Bottrop-Kirchhellen. Die Kirchhellener Landwirte reagieren auf die schwierige Spargelsaison. Künftig wird weniger von dem Gemüse hier wachsen. Das steckt dahinter.

In Kirchhellen wird künftig weniger Spargel sprießen. Auch wenn die diesjährige Spargelsaison gerade erst vorbei ist, scheint das als Fazit schon festzustehen. Die großen Höfe Umberg, Schmücker und Beckmann kündigten im Gespräch mit der Lokalredaktion schon an, im kommenden Jahr Flächen rauszunehmen.

Jörg Umberg will auf etwa einem Viertel weniger Spargel anbauen, Justus Beckmann und Eberhard Schmücker können noch keine so konkreten Angaben machen. Etwas anders sieht die Situation bei Miermann aus. Man baue ja vergleichsweise wenig Spargel an und auch nur für die Direktvermarktung. Daher werde man im kommenden Jahr nicht weniger anbauen, sagt Felix Miermann.

Damit reagieren die Landwirte auf eine schwierige Spargelsaison. Dazu kommt: Auch die nächste werde wohl kam besser werden, fürchtet Umberg. Die Kosten in der Produktion würden weiter steigen. Und schon in diesem Jahr seien die Kunden zurückhaltender gewesen, hätten im Zweifel nicht die beste Sortierung gekauft, sondern stattdessen die preiswertere Alternative gegriffen. Dabei sei man vom Preisniveau auf demselben Level geblieben wie in der vorherigen Saison. „Das Kilo in der besten Sortierung hat 14,90 Euro gekostet.“ Erfahrungen, die auch die anderen Landwirte gemacht haben.

Energiekosten und Mindestlohn fallen nächstes Jahr richtig ins Gewicht

Eine Sache sei ihm allerdings aufgefallen, sagt Felix Miermann. Die Familie betreibt ja auch Gastronomie, dort wird der selbst angebaute Spargel verarbeitet. Beim Essengehen hätten die Menschen bisher noch nicht gespart. Das habe man sich noch gegönnt, so Miermanns Beobachtung. Beim Einkauf für zu Hause werde dagegen eher gespart.

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Noch habe man den Preisanstieg auffangen könne, im kommenden Jahr werde das wohl nicht mehr funktionieren, sagen die Landwirte unisono. Der Mindestlohn steigt und auch die höheren Energiekosten würden sich wohl in der nächsten Saison erst so richtig bemerkbar machen. Und da nicht davon auszugehen sei, dass die Verbraucher ihre Zurückhaltung ablegen, nun also die Reaktion und die Verringerung der Anbaufläche.

Das senkt eben auch die Kosten. Trotzdem, die Höfe müssten sich was einfallen lassen, glaubt Jörg Umberg. Besonders bei Beckmann beginnen jetzt die Überlegungen, sagt Justus Beckmann, der den Hof gemeinsam mit seinem Bruder übernehmen wird. Die Familie setzt bisher voll und ganz auf Spargel. Gemeinsam überlege man nun, inwieweit es sinnvoll sei, sich breiter aufzustellen und in welche Richtung man sich entwickle, was man möglicherweise noch dazu nehme. Doch das sei ein Prozess und am Ende auch abhängig von der künftigen Agrarpolitik, sagt Justus Beckmann.

Bottroper Landwirte kritisieren den Lebensmittelhandel

Derart strategische Entscheidungen dürfe man nicht übers Knie brechen, sagt Eberhard Schmücker. Er habe sich entschieden, für die kommende Saison mit der Neupflanzung von Spargels auszusetzen und die Situation dann erneut zu bewerten.

Umberg, Schmücker und Beckmann sind zudem auch abhängig vom Lebensmitteleinzelhandel. Der spreche zwar viel von regionalen Produkten, doch davon habe man in diesem Jahr nichts gemerkt, sagt Jörg Umerg. „Die Lebensmittelzentralen kommunizieren nach außen anders als sie handeln“, so sein Urteil mit Blick auf die Menge an importiertem Spargel in den Regalen.

Schmücker spricht für seinen Betrieb von 15 Prozent weniger Absatz, auf dem Erzeugergroßmarkt sei das Kilo heimischer Spargel teils für vier Euro gehandelt worden. Hier habe der Einzelhandel die Marge mitgenommen, urteilt Schmücker mit Blick auf die Verkaufspreise. Auch Justus Beckmann spricht mit Blick auf den Handel von einer „Frage des Wollens“. Also wolle der Handel heimische Produkte und eine faire Bezahlung der Erzeuger. Das alles sei aber kein Kirchhellener Phänomen sondern ein deutschlandweites Problem, das erzählten viele Kollegen aus den unterschiedlichen Regionen.

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