Bottrop. Ein Bottroper erzählt, warum seine Frau zum Tagespflege-Gast beim ASB wurde. Und wie das Paar seit fünf Jahren von der Einrichtung profitiert.
Als die Alzheimer-Erkrankung von Ingrid Hüttermann, heute 80, fortschritt, rang ihr Mann Klaus mit sich: „Zuhause kommt man mit der Krankheit nicht alleine zurecht. Man versucht stark zu sein, aber Hilfe ist dringend nötig“, sagt der 81-Jährige. Die Lösung fand er im Angebot der Tagespflege: Tagsüber, vom Frühstück bis zum Nachmittagskaffee, weiß er seine Frau von Fachkräften gut umsorgt. Und schöpft selbst Kraft für seine Aufgaben als pflegender Angehöriger.
ASB-Tagespflege „Zur Gartenstadt“ öffnete vor fünf Jahren
Das Paar gehörte zu den ersten Bottropern, die das Tagespflege-Angebot des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) „Zur Gartenstadt“ in Anspruch nahm. Vor fünf Jahren öffneten die wohnlich eingerichteten Räume in Welheim ihre Pforten. Damals kam Ingrid Hüttemann für einen Tag in der Woche her, mit Fortschreiten der Krankheit wurden es schließlich fünf.
Das ist typisch für die Tagespflege: Dass die Gäste die Anzahl ihrer Besuchstage in der Regel wählen können, wobei die Kosten teils selbst zu tragen sind. „Wir haben 16 Plätze pro Tag. Viele kommen zweimal in der Woche“, berichtet Steffi Papierok, stellvertretende Pflegedienstleiterin. Andere Senioren nutzen einen Tag pro Woche, einfach um daheim nicht zu vereinsamen. „Wir haben jeden Tag eine neue Familie.“
Alle zwei Monate am Samstag geöffnet
Geöffnet ist alle acht Wochen auch samstags bis 14 Uhr. „Dann machen wir oft Ausflüge. Wir waren schon am Tetraeder oder im Quadrat“, erzählt Papierok. Ein Angebot, um Angehörige auch mal an einem Samstag zu entlasten.
Viele Angehörige müssen für sich allerdings erst einmal klar bekommen, dass die Inanspruchnahme der stundenweise Tagespflege nichts mit Abschieben des Pflegebedürftigen zu tun hat. „Ich habe auch gedacht: Ich kann meine Frau doch nicht abgeben“, sagt Hüttermann. Andererseits ginge es ohne Hilfe zu Hause auch nicht weiter: „Da sind die Weglauftendenzen. Und irgendwann waren kein Löffel und keine Gabel mehr in der Schublade, sondern unter dem Kopfkissen“, nennt er Beispiele. Oder: „Ich sitze neben ihr und sie sagt: Wann kommt mein Mann nach Hause? Das sind Stadien der Erkrankung, die hauen einen um.“
Feste Tagesstruktur und gemeinsame Aktivitäten
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Heute weiß der Angehörigenvertreter, dass es seiner Frau in der Tagespflege, in der Gemeinschaft besonders gut geht. Die feste Tagesstruktur sieht u.a. Aktivitäten wie singen, basteln, backen vor. „Wir versuchen möglichst viel von den Ressourcen, die da sind, noch zu erhalten“, so Papierok. „Wie bei den Haushaltsarbeiten.“ Die Zutaten fürs Möhrengemüse heute zum Beispiel haben Gäste selbst geschnippelt. „Fähigkeiten, die vielleicht zu Hause verloren gehen würden, können wir hier oft länger erhalten“, ergänzt Caroline Atmaca (Bereichsleitung Pflege beim ASB).
„Die Nachfrage nach Plätzen ist da, wir haben Wartelisten“, sagt Papierok. Der ASB betreibe noch die Interkulturelle Tagespflege „Am Germaniahof“ und wolle bald eine dritte Tagespflege in Stadtmitte eröffnen.
Neben dem Angebot des ASB gibt es in Bottrop noch eine Tagespflege bei der Diakonie sowie den Tagestreff für Demenzkranke bei den Maltesern. Weitere Infos gib es bei der städtischen Senioren- und Pflegeberatung. Kontakt: Tel. 02041 70 43 91.
Tag der offenen Tür in Welheim
Zum fünften Geburtstag der ASB-Tagespflege „Zur Gartenstadt“ sind Interessierte am Samstag, 5. Oktober, von 11 bis 15 Uhr zu einem Tag der offenen Tür eingeladen (An der Kommende 13). Geplant ist ein Oktoberfest mit Kuchen, Brezeln und passendem Fingerfood. Zum Programm gehört ein Auftritt des Schlagerchors Bottpourrie.
Seit über einem Jahr hat sich an der Tagespflege auch eine Angehörigengruppe etabliert, die sich einmal im Monat zum Austausch trifft oder Referenten hört. Außerdem bieten die Fachkräfte eine Beratung auch über die Tagespflege hinaus.