Bottrop. . Es sind immer mehr Autos unterwegs, dazu kommen die Anforderungen von Bussen, Radfahrern und Fußgängern. Das bedeutet das für die grüne Welle.
Fragt man den Autofahrer, so ist der Wunsch klar. Er hätte gern die grüne Welle und zwar am liebsten von Ebel bis zur Grenze nach Kirchhellen – spricht die gesamte Nord-Süd-Achse entlang. Doch das die Realität nicht ganz so rosig ist, wissen die staugeplagten Bottroper. Und Besserung ist nicht wirklich in Sicht, sagt Christoph Overlack. Der Verkehrsingenieur ist bei der Stadt verantwortlich für die Ampeln.
Mehr als 40 000 Autos befahren inzwischen täglich die L 631, die in ihrem Verlauf unter anderem Essener, Friedrich-Ebert- oder Kirchhellener Straße heißt. Das ist eine Belastung, wie sie sonst bei Autobahnen zu finden ist. Nimmt man das Teilstück durch Alt-Bottrop reden wir hier von einer 6,5 Kilometer langen Strecke, auf der ganze 26 Ampelanlagen stehen – und es diverse Einflüsse auf die Ampelschaltungen gibt, wie Overlack erläutert. Auf einem Monitor auf seinem Schreibtisch kann er gut 90 der rund 120 Ampelanlagen beobachten, die an den zentralen Verkehrsrechner angeschlossen sind und bei Bedarf auf Störungen sofort reagieren.
Verkehrsaufkommen bringt Ampeln an Grenzen
Doch es sind nicht Störungen, die das System belasten, es ist das schiere Verkehrsaufkommen an sich, das die Ampelschaltung an ihre Grenzen bringt. Denn ein Umlauf – das ist die Zeit, in der alle einzelnen Ampeln einer Kreuzung einmal grün angezeigt haben, inklusive der Fußgängerampeln – dauert tagsüber 90 Sekunden. „Diese 90 Sekunden kann ich nur einmal verteilen“, so Overlack.
Nun fließen aber von andern Hauptstraßen wie etwa der Prosper-, der Horster, der Gladbecker oder auch von den Autobahnen 42 und 2 zusätzliche Autos auf die Bottroper Nord-Süd-Achse. Die stehen dann erst einmal vor der roten Ampel, denn die grüne Welle gilt ja nun einmal nur für den Durchgangsverkehr. Nun müsse der Verkehr vor der Ampel aber auch abfließen können, deshalb müsse sie etwas eher auf grün schalten, als die vorherige. Das sei aber nicht durch die ganze Stadt durchzuhalten, deshalb gebe es für einige Fahrer immer auch den Bruch der grünen Welle. „Wir müssen durch unsere Schaltung zum Beispiel dafür sorgen, dass es keine Rückstaus auf den Autobahnen gibt“, sagt Oberlack. Das sei Vorgabe von Straßen NRW.
Busse können sich den weg freischalten
Auch Busse, die sich ihren Weg freischalten können und bevorzugt grün erhalten beeinflussen den Verkehrsfluss, denn dadurch ändere sich der Umlauf, sprich die Schaltung innerhalb der 90 Sekunden.
Wobei diese Schaltung heute sowieso flexibel sei. Induktionsschleifen messen den Verkehr und die Ampel werde dann je nach Aufkommen geschaltet. Das hat zur Folge, dass die Grünphasen an ein und derselben Ampel unterschiedlich lang sein können. Der Verkehrsrechner gibt dafür die Rahmenbedingungen vor – etwa die Umlaufzeit von 90 Sekunden.
Brücken über Emscher und Kanal
Aus Sicht der Stadt sei auch diese Problematik mit ein Grund, der für den Ausbau der B 224 zur A52 spreche, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Das könne die Nord-Süd-Achse entlasten, die inzwischen auch vielfach von Pendlern aus Dorsten als Verbindung nach Essen genutzt werde. Außerdem sei es wichtig, im Zuge der gemeinsamen Planungen für das Gebiet Freiheit Emscher zusätzliche Wege nach Essen zu schaffen, dafür brauche es Brücken über Emscher und Kanal.
So würde sich möglicherweise auch der berüchtigte Ebel-Stau entschärfen. Die derzeitige Situation sei nämlich nicht zu ändern, so Overlack. Wie haben vieles auch ausprobiert, die Fahrtzeit von der Ampel bis zum Hauptbahnhof sei am Ende immer länger gewesen als jetzt beim Status quo. Dann gehe es nun darum, die Belastung aus der Stadt heraus – sprich den Stau vor der teils dicht bebauten Straße zu halten, um die Belastungen für Anwohner nicht weiter zu erhöhen.
Bedürfnisse der Radler
In der Diskussion um den Radschnellweg ist immer wieder die Rede von einer grünen Welle für Radfahrer. Schließlich sieht eine Machbarkeitsstudie des RVR einen Streckenverlauf entlang der Gladbecker und der Friedrich-Ebert-Straße vor. Um Radler nicht auszubremsen, sollten sie an Ampeln nicht anhalten müssen. Doch ist das möglich?
Overlack sieht für diese Pläne keine Chance. Allein das unterschiedliche Tempo, in dem die Radler unterwegs sind, mache es schwierig. „In der Regel ist eine grüne Welle für Radfahrer nicht umsetzbar.“ Allerdings gebe es andere Möglichkeiten, vergleichbar mit der Vorrangschaltung für Busse. Die melden sich per Funk an der Ampel an und der Rechner verändert den Umlauf dann so, dass die Wartezeit des Busses nur kurz ausfällt. Ein ähnliches System mittels Kameras oder Induktionsschleifen sei auch für Radfahrer denkbar, so Overlack. In Oberhausen etwa werde es getestet.
Stadt will anderen Verlauf des Radschnellwegs
Stadtsprecher Andreas Pläsken verweist darauf, dass die Stadt einen anderen Verlauf des Radschnellwegs, abseits der Hauptstraßen, bevorzugt. In die Richtungen laufen Gespräche mit dem RVR.