Bottrop. Alle Apotheken in Bottrop bleiben am Mittwoch geschlossen, nur eine in Kirchhellen macht den Notdienst. Die Mitarbeiter und Inhaber protestieren.
Wer am kommenden Mittwoch Medikamente braucht, wird in Alt-Bottrop keine bekommen. Lediglich die Glückauf-Apotheke in Kirchhellen bleibt am 14. Juni für den Notdienst geöffnet. Denn mit dem deutschlandweiten Protesttag, an dem sich alle Bottroper Apotheken beteiligen, wollen die Apotheken auf ihre schwierige Situation aufmerksam machen.
„Das Bild vom reichen Apotheker war in den 80ern noch richtig, heute nicht mehr“, sagt Karima Ballout, Vorsitzende der Bezirksgruppe Bottrop im Apothekerverband Westfalen-Lippe. In den vergangenen zehn Jahren haben 17 Apotheken geschlossen – das Geschäft lohne sich kaum noch.
Apotheken-Protesttag: Alle Apotheken in Bottrop geschlossen
Die Kritik richtet sich gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Apotheken leiden unter „massiven Lieferengpässen, lähmender Bürokratie und eine mittlerweile defizitären Vergütung“, sagt Ballout. Ja, der Umsatz sei in den vergangenen Jahren gestiegen, das liege aber an immer mehr hochpreisigen Medikamenten. Der Gewinn für die Apotheken steigert sich dadurch nicht. „An einem 30.000-Euro-Medikament verdiene ich 30 Euro“, so die Inhaberin der Westfalia- und der Post-Apotheke.
Hinzu kämen die gestiegenen Kosten, wie alle anderen sie auch hätten – nur dass die Apotheken sie nicht abrechnen können und an die vorgeschrieben Vergütungssätze gebunden sind. Geeignetes Personal zu bekommen, sei ebenfalls schwierig.
„Die Bewerberinnen und Bewerber sind auf der Forderungsseite, weil sie rar sind“, sagt Ballout. So zahle ein Apotheker auch mal 20 Prozent über Tarif, um eine Fachkraft zu gewinnen. „Ich verdiene teilweise weniger als meine Filialleiter“, so die Apotheken-Inhaberin. Eine Apotheke zu betreiben, werde immer unattraktiver, die Filialdichte wird somit sukzessive ausgedünnt.
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Protestmarsch der Apotheker durch die Bottroper Innenstadt
Karima Ballout appelliert an das Verständnis der Kundinnen und Kunden, die am Mittwoch vor geschlossenen Türen stehen. „Wir protestieren für unsere Patientinnen und Patienten und verzichten in ihrem Interesse auf diesen Öffnungstag. Denn sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt, weil sich die Rahmenbedingungen für die Apotheken zunehmend verschlechtern.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Apothekenleiterinnen und –leiter kommen am Mittwoch, 14. Juni, um 11 Uhr am Gleiwitzer Platz zu einem Protestmarsch zusammen und laufen durch die Stadt zum Rathaus, wo sie um 5 vor 12 Uhr zu einer Kundgebung zusammenkommen.