Bottrop. . Caritas-Kinderdorf am Kölnischen Wald feiert in diesem Jahr sein Jubiläum. Einrichtung ging aus dem Städtischen Waisenhaus am Pferdemarkt hervor.
Das war nicht einfach nur ein Umzug in einen schönen Neubau, das war ein grundlegender Wandel. Im April 1958 wurden im städtischen Waisenhaus am Pferdemarkt Kisten und Koffer gepackt und samt der Kinder ins „Kindervollheim St. Ludgerus“ am Köllnischen Wald befördert. In diesem Jahr feiert das Caritas Kinderdorf – wie es heute heißt – seinen 60. Geburtstag.
Fürs bevorstehende Jubiläumsfest haben Thomas Evers, Leiter des Kinderdorfes, Fachbereichsleiter Michael Küperkoch und Caritassprecherin Sigrid Hovestadt in alten Unterlagen gekramt und viele Schätze zu Tage gefördert. Wie das „Heimbuch“ des Waisenhauses, das bis in die1920-er Jahre zurückreicht.
Ein Leben wie in der Familie
Mit dem Umzug an die Fernewaldstraße bekam die Einrichtung auch die Caritas als neuen Träger und ein modernes Konzept. Statt der großen Schlaf- und Eßsäle gab es sechs einzelne Häuser für 15 bis 17 Kinder, die wie eine Familie zusammenleben sollten „geleitet von einer mütterlichen Erzieherin“, heißt es in alten Papieren. Das waren die Schwestern des Ordens der Göttlichen Vorsehung, die mit aus dem Waisenhaus umzogen.
Sie blieben bis Anfang der 1990-er Jahre. Dann fehlte jüngeres Personal und: „Die soziale Arbeit hatte sich verändert“, erzählt Thomas Evers. Der Dipl. Sozialpädagoge arbeitet seit 1988 bei der Caritas und leitet seit 2011 das Kinderdorf. Die Arbeit wurde professioneller. „Wir sagen heute bewusst, wir sind kein Familienersatz.“ Es werden die Bedingungen geschaffen, um den Kindern eine gute Entwicklung zu ermöglichen. Dazu gehört auch eine Zusammenarbeit mit den Eltern, denn die Rückführung zu einem Elternteil ist immer auch ein Ziel. Bei einem Drittel der hier lebenden Kinder gelingt das auch.
Heute leben dort 50 Kinder und Jugendliche
58 Mädchen und Jungen leben heute auf dem Gelände, neun in einer Außenwohngruppe in Liebfrauen. 70 Mitarbeiter betreuen die Gruppen in mehreren Schichten rund um die Uhr, leben aber nicht mehr mit im Haus.
Aufgenommen werden Kinder ab sechs Jahren. Nicht mehr denkbar der Fall eines Jungen, der als Baby ins Kinderdorf kam und mit 21 Jahren ging. Fast alle haben heute ein Einzelzimmer, die letzten sind geplant, die Denkmalschutzbehörde muss noch zustimmen, denn seit 2009 steht das Kinderdorf unter Denkmalschutz.
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Psychische Erkrankungen, Drogenabhängigkeit, Probleme bei Scheidung und Trennung, Erziehungsschwierigkeiten, Gewalt und Missbrauch – das sind meistens die Gründe, warum Kinder ins Heim kommen. Früher war auch die uneheliche Geburt des Kindes einer.
Die Arbeit ist komplexer geworden, die Herausforderungen sind größer. Es gibt ein Netzwerk, mit dem das Kinderdorf heute zusammenarbeitet. Großes Thema der Zukunft bleibt der Übergang der jungen Erwachsenen in ein selbstständiges Leben danach. Möglichst schon mit 18, das wünschen sich die zahlenden Jugendämter.