit außer Betrieb.
121 Ampeln gibt es im Bottroper Stadtgebiet
In jeder Ampelanlage übernimmt eine programmierte Software die Steuerung. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche sind sie im Einsatz, nur nachts werden einige wenige abgeschaltet. Im Stadtgebiet sind es insgesamt 121 Stück. „100 gehören der Stadt“, erklärt der Verkehrsingenieur. Die anderen 21 sind im Besitz des Landes NRW und befinden sich dementsprechend auf Landesstraßen. Auch die Ampeln an der Bundesstraße 224 gehören nicht zur Zuständigkeit des städtischen Fachbereichs.
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Die Planung einer städtischen Ampelanlage gehört jedoch ebenso zu seinen Aufgaben wie die Überwachung und Wartung. Hilfe dabei bekommt er aus dem Nachbarbüro. Dort steht ein großer Schrank mit allerhand blinkenden kleinen Geräten. Daneben ein Serverschrank. „Unser Verkehrsrechner“, sagt er. „Jede einzelne Ampelanlage hat ein Modem“. Die Daten fließen in beide Richtungen, senden und empfangen.
Und was ist, wenn er nicht im Dienst ist und eine Ampel ausfällt? „Wir haben Wartungsverträge für die Anlagen“, sagt er. Wenn eine Störungsmeldung außerhalb der Dienstzeit im Verkehrsrechner eingeht, wird diese Meldung umgehend an die Leitstelle des Wartungsunternehmens weitergeleitet.
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Der Verkehrsingenieur hat noch einen zweiten Monitor auf seinem Schreibtisch. Auf dem Bildschirm kann er sich Grünphasen der Ampelanlagen anzeigen lassen. Für den Laien wirkt das Ganze äußerst kompliziert mit blauen und grünen Parallelogrammen. Dazu werden Geschwindigkeiten angezeigt und eine Umlaufzeit von 90 Sekunden. Das ist die Dauer, mit der alle Ampeln einer Kreuzung einmal grün haben und jeder Verkehrsteilnehmer vorwärts kommt.
Bottroper Verkehr: „In grünen Wellen entstehen Brüche“
In der Nacht bei weniger Verkehr werden mitunter kürzere Umlaufzeiten von 60 Sekunden geschaltet. Tagsüber ist dies nicht denkbar. „Bei größerer Verkehrsbelastung ist eine längere Umlaufzeit erforderlich“, sagt er. Schlechte Nachrichten hat der Verkehrsingenieur für diejenigen, die von grünen Wellen in Bottrops Straßenverkehr träumen. „Manche haben die Vorstellung, dass sie einfach losfahren und von Punkt A nach Punkt B kommen. Das funktioniert leider nicht, weil es einige Bedingungen gibt, die es zu beachten gilt.“
Zum einen, weil die grüne Welle in beide Fahrtrichtungen funktionieren müsste. Zum anderen, weil Hauptverkehrsstraßen wie Friedrich-Ebert-Straße oder Horster Straße zahlreiche Querstraßen aufweisen, aus denen die Fahrzeuge auf die vielbefahrenen Straßen abbiegen wollen.
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Die Theorie klingt also einfach, die Praxis sieht anders aus. „In grünen Wellen entstehen Brüche“, sagt der Ingenieur. Auf der verkehrsreichen Gladbecker Straße wird etwa die rechte Fahrbahn oft als Parkplatz genutzt. Oder wenn Autofahrer bei Netto, Aldi oder Lidl abbiegen, verringern sie die Geschwindigkeit, das bremst hinter ihnen wiederum den fließenden Verkehr ein.
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An einer vielbefahrenen Kreuzung wie Prosperstraße/ Ecke Friedrich-Ebert-Straße treffen sich zum Beispiel gleich zwei Hauptverkehrsachsen. Jeder der Verkehrsteilnehmer aus den vier Himmelsrichtungen hofft auf eine eigene grüne Welle. Wie soll das funktionieren? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Politik und Verbände wünschen sich dagegen im Straßenverkehr grüne Wellen für Radfahrer. Christoph Overlack: „Das ist technisch nicht umsetzbar.“ Als Grund nennt er das unterschiedliche Tempo. „Die Geschwindigkeiten sind zu heterogen.“ Zum Beispiel fahren ältere Radfahrer langsamer, als ein junger Radfahrer. Oder der eine fährt ein herkömmliches Rad, der andere ein Pedelec mit Elektromotor.