Bottrop. Mit kleinen Neubauten käme Bottrop vielleicht günstiger weg, sagen Gutachter. Parteien lehnen Verwaltungsumzug ins Hansaviertel nicht einfach ab.
Der Neubau eines zentralen Bottroper Verwaltungsgebäudes am Droste-Hülshoff-Platz ist nicht grundsätzlich wirtschaftlicher, als etwa erst einmal zwei kleinere Verwaltungsbauten dezentral neu zu bauen und weitere Verwaltungsbüros anzumieten. Von der Stadt beauftragte Kommunalberater sehen sogar Risiken dafür, dass der zentrale Neubau neben dem historischen Rathaus am Ende sogar die teurere Lösung sein könnte.
Mit den bis jetzt veranschlagten 115 Millionen Euro für den Neubau wird die Stadt nach den Erkenntnissen der Berater ohnehin kaum auskommen. Sie sehen vielmehr die Gefahr, dass die Investitionskosten auf gut 157 Millionen Euro steigen können. Hinzu kämen bei einer 30-jährigen Nutzung verteilt über die Jahre gut 88 Millionen Euro an Instandhaltungskosten.
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„Ich bin geflasht. Wir wissen nicht, was wir machen sollen“, räumte CDU-Ratsherr Hermann Hirschfelder nach der Präsentation der neuen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung im Ratssaal ein. Zu der Sondersitzung des Finanzausschusses war eine Reihe von Bürgerinnen und Bürgern gekommen, unter ihnen waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerinitiative, die den Verwaltungsneubau per Bürgerbegehren stoppen will. Der CDU-Fraktionschef forderte, dass die Verwaltungsspitze dem Rat eine Empfehlung an die Hand geben solle. Oberbürgermeister Bernd Tischler sagte zu, dass das Thema nach der Sommerpause wieder auf die Tagesordnung kommen werde.
Bottrop könnte auch kleinere Verwaltungsgebäude neu bauen
Die Vertreter der von der Stadt eingeschalteten Kölner DKC Kommunalberatung können mit der von den Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern erhofften klaren Handlungsempfehlung allerdings nicht dienen. Die Berater hatten die von der Bürgerinitiative ins Gespräch gebrachte Nutzung des Karstadt-Gebäudes oder des Hansacenters als künftige Verwaltungssitze allerdings ohnehin nicht in ihre Untersuchung einbezogen. Stattdessen entwarfen sie als Alternative zum Neubau am Droste-Hülshoff-Platz vielmehr Rechenmodelle für den Fall, dass die Stadt ihre alten in der Stadt verteilten Verwaltungsgebäude saniert oder teils auch durch Neubauten ersetzt, falls diese schon zu alt sind.
Für den Fall, dass es die Stadt bei Sanierungen der alten Bauten belässt, wird der zentrale Neubau nach den Berechnungen der Gutachter voraussichtlich wirtschaftlicher sein. Baut die Stadt aber zum Beispiel am Eickholtshof 24 und an der Böckenhoffstraße 40 zwei neue Verwaltungsgebäude, lasse sich kaum noch ein Vorteil durch den zentralen Neubau am Droste-Hülshoff-Platz erkennen, heißt es. Klar sei nur, dass die Stadt etwas tun müsse. Die alleinige Anmietung von Büros und Nutzung unsanierter Gebäude sei wegen ansteigender Mieten und Energiekosten auf Dauer nicht tragbar.
Interessanter Fingerzeig des Bottroper Baudezernenten
„Daraus schließe ich, dass wir in jedem Fall etwas bauen müssen. Die Frage ist nur, wie groß und wo“, sagte Baudezernent Klaus Müller. Er hatte vor der Sondersitzung wegen der Vorschläge der Bürgerinitiative auch prüfen lassen, ob das Hansa-Center und das Karstadt-Gebäude technisch überhaupt als Verwaltungssitze in Frage kommen. Beim dem leerstehenden Ex-Einkaufszentrum zwischen Berliner Platz und Hansastraße bezweifeln die Fachleute im Rathaus dies, weil sich darin nicht einmal die Hälfte aller Flächen für Büros eignet.
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Beim alten Karstadt-Gebäude sieht das anders aus. Darin seien Dreiviertel der Gesamtfläche brauchbar. Je höher die Karstadt-Etagen liegen, um so besser können darin Verwaltungsbüros untergebracht werden. Im Erdgeschoss wäre etwa Platz für das Stadtarchiv, lautet ein Gedankenspiel. Vom Baudezernenten gab es daher auch den Fingerzeig: „Vielleicht liegt ja eine Lösung in der Mitte.“
Skepsis bei den einen, Offenheit bei den anderen
SPD-Ratsherr Frank Beicht glaubt zwar nicht, dass sich in einem der beiden Komplexe überhaupt moderne Verwaltungsarbeitsplätze einrichten ließen, auch CDU-Vertreter Hermann Hirschfelder machte klar: Ihm leuchte nicht ein, dass sich die Bottroper City ausschließlich durch einen Einzug der Verwaltung in die großen Altbauten wiederbeleben lasse. SPD-Ratsherr Daniel van Geister wies darauf hin, dass ja auch das Rathausviertel Teil der City und der Weg in die Fußgängerzone kurz sei.
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Andere Ratsvertreterinnen und Ratsvertreter stehen der Idee der Bürgerinitiative allerdings offener gegenüber. Die FDP hatte schon durchblicken lassen, dass sie Verwaltungsbüros in der Fußgängerzone keineswegs ausschließe. Allerdings sollten die nötigen Umbauten dann Investoren übernehmen. Auch für die Grünen kommt ein teilweise Umzug von Beschäftigten der Verwaltung ins Hansaviertel in Frage. „Eine gemischte Lösung sehen auch wir als möglichen Kompromiss“, betonte Fraktionschefin Andrea Swoboda.
SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld versprach den Vertreterinnen und Vertretern der Bürgerinitiative, darüber eine Diskussion auf Augenhöhe mit ihnen zu führen. Er bat sie jedoch um mehr Zeit.