Bottrop-Kirchhellen. Das Jugendhaus am Jugend-Kloster wird gerade umgebaut. Einziehen wird die Caritas mit zwei Projekten. Zielgruppe sind Kinder und Senioren.

Die Gemeinschaft, die auf dem Gelände des Jugend-Kloster in Kirchhellen wohnt, wird künftig noch bunter: In das frühere Jugendhaus zieht die Caritas ein. Sie wird dort gleich zwei Angebote machen.

Aktuell laufen Umbauarbeiten in dem zweistöckigen, rot geklinkerten Gebäude, das 2003 gegenüber der Klosterkirche errichtet wurde. Früher wurden dort Jugendliche untergebracht, die Kurse am Kloster besuchten, und die Räume für Seminargruppen vermietet.

Jugend-Kloster Kirchhellen: Räume werden für Jugendarbeit nicht mehr benötigt

Doch die Jugendarbeit am Kirchhellener Kloster hat heute eine andere Ausrichtung, erklärt Hildegard Kückelmann aus dem Leitungsteam, und die Vermietungen waren während der Corona-Pandemie eingebrochen. Stellte sich die Frage: Wie die eigentlich nicht mehr benötigten Flächen künftig wirtschaftlich nutzen?

Das Jugend-Kloster in Kirchhellen aus der Luft betrachtet. In den Gebäudeteil unten (rot) zieht bald die Caritas mit zwei Angeboten ein
Das Jugend-Kloster in Kirchhellen aus der Luft betrachtet. In den Gebäudeteil unten (rot) zieht bald die Caritas mit zwei Angeboten ein © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Parallel war die Caritas auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten für eine neue Tagespflege mit 15 Plätzen, für die die Stadt Bottrop einen Bedarf in Kirchhellen ausgemacht hat. Wie sich zeigte, passt das neue Angebot für Seniorinnen und Senioren gut ins Erdgeschoss des alten Jugendhauses.

Es ist das erste Tagespflege-Angebot der Caritas überhaupt in Bottrop. „Für uns ist Kirchhellen als Standort interessant, weil wir hier bereits zwei stationäre Einrichtungen betreiben“, erläutert Fachbereichsleiter Alexander Hohler. Und zwar das Lorenz Werthmann Haus und das Haus St. Johannes. „Dazu kommt unsere ambulante Pflege.“

Caritas Bottrop: Nachfrage nach Tagespflege-Plätzen ist schon da

In der Tagespflege erhalten Seniorinnen und Senioren unter der Woche tagsüber eine pflegerische Versorgung und Betreuung; kehren dann wieder in die häusliche Umgebung zurück. Zum Programm gehören soll zum Beispiel das gemeinsame Zubereiten von Mahlzeiten, Körper- und Gedächtnistraining, kreatives Gestalten, Teilnahme am Leben in der Gemeinde und im Dorf. Baulich ist neben barrierefreien Räumen und Bädern eine Außenterrasse vorgesehen.

Plätze können an einzelnen Tagen gebucht werden oder mehrmals pro Woche. Ziel ist es laut Hohler, die Selbstständigkeit pflegebedürftiger Menschen zu erhalten und pflegende Angehörige zu entlasten.

„Die Tagespflege ist für uns eine gute Möglichkeit, die Angebotsvielfalt zu erweitert“, betont Hohler. Und die Nachfrage ist da, spürt Irena Glomb, Leiterin der stationären Häuser in Kirchhellen. „Es gibt Anwohner aus Kirchhellen, die besuchen jetzt eine Tagespflege in Dorsten oder Gladbeck.“ Die Familien würden sich schon darauf freuen, dass der Weg zur Tagespflege künftig kürzer sein könnte.

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Die Caritas führt bereits eine Voranmeldungsliste. Allerdings wird es bis zur Eröffnung der neuen Tagespflege am Jugendkloster noch etwas dauern. Angepeilt ist der Herbst dieses Jahres.

Schon früher wird Leben in die erste Etages desselben Gebäudes einziehen. Dort wird voraussichtlich zum 1. September eine Außenwohngruppe des Caritas-Kinderdorfes „Am Köllnischen Wald“ eröffnet. Neun Kinder und Jugendliche im Aufnahmealter von acht bis 14 Jahren erhalten hier ein neues Zuhause (auf Zeit). „Tatsächlich ist der Bedarf an stationärer Jugendhilfe steigend“, sagt Kinderdorf-Leiter Thomas Evers. In den vergangenen Jahren seien zusätzliche Plätze sowohl im Kinderdorf selbst als auch in Form einer Außenwohngruppe in Liebfrauen auf dem Eigen geschaffen worden. Die guten Erfahrungen mit letzterer waren Motivation für die neue Wohngruppe in Kirchhellen.

Einerseits steige der Bedarf unter anderem, weil Hilfen eher angenommen werden als früher. Andererseits sind die Jungen und Mädchen in der Regel nicht mehr so lange in der Heimunterbringung, kehren zurück in ihre Familien oder wechseln in Pflegefamilien.

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Die neue Außenwohngruppe soll den besonderen Schwerpunkt „Kunstpädagogik/Kunsttherapie“ bekommen. Leiterin Katharina Wawrzinek: „Für Kinder ist es oft schwer, ihre Erlebnisse und Gefühle in Worte zu fassen.“ Über den kreativen Ausdruck gelinge das häufig besser - und beim Malen oder Werkeln komme man auch unkomplizierter mit den jungen Leuten ins Gespräch. Weitere Schwerpunkte werden sein, Gemeinwesen orientiert zur arbeiten und auf eine saisonal-regional bestimmte Ernährung zu achten. Für beides bietet sich der Standort Jugend-Kloster in Kirchhellen ohne Frage an.

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Künftig wird das Jugend-Kloster, das den Umbau übernimmt, nicht einfach nur als Vermieter für die Caritas auftreten. Es ist auch eine Zusammenarbeit geplant, etwa bei gemeinsamen Festen, religiösen Angeboten in der Klosterkirche, Ferienaktionen oder dem Einsatz von Freiwilligen. „Für uns ist das Generationenübergreifende hier am Standort sehr interessant“, unterstreicht Hohler. Im Jugend-Kloster, einer Niederlassung der Redemptoristen, lebt man sowieso in einer Gemeinschaft von Alt und Jung. „Es sollen Kontakte untereinander entstehen“, sagt auch Hildegard Kückelmann.