Bottrop. Der Stau vor Bottrop-Ebel raubt vielen die Nerven – die Stadt provoziert ihn allerdings bewusst. Wo es mit der Grünen Welle klappt und wo nicht.
Wer am Nachmittag zur Feierabendzeit von Essen nach Bottrop reinfährt, kennt ihn, den Ebel-Stau. Vor der so genannten Pförtnerampel staut er sich, vor dem Abzweig nach Ebel, zum Verdruss vieler Autofahrer. Das ist so gewollt, sagt der Leiter des Fachbereichs Tiefbau, Steffen Jonek, der erklärt, warum die Grüne Welle an manchen Stellen in Bottrop gut, an anderen weniger gut funktioniert.
„Wir wollen, dass der Stau außerhalb der Stadt bleibt“, erklärt Steffen Jonek den Sinn der Pförtnerampel, die Autofahrer lange festhält und vor der sich der Stau teils bis über die Essener Stadtgrenze zieht. „In diesem Bereich kommen viele Autos an.“ Da sei es besser, sie stünden vor dem eigentlichen Stadtgebiet als im weiteren Verlauf auf der Essener Straße.
Denn die meisten dieser Autofahrer führen nach Bottrop rein, verteilten sich dort auf die Stadt oder fahren weiter Richtung Norden. „Nicht so viele fahren dort auf die Autobahn“, sagt Jonek. Die Pförtnerampel soll einen Teil des Verkehrs vorne abfangen. Doch auch wenn kein Feierabendverkehr herrscht, klappt es kaum, auf der grünen Welle zu schwimmen. Da fährt man in Ebel an und muss reichlich Gas geben, um über die Autobahn-Kreuzung zu kommen, wird dann aber wieder vor dem Hauptbahnhof an der roten Ampel gestoppt.
Auch interessant
Verkehr in Bottrop: Grüne Welle muss mit allen Einmündungen passen
Warum funktioniert das nicht auf einer so befahrenen Verkehrsachse? „Natürlich ist es grundsätzlich optimal, wenn die grüne Welle durchgeht“, sagt der Chef des Fachbereichs Tiefbau. „Aber es muss auch mit allen Einmündungen passen.“
Denn klar: Kommt in die eine Fahrtrichtung erst ein kurzes, dann ein langes Stück zwischen zwei Ampeln, ist es beim Gegenverkehr genau andersherum. Aufgrund der verschiedenen Abstände zwischen den Kreuzungen kann die grüne Welle nie in beide Richtungen funktionieren.
Zuständig für die Ampelschaltungen ist im Tiefbauamt ein Mitarbeiter, der anhand von Verkehrssimulationen und Durchschnittsgeschwindigkeit die richtigen Taktungen bestimmt – und regelmäßig anpasst. Als zum Beispiel die Geschwindigkeit auf der Kirchhellener Straße von 70 auf 50 Stundenkilometer reduziert wurde, passte die Ampelschaltung nicht mehr.
Expertenrat für Grüne Welle auf Landesstraße eingeholt
Mit Hilfe von Simulationsprogrammen wurde sie umgestellt, dabei wird nicht die tatsächliche Höchstgeschwindigkeit als Grundlage genommen, sondern etwa 45 Stundenkilometer, da das Anfahren und Stoppen der Autos mit einberechnet wird. Die Grüne Welle auf der L 631 hatte für viele Diskussionen gesorgt, auch Fußgänger klagten über lange Wartezeiten an roten Ampeln.
Damals holte sich die Stadt Unterstützung von außen: Weil das Tiefbauamt keine Möglichkeit sah, die Schaltung zu optimieren, engagierte sie spezialisierte Verkehrsingenieure, die dafür sorgten, dass seit Sommer vergangenen Jahres der Verkehr wieder flüssiger läuft. Allerdings gibt es auch dort Grenzen: Rückt die Feuerwehr aus, schaltet sie die umliegenden Ampeln auf rot – so entstehen längere Wartezeiten.
- Vandalismus:Hotel bleibt auf fünfstelligen Kosten sitzen
- MC-Bauchemie: Erstes zementfreien Mini-Haus aus 3D Drucker
- Krankenkasse: AOK verkauft Kundencenter
- Aus dem Rollstuhl befreit:Bottroperin steht wieder auf
Tiefbauamt kann Verkehrsteilnehmer priorisieren
Beim Programmieren der Ampelschaltungen kann das Tiefbauamt verschiedene Verkehrsteilnehmer priorisieren. „Wir schauen: Was steht im Fokus?“, sagt Steffen Jonek. Die Essener Straße - und im weiteren Verlauf Friedrich-Ebert- und Kirchhellener Straße - sei eine viel befahrene Landesstraße: die L 631. Entsprechend wird der fließende Verkehr an dieser Stelle priorisiert.
Auch interessant
Im Innenstadtbereich ist das teilweise anders: So können auf der Osterfelder Straße Fußgänger durch eine Anforderung eine rote Ampel für Autofahrer auslösen. Auch der Busverkehr wird an einigen Stellen bevorzugt; der Busfahrer könne durch eine entsprechende Anforderung an einigen Ampeln seiner Durchfahrt den Vorzug geben.