Bottrop. Die Bottroper Radstationen am ZOB und am Hauptbahnhof sind weiterhin geöffnet. Die Pia-Stadtdienste sind aber insolvent. So geht es nun weiter.
Die beiden Radstationen am Hauptbahnhof und am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Bottrop stehen vor einer ungewissen Zukunft. Noch sind die Stationen geöffnet. Die Frage sei allerdings, wie lange dies noch der Fall sei, sagte ein Mitarbeiter. Denn die Pia Stadtdienste-Gesellschaft, die neben einer Reihe von sozialen Diensten außer in Bottrop auch Radstationen in Duisburg und Mülheim betreibt, hat ihren Bankrott erklärt. Das Insolvenzverfahren wurde Anfang August am Amtsgericht in Duisburg eröffnet. Zur Insolvenzverwalterin ist die Oberhausener Rechtsanwältin Tanja Bückmann bestellt worden.
+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier geht es zum Bottrop-Newsletter +++
Die Stadt hat inzwischen Kontakt mit der Insolvenzverwaltung aufgenommen. Stadtsprecher Andreas Pläsken geht erst einmal nicht davon aus, dass die beiden Radstationen am ZOB und am Hauptbahnhof in Bottrop wegen der Pia-Pleite kurzfristig geschlossen werden. „Grundsätzlich ist jetzt erst einmal der Insolvenzverwalter am Zug“, teilte er mit. Trotz der jetzigen Eröffnung des Insolvenzverfahrens sei geplant, dass der Betrieb zunächst überall ganz normal weiterlaufe, heißt es.
Jobs von der Imbissbude bis zum Grillverleih
Das Namenskürzel Pia steht für Paritätische Initiative für Arbeit. Das Ziel des Mülheimer Unternehmens oder Vereins ist es, sogenannte Langzeitarbeitslose zu beschäftigen. Insgesamt bangen wegen der Zahlungsnot des verzweigten Sozialunternehmens mit seinen 17 Geschäftsbereichen schon seit einigen Wochen um die 130 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen um ihre Arbeitsplätze. Hinzu kommen rund 60 Beschäftigte aus arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Diese seien zwar keine Angestellten der Pia selbst, dennoch soll nun auch für sie eine Lösung gefunden werden.
Unter dem Pia-Dach befinden sich außerhalb Bottrops neben den Radstationen zum Beispiel auch diverse Freizeitstationen, ein Naturbad, ein Café, eine Imbissbude, ein Kontaktbüro zur Pflegeselbsthilfe, eine Alltagsassistenz-Vermittlung oder sogar ein Waffel-Kiosk und ein Grillverleih. Längst nicht alles betreiben aber auch die Pia-Stadtdienste selbst. Zuerst hatte das Dienstleistungszentrum Arbeit unter dem Pia-Dach, zu dessen Service-Angeboten neben der Jobvermittlung etwa auch Bewerbungstrainings und Coaching gehören, Insolvenz angemeldet. Die Pia-Stadtdienste hatten dessen Aufgaben dann mitübernommen und finden sich nun ebenfalls in einem Insolvenzverfahren wieder.
Insolvenzverwalterin will möglichst viel retten
Geschäftsführer Frank Schellberg wollte sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern. Nicht betroffen sei die Pia-Stiftung für integrierte Stadtentwicklung, heißt es. Die Insolvenzverwaltung wolle in den nächsten Wochen versuchen, die rentablen Bereiche des Unternehmens zu sanieren. Das soll entweder durch übertragende Sanierung auf einen Dritten oder auf mehrere Dritte oder mit Hilfe eines Insolvenzplans aus sich selbst heraus umgesetzt werden. Gleichwohl bemühe sich die Insolvenzverwaltung auch für die unrentablen Bereiche um Lösungen.
Lesen Sie auch diese Berichte aus Bottrop:
- Rathauserweiterung: Alternative Fläche für einen Verwaltungsneubau
- Wärmewende: Haus und Grund sieht Fernwärme ganz vorne
- Lieblingsort: Mit der Stadtarchivarin an der Herzogsbuche
- Neues Warenverteilzentrum: Lkw müssen über feste Route fahren
Man sei bemüht, möglichst viele Pia-Bereiche zu erhalten. Die Insolvenzverwalterin äußert sich „zum Schutze der Arbeitskräfte“ zurzeit aber nicht dazu, welche Bereiche als lukrativ eingestuft werden und welche nicht. „Wir stecken in der Angebotsphase und schauen, was sich übertragen oder auf andere Weise retten lässt“, erklärte sie. Wie lange diese Phase voraussichtlich noch andauern wird, lasse sich nicht sagen.
Stadt Bottrop nimmt Kontakt mit Jobcenter auf
In Bottrop wappnet sich die Stadtverwaltung zur Sicherheit allerdings auch für den Fall der Fälle. „Eine mögliche Übernahme durch städtisches Personal ist auszuschließen“, erklärt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Die Stadtverwaltung werde aber Kontakt zum Bottroper Jobcenter aufnehmen, kündigte er an. Zu klären sei, ob von dort eine Möglichkeit bestünde, die Radstationen in Bottrop im schlechtesten Fall über einen anderen sozialen Träger weiterzuführen.
In Mülheim allerdings berichtete die dortige Sozialdezernentin Daniela Grobe bereits, dass das Jobcenter in der Ruhrstadt derzeit keine verbindlichen Zusagen machen könne. Durch die Einführung des neuen Bürgergeldes und der damit verbundenen Neuausrichtung in der Beratung und Vermittlung sei die Zukunft ungewiss. Finanzielle Kürzungen des Bundes seien bereits angekündigt.