Bottrop. Der ABC-Schuhmarkt nahe des Bottroper Bahnhofs schließt nach 42 Jahren. Warum der Schuhmarkt schließt und was mit den Angestellten passiert.
Das nächste Traditionsgeschäft in Bottrop schließt. Der ABC-Schuhmarkt ist stadtbekannt – jede oder jeder dürfte mindestens einmal an ihm vorbeigefahren sein. Die Adresse (Essener Straße 155) kennen die wenigsten. Seit dem 15. August läuft ein Räumungsverkauf. Auf WAZ-Nachfrage erklärt der Inhaber den Grund für die Schließung
„Ich habe das Rentenalter schon überschritten“, sagt Heiner Erwig vom Schuhhaus Erwig mit Firmensitz in Oberhausen. In diesem Jahr werde er 70. „Es gibt keinen Nachfolger.“ Seine Kinder hätten sich beruflich anders orientiert.
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Mit „Total – Räumungsverkauf“ und „Alles muss raus“ wird zurzeit am Geschäft auf großen Plakaten geworben. Die letzten Schuhe sollen an den Mann und an die Frau gebracht werden. Erwig: „Die Kundinnen und Kunden sollen die Gelegenheit haben, ein Schnäppchen zu machen.“ Bis zu 70 Prozent Rabatt werden beim Räumungsverkauf versprochen.
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Die Frage, an welchem Tag oder in welchem Monat der ABC-Schuhmarkt schließt, kann Heiner Erwig nicht konkret beantworten. „Es ist abhängig davon, wie schnell die Ware verkauft wird“, sagt der Inhaber. Man habe sich nicht auf einen genauen Tag festgelegt. Er selbst rechnet mit einem Räumungsverkauf von zwei, drei Monaten. Theoretisch kann auch früher Schluss sein. „Wenn die Schuhauswahl zu klein wird, macht es letztlich keinen Sinn mehr weiterzuverkaufen.“ Spätestens am Ende des Jahres ist definitiv Schluss.
Nach dem Schuhgeschäft Klauser am Altmarkt (früher Böhmer) endet dann, man kann fast schon sagen, die nächste Schuh-Ära in Bottrop. „1981 haben wir das Geschäft eröffnet“, sagt Heiner Erwig. „Eine lange Zeit.“ Seit 42 Jahren ist der ABC-Markt also an Ort und Stelle.
Das Schuhhaus Erwig wird 1908 in Oberhausen gegründet
Ein Grund, warum man damals dort den Schuhmarkt eröffnete, sei die gute Anbindung gewesen. „Die Verkehrslage ist sehr günstig und wir haben Parkmöglichkeiten“, so Heiner Erwig. Der 69-Jährige führt das Schuhhaus seiner Familie, gegründet 1908 in Oberhausen, in dritter Generation.
Schon länger reifte der Entschluss, aufzuhören. „Irgendwann muss der Moment kommen“, sagt er. „Es ist, wie es ist. Man kann die Kinder ja nicht aus romantischen Gründen dazu drängen, die Nachfolge anzutreten. Und man muss auch immer den wirtschaftlichen Aspekt im Auge behalten. Denn es wird nicht leichter.“
ABC-Schuhmarkt in Bottrop schließt: Was passiert mit den Angestellten?
Der stationäre Einzelhandel kämpft seit Jahren um jeden Kunden. Da bildet der ABC-Schuhmarkt keine Ausnahme. Der Online-Handel, dann die Pandemie und zuletzt hohe Energiepreise machen das Leben schwer. „Die Kunden sind verunsichert und halten ihr Geld zusammen. Wir stellen eine Kaufzurückhaltung fest. Kundinnen und Kunden überlegen sich genau, wofür sie ihr Geld ausgeben“, meint Heiner Erwig.
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Die Entscheidung zur Geschäftsschließung sei nicht erst vor ein paar Monaten gefallen. „Die Planung liegt länger zurück.“ Seit mehr als 40 Jahren ist er im Familienbetrieb tätig. Manche Angestellten arbeiten seit mehr „als 20 Jahren“ im Bottroper ABC-Schuhmarkt. Man habe das Personal über die Entscheidung frühzeitig informiert, so Erwig. Bis zu sechs von ihnen arbeiten in Bottrop. „Es hat keine Probleme gegeben“, so der Inhaber. Einige gehen nun in den Ruhestand, andere haben neue Arbeitgeber gefunden.