Bottrop-Kirchhellen. Bei Kirchhellen Karibisch kommen hunderte Besucher ins Dorf. Was wünschen Sie sich für den Ortskern? Darauf geben viele eine klare Antwort.

Die Temperaturen steigen auf über 30 Grad, die Sonne knallt vom Himmel, mehrere Tonnen Sand bedecken den Johann-Breuker-Platz: Das Fest „Kirchhellen Karibisch“ hat am Wochenende viele Besucher in die Dorfmitte gezogen – eine Gelegenheit, um mit ihnen über ihre Wünsche und Ideen für Kirchhellen zu sprechen.

Seit Beginn des Jahres beschäftigen sich die Bezirkspolitiker über die Fraktionen hinweg mit der Aufwertung des Dorfkerns, vor allem des zentralen Platzes. Unterflurcontainer für Altglas, weitere Sitzbänke und Bäume gehören zu den Ideen. Spricht man mit den Besuchern des kleinen karibischen Festivals, eint sie der Wunsch nach mehr Gastronomie.

Kirchhellen: „Johann-Breuker-Platz braucht viele kleine Bars“

„Als die Tapas-Bar Lennox eröffnet hat, war das total schön“, sagt Nicole Neumann. Die 41-Jährige ist mit ihrem Mann und ihrem zweijährigen Sohn aus Dorsten gekommen, besucht Kirchhellen regelmäßig wegen der guten Einkaufsmöglichkeiten und der angenehmen Atmosphäre. Dass das Lennox nun, gut ein Jahr nach der Eröffnung, wieder schließen soll, findet sie bitter.

Auch interessant

Inhaberin Inga Riegel alias Ina Colada hatte vor einigen Tagen angekündigt, aus privaten Gründen und wegen Personalmangels ihr Gastro-Projekt wieder zu beenden. Schon jetzt gibt es keine warme Küche mehr, Ende Juni schließt das Lokal komplett. Wie es mit dem Standort weitergeht, ist noch unklar.

„Der Platz bräuchte viele kleine Bars und Treffpunkte“, findet die Dorstenerin. Kirchhellen habe viele Friseure, Boutiquen und Bäcker, aber zu wenig Gastronomie, vor allem eben am Johann-Breuker-Platz, wo es neben dem Lennox nur Bäcker Kläsener und den City-Grill gibt. „Es wäre sehr schade, wenn die Tapas-Bar nicht weiter als Restaurant geführt wird.“

Jungen Familien fehlen Treffpunkte in Kirchhellen

Auch Christoph Roland gefiel das „schöne Ambiente“ im Lennox. Der 35-Jährige und seine Frau Charlotte Roland (33) sind vor einem halben Jahr von Köln nach Kirchhellen gezogen – eine bewusste Entscheidung für den ruhigen Bottroper Norden, Charlotte Roland ist hier aufgewachsen.

Sie erwartet das zweite Kind, weiß die Einkaufsmöglichkeiten in Kirchhellen zu schätzen, aber auch das Grün drumherum, die Ruhe. „Sowas hier ist super“, sagt sie zu Kirchhellen Karibisch, das Zusammenkommen im Dorfkern, der Johann-Breuker-Platz als Treffpunkt. Auch wegen des Sandkastens, der am Rand des Platzes Spielmöglichkeiten für die Kinder bietet.

Christoph (l.) und Charlotte Roland (r.) mit Sandra und Dennis Lazar fühlen sich wohl in Kirchhellen, ihnen fehlen aber Angebote für junge Familien.
Christoph (l.) und Charlotte Roland (r.) mit Sandra und Dennis Lazar fühlen sich wohl in Kirchhellen, ihnen fehlen aber Angebote für junge Familien. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Was ihnen fehlt, ist ein Elterncafé, ein Ort, an dem junge Familien sich treffen können. Das gastronomische Angebot tagsüber sei doch eher an eine ältere Zielgruppe gerichtet. Ähnlich sehen es Sandra und Dennis Lazar, die vor acht Jahren von Bottrop nach Kirchhellen gezogen sind und eine Tochter im Kindergartenalter haben.

„Für junge Eltern gibt es zu wenige Angebote“, sagt Sandra Lazar. Dabei geht es nicht nur um Aktivitäten mit Kindern, sondern auch Lokale abends zum Ausgehen, jetzt wo das Brauhaus nicht mehr im Regelbetrieb öffnet, und das Lennox kurz vorm Aus steht. Die öffentliche Anbindung von und nach Kirchhellen sei nicht optimal, „nach 22 Uhr fährt nichts“. Trotzdem, die beiden fühlen sich wohl im Ort, schätzen das gute Zusammenleben mit den Nachbarn. „Das Klientel hier ist super“, sagt die 35-Jährige. „Nach Bottrop fahren wir gar nicht mehr“, sagt ihr Mann.

Besucher aus Dorsten: „Kirchhellen ist so ein schöner kleiner Ort“

Nicht wenige kommen sogar extra nach Kirchhellen, um hier Zeit zu verbringen, so wie Martina (61) und Johannes Müller (66), die heute Kirchhellen karibisch erleben wollen, aber auch sonst regelmäßig aus Dorsten ins Dorf fahren. „Kirchhellen ist so ein schöner kleiner Ort“, sagen sie. „Das nördliche Ruhrgebiet hat einfach Flair und ist gemütlich.“

Mit den Einkaufsmöglichkeiten sind auch sie zufrieden, die Dorfmitte zum Verweilen sei an normalen Tagen allerdings nichts. „Heute ist es ein bisschen wie Urlaub“, sagen sie mit Blick auf den aufgeschütteten Sand, die Palmen und Cocktails. „Aber sonst ist der Platz tot.“ Auch sie wünschen sich mehr Gastronomie, größere Außenbereiche, Biergarten-Gefühl – eben Treffpunkte, zu denen man gerne hingeht.