Bottrop. Bottrop bekommt einen neuen Logistikpark der Firma Prologis im Süden der Stadt. Hunderte Lkw könnten für eine massive Verkehrsbelastung sorgen.
Der Logistikpark-Spezialist Prologis wirbt bereits um Kunden für die neuen Warenverteilzentren im Bottroper Süden. Im August des kommenden Jahres sollen die großen Hallen auf dem Gelände des früheren Benteler-Röhrenstahlwerks verfügbar sein. Der Bau des Logistikparks ist sehr umstritten und stößt nicht nur bei den Grünen weiterhin auf Skepsis, sondern bereitete vor allem auch der SPD im Bottroper Süden wegen des befürchteten hohen Verkehrsaufkommens gehörige Sorgen. Die Stadtverwaltung hat die Genehmigung zum Bau der beiden Verteilzentren inzwischen dennoch still und leise erteilt.
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„Unsere Skepsis zu der verkehrlichen Situation auch in Hinsicht auf zunehmenden Schleichverkehr durch die Wohngebiete besteht weiterhin“, unterstreicht Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda gegenüber der WAZ. „Wir Grünen hätten uns an dieser Stelle hochwertige, wertschöpfende Industriearbeitsplätze gewünscht“, betont die Ratsfrau. Die Grünen hatten die Stadt daher aufgefordert, das Logistikzentrum im Industriegebiet „An der Knippenburg“ zu stoppen. Ihre Vertreterinnen sprachen von einer „katastrophalen Fehlentwicklung“. Die Verkehrsbelastung im Bottroper Süden sei schon jetzt zu hoch, mahnten sie.
Verbesserungen an Ampeln sollen Verkehrskollaps verhindern
Trotz massiver Kritik auch weiterer Parteivertreter genehmigte die Verwaltung das Prologis-Projekt aber Mitte Juni. Wie Baudezernent Klaus Müller inzwischen den Bezirksvertretern im Bottroper Süden offiziell mitteilte, sei das vorgesehene Bauvorhaben in dem Industriegebiet zulässig.
Damit kann Prologis auf dem Gelände zwischen den Straßen Gohrweide, Brakerstraße, Am Piekenbrocksbach und An der Knippenburg die geplanten zwei Warenverteilzentren bauen, die dann jeweils aus drei aneinandergereihten Blöcken bestehen sollen. Das Gelände gehört dem Unternehmen seit fast drei Jahren. Zu den Kunden seiner Logistikzentren gehören zum Beispiel Unternehmen wie Edeka sowie Logistikfirmen wie DHL, DB Schenker oder Rhenus.
Vertreterinnen und Vertreter von Prologis sollen am Donnerstag in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd über den aktuellen Stand der Dinge berichten. Sie hatten zuvor bereits zugesagt, die Ampelschaltungen auf der Essener Straße auf eigene Kosten optimieren zu lassen, um den zu erwartenden Verkehr gerade auch aus Richtung der Autobahn A 42 besser zu steuern. Inzwischen liegen Verkehrsgutachten vor, wonach an zwei Ampel-Anlagen „Maßnahmen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit“ erforderlich seien, um den zusätzlichen Verkehr aufnehmen zu können. Dazu sei Prologis verpflichtet, heißt es bei der Stadt. Außerdem wird die Straße „Am Piekenbrocksbach“ breiter ausgebaut.
Hunderte Lkw rollen zu den beiden neuen Warenverteilzentren
Trotz des höheren Lkw-Aufkommens in Richtung der Warenverteilzentren werde die Verkehrslage in dem Engpass in Zukunft sogar besser sein als jetzt, hatten Prologis-Vertreter zwar versprochen, doch Grünen-Ratsvertreterin Andrea Swoboda meint: „Ob die angekündigten Änderungen der Ampelschaltungen tatsächlich den gewünschten Erfolg haben, bleibt abzuwarten.“ Immerhin war in Verkehrsszenarien die Rede davon, dass in Extrembelastungen Tag für Tag mehr als 500 Kraftfahrzeuge in Richtung der beiden neuen Warenverteilzentren rollen werden, darunter um die 300 Lkw.
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Dass ein Teil der Fassaden der mehr als zwölf Meter hohen Hallen begrünt werden soll, hatte das Immobilienunternehmen bereits angekündigt. Außerdem sollen auf dem Firmengelände um die 170 Bäume gepflanzt und die eher wenigen frei bleibenden Flächen mit Scherrasen, Blühwiesen, Staudenmischungen, Steinschüttungen und Totholzhaufen versehen werden. Zusätzlich geplant sei eine versickerungsfähige Feuerwehrumfahrt sowie ein offener Regenwasserrückhalt mit Sumpfbereich, berichtet die Verwaltung.
Photovoltaik-Anlagen auf den riesigen Flachdächern geplant
Für die Grünen ist das allerdings kein genügender Ausgleich für den durch Waldrodung entstandenen ökologischen Schaden. Die Hallen, die aneinandergereiht auf dem Gelände bis auf die vergleichsweise kleinen Flächen für Parkplätze fast von einer Nebenstraße bis zu nächsten reichen, sollen zwar großflächig mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden, eine Begrünung der riesigen Flachdächer sei allerdings nicht vorgesehen. Da es dazu keine Verpflichtung gebe, konnte die Stadtverwaltung das Immobilien-Unternehmen dazu auch nicht auffordern, heißt es in deren Bericht an die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter im Bottroper Süden.